Blumenthal. Der Blick fällt auf blank geputzte Pokale im großen Glasschrank an der Stirnseite des Tagungsraums. Jens Spriewald und Uwe Jenke sind stolz auf die Erfolge der Nachwuchskräfte. Ohne engagierte junge Leute habe man keine Zukunft, sagen der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Blumenthal und der Vorsitzende ihres Fördervereins. Die Personallage der Feuerwache am Schillerplatz dürfte auch den Bremer Innensenator erfreuen. Schließlich bilden die Blumenthaler Brandbekämpfer eine sogenannte Schwerpunktwehr. Sie muss über ausreichend gut ausgebildete Mitglieder und einen großen Fahrzeugpark verfügen.
Bei ihrer Gründung im Jahre 1878 stand ihnen ein Schlauchwagen und eine von der Maschinenfabrik Dewers in Rönnebeck entwickelte Handruckspritze zur Verfügung. Heute rücken die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Blumenthal zum Beispiel mit Lösch- und Tankwagen im Kampf gegen Feuer oder auch mit einem Erkundungswagen zum Aufspüren von atomaren, biologischen und chemischen Gefahren aus. Die Blumenthaler gehören neben den Neustädtern und den Kollegen vom Lehesterdeich zu den drei Schwerpunktwehren in der Hansestadt. Im Laufe der nächsten zehn Jahre soll mit dem Zusammenschluss der drei Freiwilligen Feuerwehren Burgdamm, Lesumbrok und Grambkermoor eine vierte hinzukommen.
Ein entsprechendes Konzept von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) zur Verbesserung der Effizienz hat die Innendeputation, wie berichtet, abgesegnet. Nun muss es noch von der Bremischen Bürgerschaft beschlossen werden. Die Freiwillige Feuerwehr Blumenthal aber, zuständig für den Abschnitt Nord, könnte Vorbild für die künftige Arbeit der Kollegen der Schwerpunktwehr West sein. Die dann ebenso wie die Blumenthaler, die Neustädter (Abschnitt Süd) und die Lehesterdeicher (Ost) besonders eng mit der Berufsfeuerwehr kooperiert.
Die Freiwillige Feuerwehr Blumenthal hat eine lange Geschichte. Uwe Jenke hat sie aufgeschrieben und mit dem Slogan betitelt, der auch schon vor 140 Jahren Leitschnur der ehrenamtlichen Brandbekämpfer und Katastrophenhelfer war: „Helfen in Not ist unser Gebot.“ 1936 erhielten die Freiwilligen im damals noch preußischen Blumenthal ein neues Domizil in der Straße Heidbleek. Der Klinkerbau mit seinem 25 Meter hohen Turm, in dem die Schläuche nach einem Einsatz getrocknet wurden, dient noch heute als Großgarage für die schweren Einsatzfahrzeuge sowie, in der Etage darüber, als Versammlungs- und Schulungsstätte.
33 aktive Jugendliche
Zur Schwerpunktwehr wurden die Blumenthaler 1984 befördert. Hauptgründe waren die gute personelle Ausstattung und das Gebäude, in dem mehrere Großfahrzeuge untergebracht werden können. Eine Schwerpunktwehr, so Spriewald, müsse über mindestens 40 aktive Mitglieder, eine Jugendfeuerwehr, ein Hilfeleistungs-Löschfahrzeug, ein Löschfahrzeug für die Freiwilligen Feuerwehren, ein Tanklöschfahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug verfügen. Im Gerätehaus stehen zudem ein weiterer Mannschaftswagen sowie ein Dekontaminations-Mehrzweck-Fahrzeug und ein Erkundungs-Kraftwagen zum Messen von atomaren, biologischen und chemischen Gefahren.
Darüber hinaus verfügt die Blumenthaler Schwerpunktwehr über 46 aktive Freiwillige, darunter fünf Frauen, sowie über eine 33 Mitglieder starke Jugendabteilung, in der sich 16 Mädchen engagieren. „Es hat sich in Blumenthal auch an den Schulen herumgesprochen, dass in unserer Jugendfeuerwehr ein ausgesprochen gutes Klima herrscht und die Ausbildung hervorragend ist“, sagen Jens Spriewald und Uwe Jenke und blicken zum Trophäenschrank.
Die Bremer Schwerpunktwehren sollen laut Innenressort personell und organisatorisch so ausgestattet sein, dass sie auch tagsüber innerhalb von zehn Minuten ausrücken können und die Berufsfeuerwehr bei ihren Einsätzen unterstützen beziehungsweise entlasten können. Außerdem haben sie im Vergleich zu den anderen Freiwilligen Wehren deutlich mehr Zusatz- und Sonderaufgaben zu erledigen. Die Blumenthaler etwa sind auf Umwelteinsätze spezialisiert und werden gerufen, wenn beispielsweise Öl auf Seen und Flüssen entdeckt wird und zu beseitigen ist.
Weil viele Blumenthaler Freiwillige in der Nähe der Wache arbeiten, kann ein komplettes Einsatzteam nach Spriewalds Worten innerhalb von sechs bis acht Minuten nach dem Alarm ausrücken. 2017 sei das 115 Mal der Fall gewesen, rechnet Spriewald vor. Die Beseitigung von Sturmschäden sowie die Brandbekämpfung auf der Mülldeponie haben die Wehrmänner und -frauen am meistens in Atem gehalten. Insgesamt absolvierten sie im vergangenen Jahr 11 374 freiwillige Arbeitsstunden.
In der Stadtgemeinde Bremen gibt es zurzeit 19 freiwillige Feuerwehren mit rund 630 Aktiven. 13 Wehren verfügen zudem über Jugendabteilungen mit 280 Mitgliedern im Alter von 10 bis 18 Jahren. Pro Jahr fahren die freiwilligen Helferinnen und Helfer rund 560 Einsätze. Die Burgdammer, Grambkermoorer und Lesumbroker sind 2017 insgesamt 87 Mal ausgerückt.
Wenn sie, wie geplant, fusionieren, benötigen sie ein neues Gebäude. Wo es entstehen wird, ist nach Auskunft von Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin des Innensenators, noch nicht geklärt. Zunächst würden zwei andere Bauprojekte in Angriff genommen. So erhält die Freiwillige Feuerwehr Farge, wie berichtet, ein neues Gerätehaus. Außerdem wird das Domizil der Freiwilligen Feuerwehr Blockland saniert und um eine Fahrzeughalle erweitert. Aus dem Grunde, so die Pressesprecherin, sei auch noch kein Standort für die künftige Schwerpunktwehr West geprüft worden. Dass er im Burgdammer Gewerbegebiet Steindamm entstehen könnte, wird allerdings in Feuerwehrkreisen bereits kolportiert.