Die Folgen des Klimawandels machen sich in Bremen bereits bemerkbar: So traten in den letzten Jahren langanhaltende Hitze- und Trockenperioden auf, aber auch Überschwemmungen durch Starkregen und Sturmfluten wurden registriert.
Im Verbundprojekt „Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen (Bresilient) unter der Leitung von Klima- und Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) wurden in den letzten drei Jahren Klima-Anpassungsmaßnahmen für die Zukunft erarbeitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Vorhaben mit einer Summe von 2,2 Millionen Euro gefördert. Zwei Gebiete in Bremen wurden dabei genauer unter die Lupe genommen: die Pauliner Marsch mit dem angrenzenden Im Suhrfelde bezüglich der Hochwasser-Risikovorsorge und die Blumenthaler Aue unter dem Aspekt der Starkregenvorsorge.
„Über vier Workshop-Reihen und das Konzept einer breiten Bürgerbeteiligung konnten wir viele Menschen bei der Maßnahmenentwicklung einbeziehen und zugleich für das Thema der individuellen Vorsorge sensibilisieren“, resümiert Projektleiterin Lucia Herbeck den Ablauf des Vorhabens.
Die Pauliner Marsch zwischen Osterdeich und Weser ist von der Nähe zum Fluss geprägt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Flussmarsch als Viehweide genutzt, doch schon vor dem Ersten Weltkrieg entstanden die ersten Sportplätze. Heute ist die Pauliner Marsch ein wichtiges Freizeit- und Naherholungsgebiet in Bremen, mit einer Nutzung durch Sportvereine, Kleingärten und Gastronomie.
Doch zugleich ist die Pauliner Marsch Risikogebiet: Starke Regenfälle, Sturmfluten oder auch Schneeschmelzen weiter flussaufwärts können zu Überflutungen des Gebiets führen. Da die Pauliner Marsch vor der Hauptdeichlinie liegt, ist sie hochwassergefährdet. „Zwar gibt es eine Verwallung von 5,50 Meter über dem Meeresspiegel, doch diese kann nicht weiter erhöht werden. Wir wollen den Anwohnern vor allem Wissen über die Hochwassergefahren vermitteln, zur Eigenvorsorge anregen und Anpassungsmaßnahmen entwickeln. Dazu haben wir zwei Workshop-Reihen mit rund 50 Beteiligten durchgeführt“, sagt Projektleiterin Herbeck. Anlieger, Vertreter von Interessengruppen, Ortspolitiker und weitere Stakeholder hatten teilgenommen.
Was geschieht in der Pauliner Marsch, wenn es zu einer Überflutung kommt? Wie können die Anwohner angemessen reagieren? „An erster Stelle steht natürlich die Sicherheit: Wichtig ist, dass keine Menschen mehr vor Ort sind“, sagt Lucia Herbeck. „Ein Frühwarnsystem gibt es nicht, die Bürger müssen sich selber informieren und ihr Wissen weitergeben, zum Beispiel über Anrufe oder eine Website“, sagt sie. Ein wichtiges Ziel sei die Entwicklung einer Sturmflut-Partnerschaft, die sich verstetigen solle.
Bei Überflutungen gehen vom Gelände der Pauliner Marsch jedoch auch Gefahren für die Umwelt aus. „Dort befinden sich zum Beispiel alte Ölheizungen, Kunststoffgranulat auf Sportplätzen, und auch Kunstdünger kann ins Wasser gelangen“, sagt die Projektleiterin. „Wir setzen vor allem auf Eigenvorsorge, wobei vor allem eine möglichst schnelle Entwässerung zentral ist. Um die Gefahren, die durch Hochwasser drohen, abzuwenden, gilt grundsätzlich das Verursacherprinzip. Das Bresilient-Projekt hat bei den Betroffenen jedenfalls ein Bewusstsein geschaffen und sie für das Hochwasserproblem sensibilisiert“, sagt Herbeck.
Einer der Vereine in der Pauliner Marsch sind die Kanusport-Freunde Bremen, die dort seit 1992 ansässig sind. „Bisher wurde es nicht wirklich kritisch, was Hochwasser angeht“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Norbert Köhler. „Wirkliche Überschwemmungen haben wir bisher nicht erlebt. Nur einmal, im Jahre 1994, stand die Weser so hoch, dass Wasser aus einem Abfluss herauslief. Doch zu gravierenden Schäden kam es damals nicht.“ Allerdings liegt das Gelände der Kanusport-Freunde auch erhöht auf einer Warft. Als es zum Beispiel im November 2007 zu Hochwasser kam, lagen zahlreiche Kleingartengrundstücke bis zu 70 Zentimeter unter Wasser.
Sollte das Weser-Hochwasser jedoch die Höhe von 5,50 Metern überschreiten, werde es auch für seinen Verein gefährlich, da es bisher keinen effektiven Ablauf für das Wasser gebe, so Köhler. Er begrüßt die Idee einer Sturmflutpartnerschaft: „Wenn es unter den Anwohnern, den acht weiteren Sportvereinen und zwei Kleingartenvereinen in der Pauliner Marsch dazu kommen würde, wäre das eine tolle Sache“, sagt Köhler, der es auch sinnvoll findet, dass im Projekt Bresilience eine Karte mit den Geländehöhen erstellt und eine Wertanalyse durchgeführt wurden, beklagt allerdings, dass ein hydraulisches Gutachten bis heute nicht vorliegt.
Projektleiterin Lucia Herbeck freut sich, das Vorhaben über die nächsten zwei Jahre fortführen zu können. Über die Sturmflutpartnerschaft hinaus sollen dann für die Pauliner Marsch eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, Schilder aufgestellt und Flyer entwickelt werden.
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Bremens Weg in eine klimaresiliente Zukunft
Im Verbundprojekt „Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen“ wurden in den letzten drei Jahren geeignete Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel entwickelt. Außer den Modellgebieten Blumenthaler Aue und Pauliner Marsch befassten sich zwei weitere Themenbereiche mit Klimafolgen für Unternehmen der maritimen Logistik und Ernährungswirtschaft sowie mit einer ökonomischen Bewertung von Anpassungsmaßnahmen. Gemeinsam mit Bürgern sowie Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung wurden Vorschläge für Maßnahmen entwickelt, um Bremen besser auf den Klimawandel vorzubereiten.
Klimaschutzsenatorin Maike Schaefer (Grüne) betonte auf der Abschlusskonferenz zum Projekt Bresilient, dass Bremen mit seiner Klimaanpassungsstrategie bereits auf einem guten Weg der Klimavorsorge sei: „Besonderes Augenmerk liegt im Projekt Bresilient auf dem Austausch und der Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Wir setzen auf lebensnahe und passgenaue Maßnahmen, die mit den Beteiligten gemeinsam entwickelt werden“, sagte Schaefer. Einen vertieften Einblick in die bisherigen Projektergebnisse bietet die Projekt-Website www.bresilient.de.