Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Schlichtbauten in Bremen Bauen unter sozialen Aspekten

Viele der 52 Schlichtbauten an der Reihersiedlung stehen seit Jahren leer; die Vonovia sucht aktuell einen Käufer. Studierende aus Oldenburg zeigen nun in der Stadtbibliothek ihre Ideen zu dem Areal.
22.02.2018, 05:15 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bauen unter sozialen Aspekten
Von Anne Gerling

Oslebshausen. Architektur unter sozialen statt unter marktwirtschaftlichen Aspekten entwickeln: In der Praxis ist das wohl die Seltenheit. An der Jade Hochschule in Oldenburg jedoch haben sich nun 25 Studierende des Fachbereichs Architektur mit genau diesem Thema beschäftigt. Es ging dabei um die 52 Häuser an der Straße Reihersiedlung in Oslebshausen. Den Anstoß dazu gab „Die Zeitschrift der Straße“, in deren Ausgabe Nummer 47 mehrere Anwohner der Schlichtbauten dort zu Wort kommen und von ihrem Alltag und ihren Wünschen erzählen. Unter anderem schildern sie, weshalb sie gerne dort wohnen.

Auf dieser Grundlage haben sich die angehenden Architekten aus dem fünften Semester Gedanken über das Areal gemacht. Herausgekommen sind dabei zehn sehr unterschiedliche Entwürfe, die noch bis zum 28. Februar in der Stadtbibliothek West an der Lindenhofstraße 53 gezeigt werden. Die Bandbreite ist dabei groß: Während eine Gruppe beschloss, fast alle Häuser zu sanieren und lediglich zwei bis drei Ergänzungsgebäude zu errichten, hat ein anderes Team das gesamte Areal komplett neu beplant. „Allen Entwürfen ist eins gemeinsam: Dass die Studenten über die Funktion nachgedacht haben, die die Gebäude für eine bestimmte Zielgruppe haben sollen“, sagt Hartmut Stechow, Professor für Städtebau, der die Arbeit betreut und mit einem Wettbewerb verknüpft hat: Eine unabhängige fünfköpfige Jury hat die zehn Entwürfe anhand eines Punktesystems bewertet; die drei besten Beiträge erhielten kleine Preisgelder. Neben Ortsamtsleiterin Ulrike Pala und Stadtplanerin Heike Wohltmann gehörte zur Jury auch Bauunternehmer Thomas Stefes, der davon überzeugt ist, dass eine Sanierung der eingeschossigen Gebäude auch unter wirtschaftlichen Aspekten durchaus machbar wäre.

„Der soziale Aspekt ist ein Entwurfskriterium dieser Aufgabe. Hierdurch stellt sich die Frage nach Monostruktur oder Durchmischung des Planungsgebiets mit unterschiedlichen Nutzern und in welcher Form dieser Gedanke in den städtebaulichen Entwurf Eingang findet“, erklärt Hartmut Stechow zu den Vorgaben. Die meisten seiner Studenten haben daraufhin überlegt, wie hier Wohnraum nicht nur für die aktuellen Bewohner, sondern zum Beispiel auch für ältere Menschen, Studenten oder Familien entstehen könnte. „Die Antworten, die sie gefunden haben, sind so gut, dass man nicht unbedingt darauf kommt, dass dies ihr erster Entwurf war“, so Stechow. Das Spannende sei dabei der Mix, der von separaten Bauzeilen bis hin zum „System Pfeffer und Salz durch das ganze Gebiet“ reiche.

Aktuell befinden sich die Häuser an der Reihersiedlung im Besitz der Vonovia, die die sanierungsbedürftigen Immobilien verkaufen möchte. Seit Langem wünschen sich die Gröpelinger Ortspolitiker, dass das Gebiet weiterentwickelt wird. Die meisten der kleinen Häuschen stehen leer. Eine mögliche Übernahme durch die Wohnungshilfe vor rund einem Jahr hatten Nachbarn und Beirat entschieden abgelehnt. Die Begründung: Ein menschenwürdiges Leben sei in den Schlichtbauten nicht möglich.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)