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Werder Bremen Mielitz verändert Spielweise

Bremen. Ob Sebastian Mielitz eines Tages als gleichwertiger Tim-Wiese-Ersatz oder sogar mehr gelten wird, lässt sich seriös heute noch nicht sagen. Fest steht aber: Mit Sebastian Mielitz im Tor ist das Werder-Spiel ein anderes.
20.09.2012, 05:00 Uhr
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Mielitz verändert Spielweise
Von Marc Hagedorn

Bremen. Tim Wiese erlebt bei 1899 Hoffenheim gerade die wohl schwierigste Phase seiner Karriere. Seinen Posten in der Nationalmannschaft hat er verloren, er kassiert Gegentore am Fließband und ist nun auch noch verletzt. In Bremen gewöhnt sich derweil sein Nachfolger ein. Ob Sebastian Mielitz eines Tages als gleichwertiger Wiese-Ersatz oder sogar mehr gelten wird, lässt sich seriös heute noch nicht sagen. Fest steht aber: Mit Sebastian Mielitz im Tor ist das Werder-Spiel ein anderes.

Am Mittwoch im Training funktionierte es zweimal wie gewünscht. Sebastian Mielitz hatte einen Ball gehalten und postwendend mit einem schnellen Abwurf den Gegenangriff über die Außenpositionen eingeleitet. So stellt man sich das bei Werder neuerdings vor. "Das war ja mit ein Grund dafür, auf der Torwartposition eine Änderung vorzunehmen", sagt Werder-Boss Klaus Allofs.

Der Wechsel von Tim Wiese hin zu Sebastian Mielitz sparte den Bremern nicht nur ein ordentliches Millionengehalt, sondern passt sich auch fußballerisch in den Komplettumbau ein. In allen Mannschaftsteilen hat Thomas Schaaf in den vergangenen 14 Monaten gestandene Persönlichkeiten verloren: Naldo und Per Mertesacker in der Abwehr, Torsten Frings und Tim Borowski im Mittelfeld, Claudio Pizarro im Sturm, Wiese im Tor. Leicht vereinfacht könnte man sagen: Werder ist nun auch auf dieser Position jünger und moderner geworden.

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Das ist keine Bremer Erfindung, sondern eine Entwicklung, die vor zwei, drei Jahren ihren Anfang genommen hat: Oliver Baumann (22 Jahre) in Freiburg und wenig später Ron-Robert Zieler (23) in Hannover waren die ersten Teenager der neuen deutschen Torwart-Welle, die in der Bundesliga für Furore sorgten. Marc-Andre ter Stegen in Gladbach und Bernd Leno in Leverkusen gehen als gerade mal 20-Jährige schon in ihre zweite komplette Spielzeit. Und auf Schalke hat Lars Unnerstall (22) vergangene Saison debütiert, er ist jetzt die Nummer eins genau wie neuerdings Kevin Trapp (22) in Frankfurt, der Eintracht-Idol Oka Nikolov (38) abgelöst hat. Das Bemerkenswerte daran: Der Wechsel ist überall beinahe reibungslos vonstattengegangen.

Auch in Bremen? Klaus Allofs ist nach drei Bundesligaspielen "zufrieden damit, wie Sebastian spielt". Allofs hat sich schon festgelegt: "Das ist kein Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr." Der Werder-Boss hebt Sebastian Mielitz damit auf eine Stufe mit Tim Wiese. In einem Bereich sieht Allofs die neue Bremer Nummer eins sogar schon im Vorteil: "Bei der Spieleröffnung liegen Welten zwischen ihnen."

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In den ersten Bundesligaspielen war das indes nur andeutungsweise zu erkennen. Mielitz stürmt zwar, sobald er den Ball in den Händen hält, sofort Richtung Strafraumgrenze, die passende Anspielstation aber findet er noch selten. Mielitz muss die Gegenattacke dann oft abbrechen und doch das kurze Anspiel zu einem Nebenmann vorziehen. Mielitz wirkt in diesen Momenten hektisch, was unvorteilhaft für die Ausstrahlung ist. "Vom Auftreten her", gibt Allofs zu, "ist Sebastian der Gegenentwurf zu Tim Wiese. Dass er noch nicht die Souveränität haben kann, wie ein Torwart, der schon zehn Jahre dabei ist, ist doch aber klar. Das braucht Zeit." Zeit, die man Mielitz in Bremen geben will.

Als "ganz entscheidend" für die Stellenbeschreibung eines modernen Torwarts bezeichnet Andreas Köpke, Torwarttrainer der deutschen Nationalmannschaft, das sogenannte Umschaltspiel, wenn der Torwart den Ball zügig ins Spiel zurückbringt. ",Miele’ will jedes Mal schnell rausspielen. Das macht unser Spiel besser", sagt Zlatko Junuzovic, der sich zuletzt als zentraler defensiver Mittelfeldmann vor Mielitz gut aufgehoben fühlte. ",Miele’ spielt sehr gut mit, fängt Bälle früh ab."

Deshalb riskiert Trainer Thomas Schaaf es, Werders Abwehr in dieser Saison ein ganzes Stück weiter weg vom eigenen Strafraum zu postieren. "Das ist ganz wichtig, wenn wir Pressing spielen", erklärt Junuzovic. Auf diese Weise macht man das Spielfeld kleiner, engt den Handlungs- und Entscheidungsspielraum für den Gegner ein. Im Idealfall erobert man auf diese Weise früh den Ball. Das gelingt den Bremern in der Tat nun deutlich häufiger als im Vorjahr, auch ein Grund dafür, weshalb mehr Zug und Tempo im Werder-Spiel ist.

Die Arbeit des Torwarts hat sich also verändert. "Aber das Grundsätzliche war und ist das Halten der Bälle", sagt Köpke. Mielitz macht das nach Einschätzung der Werder-Oberen gut. Einen Torwartfehler, der zu einem Tor führte, hat Allofs noch nicht lokalisiert. Auch nicht bei dem Freistoß, der am Sonnabend zum 1:0 für Hannover führte. "Da kann er gar nichts gegen machen", sagt Allofs, "das wäre eher ein Fall für die Mauer gewesen, da hätte man sich größer machen müssen, damit der Spieler den Ball erst gar nicht so schießen kann." Auf eine Torwartdiskussion lässt sich Allofs nicht ein. Im Gegenteil. Er sagt: "Wir sind froh, dass wir ihn haben."

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