Tenever. Erwachsene für eine mögliche Berufsausbildung und Arbeit zu qualifizieren, das möchten die Biwaq-Kurse erreichen, die sich seit 2015 bewährt haben. Biwaq leitet sich von Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier ab. Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin braucht Deutschkenntnisse auf dem Niveau A2 und Zeit, mehr nicht. Anke Assouroko leitet die Bildungseinrichtung des Mütterzentrums Osterholz-Tenever, die den neuen Biwaq-Kursus, der im Mai beginnt, in einer Informationsstunde am Donnerstag, 30. März, um 10 Uhr vorstellt.
Helena Welsch unterrichtet an diesem Tag Oksana Rollmann, Meherzia Safi, Hanan Khadaf und weitere, deren Kursus im August begann und der am 5. Mai endet. Montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 12.45 Uhr ist Unterricht. Im Lehrbuch lässt Helena Welsch die Lektion sechs aufschlagen. Die Aufgabe ist reihum schnell gemeistert, denn die Teilnehmer sollen ihren Namen auf Deutsch buchstabieren. Lektion sieben ist ein Dialog, der von zwei Frauen gelesen wird und offensichtlich eine Situation am ersten Arbeitstag zeigt. Oksana Rollmann findet sich in den Höflichkeiten wieder, denn sie war, wie die anderen, innerhalb des Kurses von Januar bis März sechs Wochen im Betriebspraktikum. Sie konnte überprüfen, ob ihr Berufswunsch in der Pflege auch in der Praxis hält. Fünf kurze, abgespielte Gespräche gehören heute zum Deutschunterricht. Wieder geht es um einen ersten Arbeitstag. Beim Pförtner, im Büro, in der Kaffeeküche, in der Kantine und am Telefon spielen die Szenen. Lernen, zwischen Privat- und Geschäftsgespräch zu unterscheiden, das ist der Sinn dieser Übung. Neben Deutsch stehen Mathematik, PC-Arbeit und Wirtschaft und Soziales im Lehrplan. Zusätzlich zum Unterricht und Praktikum gibt es Exkursionen zur Berufsfelderkundung. Das bedeutet, es werden Betriebe, aber auch Kammern oder berufsbildende Schulen besucht.
Fragen aus dem Arbeitsalltag
Was steht im Arbeitsvertrag, ist nun die Frage im Unterricht und wird mit Arbeitsumfang, Vergütung, Probezeit, Urlaubsregelung, Fristen und Kündigung von den Teilnehmenden beantwortet. Eine Teilnehmerin liefert noch die Aufgabenbeschreibung ihres Berufswunsches Verkäuferin: Regale aufräumen, Waren sortieren, kassieren, Kunden zuhören. Friseurin, Verkäuferin für Lebensmittel oder Textilien, in der Kinderbetreuung und Pflegehelferin sind die Berufswünsche dieser Teilnehmerinnen.
Bevorzugt Alleinerziehende können an Biwaq-Maßnahmen teilnehmen. Alle Teilnehmenden an diesem Durchgang waren ein bis zwei Jahre in Deutschland, bevor sie den Kursus begannen. Fast alle haben zwei oder drei Kinder. Zwei Teilnehmer haben bereits eine Arbeit begonnen und den Lehrgang vorzeitig beendet, andere brachen den Kursus ab, weil sie der Doppelbelastung als Alleinerziehende von mehreren Kindern und intensivem Lernen nicht gewachsen waren.
Eine Teilnehmerin hat nun bereits einen Berufsausbildungsplatz, bei einer anderen reklamiert die Kammer, obwohl sich Teilnehmer und Arbeitgeber einig sind, noch den fehlenden Nachweis eines Schulabschlusses. Eine Teilnehmerin hat einen Arbeitsplatz. Einer Teilnehmerin versagt das Jobcenter bisher die Unterstützung zur Ausbildung, weil sie bereits einmal kurzzeitig sozialversicherungspflichtig beschäftigt war. Ein Teilnehmer möchte anschließend die Prüfung zum Taxifahrer ablegen. Die Chancen für Menschen ab 26 Jahren mit geringen Deutschkenntnissen, die vielleicht alleinerziehend sind, stehen gut, durch das Lernen im Biwaq in Ausbildung und Arbeit zu kommen.
Das Programm wird vom Jobcenter, der Senatorin für Soziales, der Stadt, Bremer Wege, dem Mütterzentrum Osterholz-Tenever, „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“, dem Umwelt-Bundesministerium, dem Europäischen Sozialfonds und „Zusammen Zukunft Gestalten“ unterstützt und kann dadurch kostenfrei angeboten werden.