Michael Schmidt* hofft auf den heutigen Dienstag. Schmidt hat einen Sohn, der im Juli ein Jahr alt wird. Und dieser Sohn soll in eine Krippe. Seine Frau, erzählt Schmidt, wolle wieder arbeiten gehen – und müsse das aus finanziellen Gründen auch.
Das Problem allerdings ist bislang: Die Schmidts haben noch keinen Krippenplatz. Bei ihrer ersten Wahl kamen sie nicht zum Zuge. Bei der zweiten und dritten Wahl befürchtet Schmidt Ähnliches. Denn auch dabei, so berichtet er, gebe es eigentlich kaum freie Plätze oder es sei absehbar, dass diese von Geschwisterkindern besetzt seien. Deshalb wächst im Hause Schmidt nun die Unruhe und die Sorge. Das ist auch der Grund dafür, warum die Familie nicht mit ihrem richtigen Namen in der Zeitung erscheinen will.
Vor allem die Ungewissheit zehrt an den Nerven. „Das ist wie nach einer Klausur“, sagt Schmidt, „erst weiß man nicht, ob man bestanden hat. Und wenn man dann weiß, dass es nicht geklappt hat, hängt man in der Luft und weiß nicht, was das nun bedeutet und wie es weitergeht.“
Dass sein Sohn irgendwo einen Platz bekommen wird, davon geht Schmidt aus. „Aber man befürchtet schon, dass es dann zwar irgendein Platz ist, aber einer, der weit entfernt ist von der eigentlichen Wunschlösung.“ Seine Hoffnung ist, dass andere Eltern ihren Platz in einer seiner Wunschkrippen doch nicht annehmen. Bis zum heutigen Dienstag müssen sie sich zurückgemeldet haben. Tun sie das nicht, werden wieder Plätze frei – Hoffnung für diejenigen, die in der ersten Runde leer ausgegangen sind. Schmidt ist trotzdem umtriebig. Ruft Träger an, versucht eine Lösung zu finden. „Dass man sich selber so bemühen muss, um noch unterzukommen, kann eigentlich keine Lösung sein“, sagt er. Sein Vorschlag für ein für Elternnerven schonenderes Verfahren: „Man sollte vorher wissen, wo es überhaupt freie Plätze gibt und sich nur dort anmelden können. Dann müsste man eine seiner drei Wahlmöglichkeiten aber auch bekommen.“
„Es wird immer Eltern geben, die ihre Wünsche nicht bekommen“, sagt Andreas Seele, Vorstandssprecher der Zentral-Elternvertretung. Er rät aber auch zur Ruhe. „Wir gehen davon aus, dass es bei den meisten Eltern klappt. “ Eine bessere Übersicht über die freien Plätze sei von der Sozialbehörde für die Zukunft angedacht. Und eben dort erklärt Sprecher Bernd Schneider in der Tat, dass die Übersicht über freie Plätze im Internet verbessert werden soll. Eine feste Zusage für einen der Wahlplätze sei aber schwierig umzusetzen, sagt Schneider – und versucht zu beruhigen. „Wir wissen, dass es für Eltern ein Bangen ist“, sagt er, „aber seit es den Rechtsanspruch gibt, haben wir für alle Kinder einen Platz gefunden.“ *Name geändert