Geschichte des Volksfestes
Historische Bilder vom Bremer Freimarkt
In rasante Fahrgeschäfte stiegen die Bremer schon gerne vor über 100 Jahren. Doch mit den heutigen Achterbahnen hatte das wenig zu tun. Wir zeigen den Freimarkt im Wandel der Zeiten – von 1898 bis 1990.
„Na, Frollein, wollen Sie mal?“ An der Schiffsschaukel hat es zwischen Metta Nolte und Ernst Jordan gefunkt – vor mehr als 100 Jahren. Eine Postkarte von 1898 zeigt die Schiffsschaukel auf dem Freimarkt.
Bruno Bürger
Eine historische Postkarte vom Bremer Freimarkt, um die Jahrhundertwende 1900 entstanden. Seejungfrau und Riesenkind, Menschenfresser und Tingeltangel gehörten zu den Attraktionen, die damals zu sehen waren. Allerdings spiegeln Ansichtskarten ja nicht immer unbedingt die volle Wahrheit wider...
FR
Noch eine historische Postkarte vom Bremer Freimarkt, ebenfalls um die Jahrhundertwende 1900 entstanden.
FR
Eine historische Aufnahme vom Bremer Freimarkt auf dem Domshof aus dem Jahr1913. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Freimarkt schon auf die Domsheide, die Wallanlagen, die Umgebung des Bahnhofs, das Rembertiviertel, die Hohenlohestraße und die Neustadt ausgebreitet. Die einzelnen Bereiche waren nicht miteinander verbunden – wurden jedoch als kombiniertes Volksfest bewertet. Ab 1913 wurde der Freimarkt komplett auf den Grünenkamp in der Neustadt verlegt.
FR
Freimarkt auf dem Domshof im Jahr 1913.
FR
Der Freimarkt auf dem Marktplatz ist auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1913 zu sehen - inklusive Schmalzkuchen- und Honigkuchen-Ständen. (Das Bild stammt aus dem Wettbewerb der Bremer Nachrichten für Liebhaber-Photographen. Platz 1 ging an "Wilhadi unter den Bäckern" - Kupfer-Tiefdruck von Carl Schünemann, Bremen.)
Carl Schünemann
Der Freimarkt in der Neustadt im Jahr 1928 (vermutlich im Hohentor). Seit 1890 wurde die Neustadt in die Ausstellungsfläche des Freimarkts einbezogen. Ab 1913 fand der Markt für einige Jahre komplett auf dem Neustädter Grünenkamp (Bereich Westerstraße) statt.
FR
Historische Postkarte vom Bremer Freimarkt aus dem Jahr 1938. Seit 1934 findet der Freimarkt auf der Bürgerweide statt.
G.A.D. Bremen
Während des Zweiten Weltkriegs fiel der Bremer Freimarkt aus. Lediglich 1939 wurde er, obwohl man sich schon im Krieg befand, noch ein einziges Mal zugelassen. Er fand allerdings nur als Budenstadt auf dem Domshof statt.
Walter Cüppers
1946 fand der erste provisorische "Friedens-Freimarkt" nach dem Krieg statt. Zwei Jahre später war das Volksfest schon wieder in ganzer Pracht auf der Bürgerweide zu sehen, wie diese Aufnahme von 1948 zeigt.
Georg Schmidt
1948: Besucher stehen Schlange für ein Foto.
Georg Schmidt
Und so sah das dann aus, wenn 1948 Fotos auf dem Freimarkt gemacht wurden.
Georg Schmidt
Der Autoscooter sah 1948 auch noch etwas anders aus.
Georg Schmidt
Eine große Attraktion 1948 auf dem Freimarkt: Der Muskelmann. Besucherinnen durften testen, ob die Muskeln wirklich echt waren...
Georg Schmidt
Kurioses gab es auch auf dem Freimarkt 1949 genug. Hier sind dressierte Hunde in Kleidern zu sehen. Das wäre heute kaum noch denkbar, begeisterte damals aber die Kinder.
