Kinder und Jugendliche haben unter den Einschränkungen in der Pandemie gelitten. Vielen fehlten Bewegung, soziale Kontakte und direkte Ansprache beim Lernen in Phasen des Distanzunterrichts. Um diese Folgen abzumildern, unternehmen Bremens Schulen nun zusätzliche Anstrengungen, um die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Dafür fließen Mittel aus dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona". Bislang wurden im kleinsten Bundesland knapp 1,5 Millionen Euro für verschiedenste Projekt bewilligt.
Viele Grundschulen möchten über die Initiative "Rent a teachersman" einen männlichen Lehramtsstudenten zur Verstärkung in ihre Klassenzimmer holen. Im Rahmen des Aufholprogramms werden Lernferien, Intensiv-Lesekurse, Sportfeste und spezielle Lern-Apps als coronabedingte Sondermaßnahmen finanziert. Beliebt ist bei vielen Schulen, mit dem Sportgarten in der Pauliner Marsch zusammen zu arbeiten. Dadurch können sie ihren Klassen laut Bildungsbehörde zum Beispiel Skate- und Inliner-Kurse oder Basketball- und Volleyballtraining anbieten. Um zusätzliches Personal für Schulen zu gewinnen, seien auch Kooperationen mit Sportvereinen möglich, sagt Behördensprecherin Maike Wiedwald: Trainer aus Sportvereinen könnten zum Beispiel an einer Ganztagsschule ein Angebot fürs Fußballspielen machen.
250 Anträge bewilligt
In der ersten Antragsphase im November reichten 114 Schulen in Bremen und Bremerhaven insgesamt 426 Anträge für das Aufholprogramm ein. Das geht aus einer Vorlage der Behörde hervor, die an diesem Mittwoch Thema in der Bildungsdeputation ist. 250 Anträge wurden positiv bewertet, 78 Anträge werden noch geprüft. Vom 17. Januar bis 7. Februar konnten Schulen erneut Mittel aus dem Bundestopf beantragen. Wie viele Schulen im neuen Jahr einen Antrag gestellt haben, ist noch unklar: "Wir wissen aber, dass viele Schulen diese Möglichkeit nutzen", sagt Wiedwald.
Als Voraussetzung dafür, dass die Bundesmittel fließen, sollten die Schulen zuerst erheben, welche Kinder besondere Defizite haben. Dazu wurden in der Stadt Bremen die ersten Wochen des Schuljahres bis Ende September zu einer Diagnose-Phase erklärt. Schulkollegien sollten sich in dieser Zeit die Kinder genau ansehen. Nun liegen Ergebnisse vor.
Besonders großen Handlungsbedarf sehen Lehrkräfte an Oberschulen, Berufsschulen und Förderzentren. An Oberschulen bescheinigten die Lehrkräfte gerade einmal einem Viertel ihrer Schüler, sie hätten in Deutsch und Mathematik "überwiegend gute Kompetenzen". Jeder dritte Oberschüler brauche in Mathe zusätzliche Hilfen, in Deutsch gelte das für jeden vierten. An Grundschulen und Gymnasien wurden etwas weniger Kinder als förderbedürftig eingeschätzt. Aber auch an den Grundschulen wurden bei vielen Kindern Lücken in Deutsch und Mathe wahrgenommen. Dort fielen den Lehrkräften aber auch bei jedem zweiten Kind Schwächen in der sozial-emotionalen Entwicklung auf. Vielen Berufsschülern attestierten ihre Lehrer Defizite bei der Berufsorientierung und der beruflichen Handlungskompetenz.