Der Wetterbericht hatte ergiebige Schauer angekündigt. Und der Himmel hielt sich daran. Aus grauen Wolken prasselte dichter Regen hernieder, sodass die Bäume auf der anderen Seite des Aschwardener Mühlenteiches zur Weser hin wie hinter einem Schleier verschwammen. Das etwa sechs Hektar große Gewässer liegt zwischen Deich und Weser. Hierher hatte der SV Aschwarden Kinder zum Angeln eingeladen.
Der Teich wurde 1977 für die Deicherhöhung ausgebaggert. Die Angler des SV Aschwarden haben den Teich von der Gemeinde gepachtet. In dem flachen, nicht mehr als zwei Meter tiefen Gewässer haben sich unter anderen Barsche und Brassen, Karpfen und Weißfische angesiedelt.
Am Uferabhang sitzen an diesem Tag in unregelmäßigen Abständen Kinder, vereinzelt oder in kleinen Gruppen. Sie sind zwischen sieben und 14 Jahre alt. Eingeladen hat sie die Angelsparte des SV Aschwarden. Die Angelaktion gehört zum Ferienprogramm der Gemeinde Schwanewede. „Seit sechs Jahren bieten wir den Kindern in den Ferien an, bei uns einmal das Angeln unter Aufsicht auszuprobieren“, berichtet Fritz Jonashoff. „Bei den Vorbereitungen helfen wir ihnen natürlich“, ergänzt Wilfried Weidemann. Und so kümmern sich einige der 30 Mitglieder um die jungen Gäste. Die Mädchen und Jungen mussten selbst eine Angel mitbringen. „Die Köder werden gestellt“, sagt Jonashoff. In Einweckgläsern auf den Tischen unter einem Zeltdach krabbeln Würmer. Sie werden später auf die Angelhaken aufgespießt und sollen die Fische anlocken.
Vor dem Einsatz überprüfen die Angelsportler noch einmal die Angelgeräte der Kinder, die Rute, die Schnur und die Führungsringe, die Angelrolle und den Griff. Sie sollen schließlich richtig funktionieren. Der siebenjährige Tamme aus Neuenkirchen hat die Angel von seinem Opa mitgebracht. Er selbst habe noch nie geangelt, wie er sagt. Sigi Müller betreut ihn vor Ort. Damit die Pose auf dem Wasser auch senkrecht steht, befestigt der erfahrene Angelsportler zwischen Schwimmer und Angelhaken eine Bleikugel. Dann kann es losgehen. Auch der neunjährige Thies probiert das erste Mal, eine Angel auszuwerfen. Er hält die Rute fest am Griff, holt nach hinten aus und lässt sie dann mit einem kräftigen Schwung nach vorn schnellen, dass die Schnur mitsamt dem Schwimmer und dem Haken weit hinaus ins Wasser treffen. Anschließend stellt er die Angelrute am Ufer auf und setzt sich auf einen mitgebrachten Stuhl. Nun ist Warten angesagt. Mika kann schon angeln. Der Zwölfjährige weiß: „Man muss Geduld haben und immer ruhig bleiben.“ Doch wenn ein Fisch anbeißt, müsse man ihn ganz schnell aus dem Wasser ziehen. Er hat schon eine Rotfeder gefangen. Stina aus Hinnebeck gehört an diesem Tag zu den beiden Mädchen, die das Angeln auch einmal ausprobieren wollen. Ihr Vater hat der Zehnjährigen schon viel darüber erzählt. Denn er angelt im Verein. Jetzt beobachtet Stina die rote Pose, die ruhig auf dem Wasser schaukelt. Wenn sie untergeht, muss sie die Schnur schnell aufspulen, hat sie gelernt. Aber vorerst passiert nichts. „Mädchen sind meist nicht so am Angeln interessiert“, meint der elfjährige Tim. Er hat gleich zwei Angelruten aufgestellt. Aber die Fangquote bleibt auch bei ihm mager. Bisher hat nur ein kleiner Stichling angebissen. Kurz nach Beginn des Kinderangelns hatte an diesem Morgen ein 14-Jähriger einen etwa 25 Zentimeter langen Karpfen aus dem Wasser gezogen. Die Sportfischer haben ihm den Haken aus dem Maul entfernt und den Fisch wieder in den Teich gesetzt.
Das Wetter ist an diesem Tag ausgesprochen nass, von unten und von oben. Vorsorglich haben die Kinder – zwei Mädchen und 30 Jungen – außer Angeln auch Schirme und Regenzeug mitgebracht. Einige haben sogar einen Klappsitz aufgestellt. Eine leichte Brise kräuselt das Wasser und malt Schlangenlinien darauf. Die großen Regentropfen sprenkeln die Oberfläche. Das Wetter gefällt offenbar den Fischen ebenso wenig wie den Anglern. Sie haben keine große Lust zu beißen. Und einigen Kindern wird das Angelvergnügen nun doch zu nass. Sie flüchten sich unter das Zeltdach, das die Angler auf der Seeseite des Deiches aufgestellt haben. Hier wird später auch gegrillt. Dann gibt es aber Würstchen. Für eine Mahlzeit reicht die Ausbeute an diesem Tag nicht.