Georg Schmidt
Die Fahrgeschäfte waren 1949 für heutige Verhältnisse noch unspektakulär.
Georg Schmidt
Das Foto zeigt das Freimarkt-Begräbnis im Jahr 1949. Arbeiter der Atlaswerke hatten den Sarg gerfertigt, aus Holz, welches die Firma Steinbrügge & Berninghausen gestiftet hatte. Unter Anteilnahme großer Menschenmassen wurde er nachts um 22 Uhr von der Großen Weserbrücke in die Weser geworfen. In der Kiste lag ein nach Originalvorlage hergestellter "Totenkopf". Angetan mit weißem Hemd und roter Fliege sprang er auf einen Hebeldruck hin aus dem Sarg, und seine Glühbirnen-Augen leuchteten.
Georg Schmidt
1951: Die WESER-KURIER-Figur "Klein-Roland" verteilt Fähnchen auf dem Freimarkt.
Georg Schmidt
Freimarkteröffnung im Jahr 1953 vor dem Hauptbahnhof - mit dem "Kleinen Roland" vom WESER-KURIER.
Georg Schmidt
Seit 1954 ist die "Fliegerschule" von "Schippers & van der Ville" auf dem Freimarkt vertreten. Der "Zeppelin-Wolkenflug" nahm schon 1929 teil.
Hinrich Pundsack
"Klein-Roland" vom WESER-KURIER saß 1956 hoch zu Ross. Tausende sahen dem Freimarktsumzug durch die Stadt zu.
Werner Krysl
Rasante Fahrgeschäfte wie der "Wellenflug" und "Round-Up" waren bereits im Jahr 1957 sehr beliebt. „Eine verschwenderisch schillernde Kulisse vor dem nachtschwarzen Himmel“ stand dazu im WESER-KURIER.
Georg Schmidt
Der erleuchtete Freimarkt bei Nacht im Jahr 1957.
Georg Schmidt
Drehorgel, Drehorgelspieler und Leierkasten im Jahr 1958. Die Orgeldreher sind einfach ein Stück Freimarkt.
Lohrisch-Achilles
Bremer Freimarkteröffnung 1959. Pünktlich um 10.30 Uhr wurde das größte norddeutsche Volksfest zu Füßen des Roland eröffnet. Tausende drängten sich auf dem Marktplatz, während viele hundert Luftballons in den blassblauen Herbsthimmel stiegen. Auf der Bürgerweide warteten inzwischen rund 400 Schausteller auf den Startschuss.
Klaus Sander
So sah der Freimarkt auf der Bürgerweide 1965 von oben aus.
Klaus Sander
Die Fahrgeschäfte wurden komplexer. Dieses erinnert an den "Breakdancer" - aufgenommen im Jahr 1969.
Georg Schmidt
1969: Eine ältere Frau bekommt ein Lebkuchenherz überreicht.
Georg Schmidt
Leuchtende Kinderaugen auf dem Karussell im Jahr 1969.
Georg Schmidt
Ob Pferde oder Schweine - die rotierenden Kinderkarussels waren 1969 bei den kleinen Freimarkt-Besuchern genauso beliebt wie heute.
Georg Schmidt
Etwas mehr Nervenkitzel versprach diese Schaukel ( 1969).
Georg Schmidt
1970 trank Bürgermeister Hans Koschnik einen Schnaps auf dem Bremer Freimarkt. Neben ihm saß sein Sohn Peter.
Klaus Sander
Beim Freimarktumzug durfte der Roland 1974 sitzen, während die Radler auf ungewöhnlichen Modellen sich abstrampelten. Das Niederdeutsche Theater hatte manches dieser Räder von weit her geordert. Eines wurde sogar aus Sinsheim bei Heidelberg nach Bremen geschickt.
