Es soll ein cooler Ort werden. So wünschen sie sich das. Cool im doppelten Sinne. Am Wasser, im Wasser. Und möglichst in einer Weise gestaltet, die junge Leute anzieht und urbanes Leben verspricht. Das ist das Projekt "Stadt im Fluss" auf der kleinen Weser zwischen Teerhof und dem Ufer der Neustadt. Der Entwurf zeigt Pontons mit Aufbauten und ein vorgelagertes Schwimmbecken. Er stammt vom Bremer Architekturbüro LPR, dem "Kajakkollektiv", wie es sich in diesem Zusammenhang nennt. Denn das gehört zur Idee dazu, sagt LPR-Geschäftsführer Lars Lammers: "Mit dem Kajak zum Werdersee und wieder zurück."
Lammers plant ein modulares System, damit er seinen Bau im Fluss auch woanders einsetzen kann. Er geht von einem mehrteiligen Ponton mit einer Gesamtfläche von rund 1000 Quadratmetern aus. Obendrauf entweder die einfache Variante mit Containern oder, aufwendiger, mit ansehnlichen Holzbauten. Schick und eigentlich unabdingbar wäre eine Gastronomie, findet der Architekt. Die Kosten schätzt er je nach Ausführung auf bis zu fünf Millionen Euro. Das Ergebnis solle ein sogenannter "Dritter Ort" sein, ein Begriff aus der Soziologie, der für Räume und Flächen steht, die offen für alle sind, niedrigschwellig und nicht zwingend mit Konsum verbunden.
Urbane Badestelle wie in Kopenhagen oder Aarhus
Carl Zillich, Chef des Bremer Projektbüros Innenstadt, spricht von einer "tollen Idee". Neben der Strandbadestelle flussaufwärts sei die kleine Weser der richtige Ort für eine urbane Badestelle, "wie wir sie zum Beispiel aus Kopenhagen und Aarhus kennen". Zillich hat das "Kajakkollektiv" unterstützt, als es bei privaten Investoren, Beck's zum Beispiel, bei den Behörden und der Wirtschaftsförderung für die "Stadt im Fluss" warb. Bislang ist das ohne Erfolg geblieben. Vielleicht kommt es noch anders, so die Hoffnung von Zillich und Lammers, wenn der Plan, wie es jetzt geschieht, in der Öffentlichkeit platziert wird.
Dass es in der Innenstadt den Bedarf gibt, dürfte unstrittig sein. Der Begriff "Dritter Ort" ist auch unter Bremer Stadtplanern zum geflügelten Wort geworden. Er wird oft im Zusammenhang mit dem anstehenden Umbau der City verwendet, mit Vorhaben wie Parkhaus Mitte, Kaufhof, Karstadt und C&A. Außerdem würde das Projekt dem eklatanten Mangel an geeigneten Wasserflächen fürs Baden und Schwimmen entgegenwirken. Zillich spielt in seiner Stellungnahme auf die Wasserpest im Werdersee an. Das Gewässer ist seitdem kaum noch zu nutzen, und es besteht wenig Aussicht, dass sich dieser Zustand ändert. Ein natürliches Badebecken in der kleinen Weser könnte zumindest ansatzweise Ausgleich schaffen, meint der Innenstadt-Manager.

Eine der beliebtesten Badestellen an der innerstädtischen Weser, auch wenn sie auf unserem Foto gerade unbelebt ist: der Strand am Café Sand.
Baden im Fluss – das ist in Bremen nicht überall erlaubt, wo an der Weser Strände locken. Am Café Sand auf dem Stadtwerder zum Beispiel schon, die Stelle wird im Sommer sehr gut angenommen. An den beiden Stränden in Habenhausen ebenfalls. Und am Weseruferpark in Rablinghausen, der 300 Meter lange Sandstrand kann seit 2009 auch als Badestelle genutzt werden. Nicht ins Wasser gehen dürfen Schwimmer dagegen am Lankenauer Höft, dort steht aber immerhin eine Strandbar. Verboten ist das außerdem am Waller Sand, dem Strand am Wendebecken in der Nähe des Molenturms. Den Streifen gibt es erst seit sechs Jahren.
"Kajakkollektiv" sieht sein Projekt unter anderem als Reaktion auf den Klimawandel. Die Städte heizen sich auf – kühle Orte zu organisieren sei das Gebot der Stunde. Das Büro der Architekten wirbt in seiner Präsentation zudem für einen Perspektivwechsel – "vom Land aufs Wasser für den Kurzurlaub". Für den Kern der Angelegenheit, Sport und Naherholung, kann es sich alles Mögliche vorstellen: Kajakwandern, Rudern, Aqua-Spinning, Open-Water-Schwimmen auf der Kurz- und Mittelstrecke, Stadt-Schwimmen, Wasserspringen, Wasserball, Wasserpolo und Wasservolleyball. Auf den Pontons wünscht sich das "Kajakkollektiv" neben einer Gastronomie Kunst und Kultur, Events, Konzerte und Festivals.