Bremen. Das Tor ist verschlossen. Über dem alten Campingplatz am Unisee liegt winterliche Ruhe. Doch wo die "Freunde und Dauercamper auf dem Naturcampingplatz" um Ex-Bausenator Konrad Kunick heute ihre Wohnwagen stehen haben, soll eine Freizeitanlage mit Hotel, Wellnessanlagen und Ferienwohnungen entstehen. An den Planungen unter Federführung des Wirtschaftsressorts sind Anrainer, Ortsbeiräte, Naturschützer, Verkehrsexperten und Tourismusförderer beteiligt.
Als das Projekt "City Resort" des Dresdener Unternehmers Kay Ulrich Schwarz öffentlich bekannt wurde, stellte das Wirtschaftsressort eine breite Beteiligung von direkt oder indirekt Betroffenen in Aussicht. Es soll nicht passieren, was sich derzeit rund um die ostfriesische Groß-Gemeinde Krumhörn mit ihrem Fischerdorf Greetsiel abspielt.
Dort plant Kay Ulrich Schwarz ebenfalls eine Freizeitanlage mit Namen "Greetland". Nachdem die Verhandlungen über Jahre mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen im Krumhörner Rathaus stattfanden, formierte sich eine Bürgerinitiative "Stopp Greetland", die das Vorhaben mit etwa 1200 Betten kippen will. Laut "Ostfriesen-Zeitung" Emden erfährt sie zunehmende Unterstützung. Ihr Sprecher Jesus Boomgaarden: "Wir wollen einen sanften Tourismus für unsere Region."
Bis zu 140000 Übernachtungen im Jahr
Auf dem alten Campingplatz in Nachbarschaft der Uniwildnis soll ein Hotel mit Restaurant für 120 Gäste, Wellnessangeboten und Ferienhäusern gebaut werden, insgesamt rund 800 Betten mit jährlich etwa 100000 bis 140000 Übernachtungen. Bevor aus den Ideenskizzen des Hamburger Projektentwicklers Geising+Böckler konkrete Pläne werden, traf sich nun der einberufene Projektbeirat zu seiner ersten Sitzung unter Leitung von Heiko Fischer von der Wirtschafts Förderung Bremen (WFB).
Mit von der Partie sind: die Beiräte Horn-Lehe, Findorff, Schwachhausen, die Bremer Touristik-Zentrale und der Verkehrsverein, das Universum, der Technologiepark-Verein, Universität, Vertreter aus den Ressorts Wirtschaft sowie Bau, Umwelt und Verkehr, der Bund für Umwelt und Naturschutz, das Sportamt und die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft, das Haus am Walde, der Reitclub St. Georg, die Freunde der Uniwildnis, der Campingplatz am Stadtwaldsee und Vertreter von Wassersportvereinen.
"Es gibt eine breite Zustimmung"
Wolfgang Ahrens, Leiter des zuständigen Ortsamtes Horn-Lehe: "Es gibt eine breite Zustimmung für das Projekt, sofern es im vorgegebenen Rahmen bleibt." Das heißt: Keine Ausdehnung über die Grenzen des alten Campingplatzes hinaus, keine Veränderungen im Bereich der Badestrände, keine neuen Wassersport-Anlagen. Dies will Anja Riemer, Beiratssprecherin aus der SPD-Fraktion, verbindlich festschreiben lassen. Kritisch äußerte sich lediglich ihr Stellvertreter Dieter Mazur (Grüne), auf dieser ersten Zusammenkunft des Beirates - als Abgesandter vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Er befürchtet, dass bei den Bauarbeiten nicht genügend Rücksicht auf die sensible Nachbarschaft der geschützten Uniwildnis, etwa durch Grundwasserabsenkungen, genommen wird. Er fordert ein genaues Gewässer- und Baumkataster, das Heiko Fischer als Grundlage des Genehmigungsverfahrens zusagte.
Zum Stand des Projektes teilte Dirk Kühling aus dem Wirtschaftsressort mit: Nach der Zustimmung durch die Wirtschafts-Deputation soll bis März die Grundlage für den Planfeststellungsbeschluss geschaffen werden. Mit einem Volumen von 70 Millionen Euro plane der Investor neben Hotel und Wellnessbereich den Bau von Ferienhäusern verschiedener Typen. Erst wenn 50 Prozent vermarktet seien, werde er das Grundstück von der Stadt erwerben und das Projekt in Angriff nehmen. Das könne Anfang nächsten Jahres geschehen, sodass mit einer Fertigstellung Ende 2013 oder Anfang 2014 zu rechnen sei.
"An mir werden sie sich die Zähne ausbeißen"
Was Konrad Kunick, Vorsitzender des Vereins der Camper auf dem alten Platz, energisch infrage stellt. Er hat ihn mit einer vierteljährlichen Kündigungsfrist ordnungsgemäß gepachtet und will auf keinen Fall kampflos weichen. "An mir werden sie sich die Zähne ausbeißen," stellt der frühere Bausenator und SPD-Bundestagsabgeordnete klar. "Zum Bebauen ist das sumpfige Gelände der absolut falsche Platz", meint der 70-Jährige. Nach seinen Angaben sind unter den 20 Dauercampern auch einige Erwerbslose ohne sonstigen Wohnsitz, denen bei Räumung ein anderes Domizil angeboten werden müsste. Aber darüber will Kunick erst verhandeln, wenn die Bürgerschaft einen gültigen Bebauungsplan für das Areal beschlossen hat. "Ich nehme jede Wette an, dass dies jedoch nicht geschehen wird", glaubt er.
So wie es aussieht, wird er die Wette wohl verlieren. Zu groß ist die Zahl der Befürworter. Auch von den Freunden der Uniwildnis kommt kein Protest, wenn sie weiterhin ihre - laut Schildern - "wohlerzogenen Hunde" im Wäldchen ausführen können. Martin Heinlein vom Technologiepark-Verein: "Wir sehen das Projekt City Resort sehr positiv." Damit würden die Angebote an Gastronomie und Tagungsmöglichkeiten erweitert. Manfred Cepel vom Universum ist ebenfalls voll des Lobes: "Dieses herausragende Projekt zieht neue Klientel nach Bremen."
"Es gibt keine Beschwerden"
Walter Gildemeister vom Haus am Walde hat auch nichts gegen das Resort, weist aber vorsorglich darauf hin, dass es bei spätabendlichen Musik- und Kinoveranstaltungen auf seinem Gelände lauter werden könnte. Das sieht Andreas Wedemeyer, Betreiber des neuen Campingplatzes, gelassen: "Es gibt keine Beschwerden." Lärm gehe - wenn überhaupt - nur von den Grillfeten Jugendlicher aus.