In einem aktuellen Mobilitätsvergleich des ADAC belegt Bremen den neunten Platz unter 15 deutschen Großstädten. Die Studienergebnisse hat der Verein am Dienstag vorgestellt. Erhoben wurde die Zufriedenheit von Einwohnern, Pendlern und Besuchern in den vier Hauptkategorien Pkw, ÖPNV, Fahrrad und Fußgänger.
Den Ergebnissen zufolge sind die Bremer Befragten insgesamt deutlich unzufriedener mit ihrer Mobilitätssituation als noch im Jahr 2017, als die Erhebung zuletzt durchgeführt worden war. Damals hatte Bremen im Städtevergleich den vierten Platz belegt. Bundesweit sind die Zufriedenheitswerte gesunken. Spitzenreiter im aktuellen Vergleich ist, wie bereits 2017, Dresden. Mit deutlichem Abstand folgen Leipzig und München, Schlusslicht ist Duisburg.
Verschlechterung in allen Kategorien
Für Bremen ist eine deutliche Verschlechterung in der Kategorie Pkw erkennbar – in diesem Bereich fällt der sogenannte Indexwert mit -16 negativ aus. Im ADAC-Ranking sind die Minimalwerte und Maximalwerte mit -100 und 100 definiert. Ein Indexwert von null Punkten bedeutet, dass Zufriedenheit und Unzufriedenheit mit der Mobilität beziehungsweise einer Fortbewegungsart ausgeglichen sind.
2017 lag der Pkw-Indexwert für Bremen bei drei Punkten. Auch in den Bereichen ÖPNV (von 31 auf 17), Fahrrad (von 24 auf sechs) und Fußgänger (von 34 auf 18) ist die Zufriedenheit deutlich gesunken. Der Gesamtindex liegt in Bremen nun bei sechs Punkten, nachdem es 2017 noch 23 waren.
Insgesamt sind die befragten Einwohner Bremens mit der Mobilitätssituation deutlich zufriedener als die Einpendler – in den meisten anderen Großstädten ergab die Befragung ähnliche Ergebnisse. Ausnahmen gibt es in Bremen lediglich in der Kategorie Fußgänger. Verglichen mit 2017 ist die Zufriedenheit auch bei den Einwohnern gesunken.
Für den Bremer Teil der Studie wurden nach Angaben des ADAC 335 Einwohner und 274 Einpendler/Besucher befragt. Ausgewählt habe man für die repräsentative Befragung ausschließlich Menschen, die an mindestens zwei Tagen pro Woche in der jeweiligen Stadt unterwegs seien, erklärte Stefan Gerwens, Leiter des Ressorts Verkehr im ADAC, bei der Vorstellung der Studie.
Aus den Ergebnissen geht detailliert hervor, welche Aspekte Bremer Verkehrsteilnehmer besonders positiv oder negativ wahrnehmen. Die vier Hauptkategorien Pkw, ÖPNV, Rad und Fußgänger, die jeweils mit 25 Prozent in die Gesamtbewertung einfließen, setzen sich wiederum aus etlichen Teilbereichen zusammen. Die Auswertung zeigt zum Beispiel, dass die Bremer Pkw-Fahrer mit der Wegweisung (31 Indexpunkte) und den Parkkosten im Wohnumfeld (17) recht zufrieden sind. Besonders negativ beurteilen sie das Baustellenmanagement (-49) und die Parkgebühren in der Innenstadt (-45).
Im Bereich ÖPNV kann die Haltestellendichte (47) punkten; ein negativer Aspekt ist das Sicherheitsgefühl an Haltestellen, das um 21 Punkte auf einen Wert von -5 gesunken ist. Bremer Radfahrer beurteilen es positiv, dass sie ihre Ziele in der Regel zuverlässig erreichen (46) und dabei direkte Wege (39) nutzen können.
Das Verhalten von E-Scooter-Fahrern sehen sie besonders negativ (-30). Die deutschlandweiten Ergebnisse zeigen, dass die E-Scooter-Fahrer bei allen anderen Verkehrsteilnehmern wenig Begeisterung hervorrufen. ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand bezeichnete diese Erkenntnis am Dienstag als "alarmierend". Auch Bremer Fußgänger sehen die Scooter-Fahrer als Hauptärgernis (-38). Positiv heben sie, wie die Radfahrer, die Direktheit der Wege hervor (41).
Kritik am Bremer Baustellenmanagement
Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, lobt den Spitzenreiter Dresden für seine Vorreiterrolle bei der Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel. Dass Bremen von allen Großstädten im Ranking die meisten Plätze verloren habe, zeige die Schwachstellen auf.
Als ein großes Ärgernis nennt Linge das Baustellenmanagement. Anstatt eine Straße nur einmal aufzureißen und alle notwendigen Arbeiten zu erledigen, würden Baustellen in Bremen ohne echtes System geplant. Er plädiert zudem dafür, dass Bremen und Niedersachsen in bestimmten Bereichen besser zusammenarbeiten – beispielsweise bei Park & Ride-Angeboten für Pendler.
Dass sich die Mobilitätssituation deutschlandweit und in allen Bereichen objektiv derart verschlechtert hat, wie es die Studie vermuten lassen könnte, ist unwahrscheinlich. ADAC-Verkehrspräsident Hillebrand betonte, dass die eher negative Entwicklung der allgemeinen Lebenszufriedenheit den subjektiven Blick auf die Mobilität zumindest teilweise beeinflusst haben dürfte.