Klar, dass man mit stolzen 125 Jahren eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat. So auch die Bremer Buchhandlung Storm in der Langenstraße: Mehrere Umzüge und Inhaberwechsel hat sie hinter sich, dazu die Bombadierung im Zweiten Weltkrieg, eine Insolvenz, aber auch mehrere Preisgewinne. Wenn die Buchhandlung ihre Autobiografie schreiben könnte, käme dabei wohl eine mehrbändige Reihe heraus.
Hier seien zumindest mal kurz die Eckdaten genannt: Am 25. April 1897 eröffnete Johannes Storm, Neffe des Schriftstellers Theodor Storm, seine Buchhandlung Am Wall 163. Der Worpsweder Künstler Heinrich Vogeler gestaltete die Räume. Die "Bremer Nachrichten" urteilten: "Entzückend einfache, sehr praktische Schränke, deren Holzton dem Ganzen, gut proportionierten Raum eine behagliche natürliche Stimmung gibt." Und: "Aufs Angenehmste" könne man sich "in einer unnutzen halben Stunde" in dem angrenzenden Lesezimmer aufhalten.
1932 zog die Buchhandlung an den Domshof, wo Bomben sie während des Zweiten Weltkriegs im Oktober 1944 weitestgehend zerstörten. Der damalige Inhaber Wolf Herrmann eröffnete den Laden nach dem Krieg provisorisch in einer Privatwohnung auf 40 Quadratmetern. In einer Zeit, in der an Homeoffice noch nicht zu denken war, mussten die Mitarbeiter teils zuhause arbeiten – aus Platzmangel. So geht es jedenfalls aus einem Brief hervor, den Herrmann an die Stadt Bremen geschrieben hat, und in dem er darum bittet, "ein größeres Lokal beziehen zu können". 1950 war es soweit: Storm kam zunächst am Herdentorsteinweg unter, zwei Jahre später dann in der Obernstraße.
1970 übernahm der Unternehmer Jürgen Neher die Leitung, der sein Bremer Bücherreich stetig erweiterte: Unter anderem kaufte er auch die Buchhandlung Melchers in der Sögestraße. In den 1980er-Jahren eröffnete er in der Langenstraße 10 die damals größte Buchhandlung Bremens, bestückt mit Fachliteratur.
Die geisteswissenschaftliche und literarische Abteilung zog Mitte der 1990er-Jahre in die Langenstraße 11, die sogenannte Belle Etage. Das große Haus in der Nummer 10 musste im Jahr 2003 aufgrund eines Insolvenzverfahrens schließen, doch die Buchhandlung in der Nummer elf bleibt bestehen. Bis heute.
"Ich glaube, dass alle Inhaber dieser Buchhandlung das Talent hatten, auf die Wünsche der Kundinnen und Kunden einzugehen", meint Alexandra Rempe, die seit Anfang 2017 Chefin der Buchhandlung Storm ist. "Auch jetzt bieten wir noch ein sehr ausgewähltes Sortiment an mit einem literarischen und geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt." Das würden sowohl die Stammkunden als auch Touristen schätzen.
Passend zum Jubiläum hat die Buchhandlung ein neues Erscheinungsbild bekommen. Im Zentrum des Verkaufsraums steht nun eine große, gebogene Theke. Zukünftig sollen hier auch Kaffeespezialitäten sowie ein Gäste-Wlan angeboten werden, kündigt Rempe an. Ob die neue Einrichtung an jene von Heinrich Vogeler anknüpft, lässt sich übrigens nicht sagen: Bilddokumente von damals gibt es keine mehr.