Den Feuerzangenbowle-Stand auf dem Weihnachtsmarkt kennt wohl jeder. Auch in diesem Jahr steht der Ausschank ab Montag wieder am gleichen Standort an der Ecke zur Langenstraße. Und alle Jahre wieder drängelt sich eine unübersichtliche Menschenmenge rund um den Stand mit dem beliebten Punsch. Doch ist das eigentlich ein Selbstgänger, hat der Betreiber den attraktiven Eckplatz quasi gepachtet? Gibt es eine Art Rückkehrrecht auf den gewohnten Platz? Und vor allem: Wie viel Geld müssen die Betreiber für ihre Stände überhaupt auf den Tisch legen?
Ziemlich komplex ist das System der Gebührenerhebung. Einen Einheitspreis gibt es nicht, vielmehr richtet sich die Standmiete nach Standort, Branche und Größe des Geschäfts. Standgebühren und Platzgeld sind akribisch genau in einem dreiseitigen Papier festgelegt, der Gebührenordnung für die Volksfeste und Jahrmärkte der Stadt Bremen. Danach muss ein kleiner Stand mit Geschenkartikeln 570 Euro für seine knapp vierwöchige Präsenz auf dem Weihnachtsmarkt zahlen. Dagegen ein Ausschank der gleichen Größe mit 1000 Euro fast doppelt so viel.
Wer Alkohol anbietet, darf die Rechnung nicht ohne den Wirt machen. Denn Schankbetriebe werden besonders kräftig zur Kasse gebeten, die Stadt verlangt 57,41 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Am anderen Ende der Skala rangieren Kindereisenbahnen und Kinderschiffschaukeln mit gerade mal 6,55 Euro. Im mittleren Segment bewegen sich Stände mit Weihnachtsartikeln und Kunsthandwerk, die knapp 31,92 Euro berappen müssen. Schon deutlich höhere Gebühren entrichten mit 48,60 Euro Geschäfte, die Esswaren verkaufen. „Die stark abweichenden Gebühren orientieren sich an dem zu erwartenden Gewinn der Standbetreiber“, erklärt Tim Cordßen, Sprecher des Wirtschaftsressorts.
Und dann der Standort. „Unterschiede für einzelne Flächen des Weihnachtsmarktes werden nicht gemacht“, betont Cordßen. Gleichwohl gibt es einen Zuschlag für die attraktiven Eckplätze. Den muss auch der Stand mit der Feuerzangenbowle zahlen. Für den Standort gegenüber vom Schütting kassiert die Stadt einen Aufschlag von 20 Prozent. So viel, wie für jeden anderen Eckplatz auf dem Weihnachtsmarkt. Und von denen gibt es mehr als nur vier, als Ecke gilt jeder Standort an einer Wegeeinmündung. Allein nach dieser Rechnung muss der Betreiber eines 176 Quadratmeter großen Ausschanks schon mehr als 12 000 Euro für die Dauer des Weihnachtsmarkts hinblättern.
Attraktive Stände am Rathaus
Doch das ist noch nicht alles. Wobei man die für alle Standbetreiber obligatorische Zulassungsgebühr in Höhe von 35 Euro getrost unter den Tisch fallen lassen kann.
Zu entrichten ist nämlich noch zusätzlich eine Werbeumlage zur anteiligen Finanzierung der Werbemaßnahmen. Im Falle des Weihnachtsmarkts immerhin 13,5 Prozent vom Nettoentgelt. Der einzige Trost für die Standbetreiber in der besinnlichen Jahreszeit: Bei der Osterwiese müssen die Schausteller wesentlich tiefer in die Tasche greifen, für städtische Reklame gehen noch einmal 67,5 Prozent der ohnehin anfallenden Gebühren drauf. Dagegen bewegt sich die Werbeumlage beim Freimarkt mit 18,5 Prozent ganz in der Nähe der Umlage für den Weihnachtsmarkt. Was nicht etwa daran liegt, dass sich Freimarkt und Weihnachtsmarkt ohnehin größerer Beliebtheit erfreuen und deshalb auch weniger beworben werden müssen. „Der Werbeaufwand bewegt sich bei allen Veranstaltungen auf gleichem Niveau“, sagt Ressortsprecher Cordßen. Zur Osterwiese fänden sich aber deutlich weniger Marktbeschicker und Schausteller ein. Soll heißen: „Ungefähr gleich hohe Werbekosten müssen auf weniger Köpfe verteilt werden.“
Nimmt man die Werbeumlage hinzu, kommt der 176 Quadratmeter große Alkoholausschank auf Gesamtgebühren von knapp 13 380 Euro. Ein Süßwarenstand von sechs Metern Länge landet bei 680 Euro, ein etwas größerer Imbiss bei 1050 Euro. Die Mindestgebühr liegt bei 320 Euro – so viel muss jeder zahlen, auch wer nach Quadratmeterzahl und Gebührenhöhe auf diesen Wert eigentlich nicht kommen würde. Zu klein dürfen die Stände aber auch wieder nicht sein, gerade für die Ausschankbetriebe ist eine Mindestgröße vorgeschrieben – was dann auch wieder mehr Gebühren in die Kassen spült.
Fragt sich nur noch, ob die Stadt beim Weihnachtsmarkt ein bestimmtes Konzept verfolgt. Durchaus, wie Cordßen betont. Wegen des historischen Ambientes rund um Rathaus und Roland würden „nur besonders attraktive Stände und Geschäfte ausgewählt“. Großes Augenmerk legt die Stadt auf eine breite Angebotspalette, vor allem Kunsthandwerk und verschiedene Weihnachtsartikel sollen laut Cordßen „eine wesentliche Rolle“ spielen.
Theoretisch gibt es also eine Qualitätskontrolle, praktisch setzt man aber auf Bekanntes und Bewährtes. Wer auch in diesem Jahr vielerorts die gleichen Buden am gewohnten Standort wiederentdeckt, unterliegt demnach keiner Sinnestäuschung. „Wir haben ein bewährtes Konzept und eine bewährte Sortierung“, sagt Cordßen. Und nach der ist es sogar erwünscht, dass der Stand mit der Feuerzangenbowle den traditionellen Eckplatz beim Schütting besetzt. „Einfach damit genügend Ausweichfläche bei großem Andrang da ist, damit bei einem Stau keine Panik entstehen kann.“