Julia Bachmann freute sich sichtlich. "Also, wenn ich mir den Applaus so anhöre, dann denke ich, das war nicht die schlechteste Idee, auf dem Marktplatz italienische Oper zu machen". Sagte sie, strahlte – und erntete dafür erneut Beifall in der "Arena di Brema", wie der Marktplatz am Donnerstagabend zum ersten Mal hieß. Ähnlich wie das "Open Space" auf dem benachbarten Domshof ist die "Arena" Teil des Aktionsprogramms Innenstadt, unterstützt wird sie zudem vom Sommer Summarum.
Das Motto lautet Oper für jedermann und jederfrau, an sechs Donnerstagen, umsonst, draußen, gleich neben dem Roland und mit unglaublich viel Herzblut umgesetzt. Der Lohn zum Auftakt war ein sehr gut gefüllter Marktplatz mit einem Publikum, von dem alle Intendanten hoch subventionierter Opernhäuser träumen, wenn sie über niedrigschwellige Angebote reden. Mit dabei: Teenies mit lila gefärbten Haaren, junge Paaren, die sich aneinander kuschelten, Familien mit kleinen Kindern, ältere Herren mit einem Glas Weißwein in der Hand. Freundinnen, die die Tüten mit den neu gekauften Schuhen abstellten, zuhörten, zuschauten.
Sie alle ließen sich in den Bann ziehen von Giuseppe Verdis "La Traviata", gegeben in Minimalbesetzung. Die Initiatorin des Projekts, die umtriebige Bremer Sopranistin Julia Bachmann, sang in rubinrotem Abendkleid die Violeta Valéry, Tenor Michael Ha (grauer Anzug) ihren Geliebten Alfredo und Bariton Julian Arsenault (blauer Anzug) dessen Vater Germont. Begleitet wurden sie von Jorrit van de Ham am E-Piano, Marijeke Tjölker an der Violine und Konrad Seeliger am Cello. 75 Minuten lang gab es die unverwüstlichen Hits aus der Oper, von "Sempre libera" über "Pure siccome un angelo" bis zu zum herzergreifenden Finale "É strano".
Und es gab die Geschichte dieser unglücklichen Liebe, die Julia Bachmann mit Charme und Witz zwischen den Arien erzählte. Die Story ist, wie bei den meisten Opern, nicht wirklich kompliziert: Liebesglück, Missverständnis, Eifersucht, Edelmut, Tod. Große Leidenschaft, großes Drama. Behaupten mussten Sänger und Musiker sich gegen den Lärm vorbeifahrender Straßenbahnen und gegen das mächtige Geläut des Doms. Applaus gab's reichlich, er wollte manchmal gar nicht verebben, Bravo-Rufe inklusive.
Die Idee für die "Arena di Brema" sei ihr gekommen, als sie im vergangenen Jahr beim "Open Space" auf dem Domshof gesungen habe, sagt Julia Bachmann. "Da habe ich gedacht, wieso macht eigentlich niemand etwas auf dem Marktplatz, da ist doch so eine tolle Akustik?" Als sie von Ex-Bürgermeister Carsten Sieling und Jörg Wulfken von der Wulfken-Stiftung gefragt worden sei, ob sie nicht etwas in der Innenstadt auf die Beine stellen wolle, war der Ort für Julia Bachmann gesetzt.
Die Premiere des Projekts am Donnerstag, bei Italienurlaubs-Wetter, ist jedenfalls rundum gelungen. Bewiesen worden ist dabei auch, dass Opernarien immer das Zeug haben, lupenreiner Pop zu sein. Es kommt nur darauf an, wie man sie präsentiert.