Der Traum vom Bettenhaus ist ausgeträumt. Definitiv. In dem Gebäude auf dem ehemaligen Klinikgelände an der St.-Jürgen-Straße wird es kein genossenschaftliches Wohnen geben, wie das lange Jahre geplant war. Stattdessen steht der Abriss bevor, um Platz für eine große Hochgarage zu machen. Woanders im neuen Hulsberg-Viertel sprießt der Gedanke aber durchaus, mit anderen zusammen eine Heimat zu gründen. Gelungen ist das bereits mit einem Neubau an der Friedrich-Karl-Straße. Und weiter geht es auf dem Grundstück, das die Wohn-KG "Frida" gekauft hat. Dort sind die Arbeiten gerade in Gang gekommen. Doch das ist längst nicht alles: In einem Rutsch werden noch in diesem Monat zwei freie Flächen und zwei große Häuser zum Verkauf angeboten – gedacht allein für Baugemeinschaften. Entstehen könnten zwischen 160 und 180 Wohnungen.
"Noch nie hat Bremen Grundstücke für Baugemeinschaften so geballt ins Rennen gebracht", hebt Florian Kommer hervor. Er ist für die Vermarktung des neuen Hulsberg-Viertels zuständig – ein Spagat, denn einerseits soll an diesem begehrten Ort zwischen dem Viertel und Peterswerder ein Städtebau verwirklicht werden, der hohen sozialen und ökologischen Ansprüchen genügt und Raum auch für alternative Wohnformen bietet. Andererseits will der chronisch klamme Klinikverbund Gesundheit Nord als Eigentümer möglichst viel Geld aus dem Verkauf herausschlagen. Kommer bleibt deshalb gar nichts anderes übrig: "Wir rufen auch bei den Baugemeinschaften Marktpreise auf." Und die dürften in der Gegend nicht eben niedrig sein.
Die beiden Häuser im Angebot sind jeweils mehr als 100 Jahre alt. In dem einen, dessen Erwerb zwischen 750.000 und 900.000 Euro kosten soll, könnten nach Schätzung der Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte (GEG) 15 Wohnungen entstehen. In dem anderen, das etwas günstiger ist, wird das Potenzial auf zwölf Einheiten taxiert.
Das Gros der geplanten Wohnungen nehmen die beiden Baufelder auf. Sie sind in insgesamt acht Lose gegliedert, die zum Verkauf aufgerufen werden. Entstehen können jeweils bis zu 70 Wohnungen. Den ungefähren Kaufpreis für die beiden Grundstücke gibt die GEG in dem einen Fall mit 4,6 bis 5,7 Millionen Euro an, im anderen mit 5,5 bis 6,9 Millionen Euro. Das sind Summen, die von Baugemeinschaften in der Regel nicht aufzubringen sind. Aber erstens werden die Beträge je nach Anzahl der Lose geteilt. Und zweitens, so GEG-Geschäftsführer Kommer, könnten die Baufelder nach Bedarf in noch kleinere Portionen geschnitten werden.
Wenn die GEG zusammen mit dem Bauressort am 24. September bei einer Informationsveranstaltung in den Verkauf einsteigt, wird sich das erste Mal zeigen, ob die Nachfrage groß genug ist. Bremen ist zwar mit mehr als 30 geplanten oder bereits verwirklichten Projekten eine Stadt, in der Baugemeinschaften nicht länger die absolute Ausnahme sind. "Das sind keine Exoten, sondern relevante Marktteilnehmer", sagt Kommer. Doch können auf Anhieb gleich mehr als 150 Wohnungen gestemmt werden? Der Geschäftsführer äußert sich vorsichtig: "Vielleicht ist das ein bisschen zu viel."
Könnte also sein, dass nicht alles, was angeboten wird, Abnehmer findet. Doch was geschieht in so einem Fall? "Nach gegenwärtiger Regelung kann die GEG nach erfolgloser Erstvermarktung an Baugemeinschaften die Grundstücke am freien Markt platzieren", erklärt Kommer, "wir sind aber mit der Verwaltung gerade in einem Klärungsprozess, ob zunächst der Stadt Bremen und ihren eigenen Gesellschaften und Sondervermögen ein Vorkaufsrecht innerhalb einer bestimmten Frist eingeräumt wird."