Rolf Wilm
In manchen Bremer Familien können die Nachfahren listig behaupten, der Vorfahr habe schon 1913 ein Auto gefahren. Beweis: ein vergilbtes Foto. Doch wir verraten etwas: Man konnte sich in dieser imposanten Pose am Fotografenstand auf dem Grünenkamp (Neustadt) im Jahr 1978 zur Freimarktszeit ablichten lassen.
Klaus Sander
Freimarktumzug am Bremer Marktplatz 1978: Auf dem Wagen ist eine Figur von Karl-Heinz Sengstake zu sehen (gezeichnet von Volker Ernsting). Mit seiner Frau Hannelore warb er ab 1985 bis 1993 als Symbolfigur für das traditionsreiche Bremer Volksfest.
Rolf H. Kruse
Menschen am Straßenrand warten beim Bremer Freimarktsumzug 1980 auf Kamelle.
Walter Schumann
Die großen Luftballons waren ein Muss beim Freimarktsumzug - auch im Jahr 1980.
Walter Schumann
Buden und Fahrgeschäfte im Jahr 1984.
Jochen Stoss
Die Eröffnung des 950. Freimarkts (Kleiner Freimarkt) im Jahr 1985 geschah traditionell durch die Schornsteinfeger. Der Roland auf dem Bremer Marktplatz konnte sich nicht gegen das große Lebkuchenherz wehren.
Jochen Stoss
Das Ehepaar Hannelore und Karl-Heinz Sengstake im Jahr 1985. Die beiden waren von 1985 an acht Jahre lang die Symbolfiguren des Festes.
Rosemarie Rospek
Nein, "o'zapft" ist nicht, es ist angezapft: Der Freimarkt wurde 1985 von Klaus Wedemeier eröffnet. Mit dem Anstich eines Bierfasses und dem Anschneiden einer Riesengeburtstagstorte durch das Ehepaar Sengstake begann das Jubiläumsvolksfest. In diesem Jahr wurde nicht nur auf der Bürgerweide, sondern auch auf dem Marktplatz und auf dem Liebfrauenkirchhof gefeiert.
Jochen Stoss
1985: Das Foto zeigt Senator Volker Kröning und Pastor Abramzik, der ein Riesenrad weihte. Hinten rechts stehen Karl-Heinz und Hannelore Sengstake.
Jochen Stoss
Das Kettenkarussell "Wellenflug" im Jahr 1989.
Rosemarie Rospek
Großes Spektakel beim Freimarktsumzug 1990: Besucher empfangen die bunten Wagen auf dem Marktplatz. Weitere Fotos von Freimarktsumzügen der vergangenen Jahrzehnte bis hin zum ersten Umzug 1968 finden Sie in dieser Fotostrecke.
Der Bremer Freimarkt hat eine bewegte Geschichte: Er findet seit dem Jahr 1035 statt. Seit diesem Jahr hatte Bremen die kaiserliche Erlaubnis, zweimal im Jahr einen Markt auf dem Unser-Lieben-Frauen-Kirchhof zu veranstalten.
Anfang des 15. Jahrhunderts zog der Freimarkt auf den Marktplatz um. Das Fahrende Volk stellte Attraktionen wie exotische Tiere und menschliche Kuriositäten zur Schau. 1809 gab es das erste Karussell. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Domshof in die Ausstellungsfläche einbezogen, und von 1803 bis 1830 die Weserhalbinsel. 1862 breitete er sich ins Rembertiviertel (Mitte) und 1889 in die Hohenlohestraße (Barkhof/Schwachhausen) aus.
1890 fand der Freimarkt in der Neustadt auf der Freifläche Grünenkamp (Bereich Westerstraße/Lucie-Flechtmann-Platz) und im Hohentor statt. Seit 1934 gibt es den Freimarkt auf der Bürgerweide. Wegen des Zweiten Weltkriegs fand das Fest von 1940 bis 1945 nicht statt.
Unsere Bildergalerie zeigt die Entwicklung des Freimarkts über fast 100 Jahre – von 1898 bis 1990.