Blumenthal. Über Jahre hatten Thomas Adrich, Michael Kadereit und Harald Ramsauer ein und dasselbe Problem: Die drei Blumenthaler Hausärzte fanden niemanden, der ihre Praxen übernehmen wollte. Bewohner befürchteten deshalb einen Ärztenotstand. Jetzt sieht es danach aus, dass nach Adrich, dessen Nachfolger im Oktober begonnen hat, auch für Kadereit und Ramsauer neue Mediziner gefunden sind. Zwei Bewerber haben sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung gemeldet. Der Knackpunkt: Beide haben noch nicht die Prüfung zum Facharzt abgelegt, die für die Übernahme einer Praxis notwendig ist.
Fest steht deshalb schon jetzt, dass die beiden potenziellen Nachfolger nicht dann anfangen können, wenn ihre Vorgänger aufhören. Kadereits letzter Arbeitstag ist an diesem Freitag, Ramsauers im Dezember. Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, geht davon aus, dass die Praxen nachbesetzt werden müssen und es daher zu einer vorübergehenden Vakanz in beiden Fällen kommt – voraussichtlich bis Anfang April. Dann, hofft Fox, werden die Jungärzte ihre Prüfungen bestanden haben und ihre Praxen öffnen.
Wo das sein wird, kann er nicht genau sagen. Ob die beiden Bewerber die Räume von Kadereit und Ramsauer übernehmen, beide Praxen liegen am Neuenkirchener Weg, ist nach seinen Worten unklar. Sicher ist dagegen, dass die potenziellen Nachfolger in Blumenthal praktizieren werden: „Die Praxissitze werden nicht verlegt.“ Nach Fox' Rechnung stehen deshalb die Chancen gut, dass im April genauso viele Hausärzte wieder in dem Stadtteil arbeiten wie bislang – „drei Ärzte haben bis dahin aufgehört, drei neue bis dahin angefangen.“
Dass es mehrere Jahre dauern kann, bis ein Nachfolger für eine Praxis gefunden ist, erlebt Fox immer wieder. Und zwar überall in Bremen. Der Norden der Stadt ist dennoch ein schwierigeres Gebiet als der Süden, Westen und Osten. Denn nach Vegesack, Burglesum und Blumenthal wollen manche Mediziner, die sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung melden, auf keinen Fall. Darauf weisen sie ausdrücklich in ihren Bewerbungen hin. Allgemeinmediziner Kadereit weiß, warum: „In Blumenthal gibt es weniger Privatpatienten als etwa in Schwachhausen.“
Die Vereinigung der Kassenärzte versucht deshalb gegenzusteuern. Sie hat den Bremer Norden zum Fördergebiet erklärt: Medizinern, die sich dort niederlassen, wird eine Umsatzgarantie gewährt. War ein Quartal nicht so einträglich wie beim Vorgänger, gibt es einen finanziellen Ausgleich. Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) will zudem unter Medizinern mehr für Vegesack, Burglesum und Blumenthal werben. Von ihrem Vorschlag, den Bedarf an Ärzten nicht für die gesamte Stadt zu ermitteln, sondern für jeden Stadtteil, hält Fox dagegen nichts. Das, meint er, wird keinen einzigen Arzt in den Bremer Norden locken.