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One-Man-Band The Dad Horse Experience im Lagerhaus Zerschossene Bekenntnisse

Bremen. The Dad Horse Experience, das klingt nach Jimi Hendrix‘ legendärem Trio. In Wirklichkeit aber ist es Bremens einsamste One-Man-Band.
19.03.2017, 00:00 Uhr
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Von lars fischer

Bremen. The Dad Horse Experience, das klingt nach Jimi Hendrix‘ legendärem Trio. In Wirklichkeit aber ist es Bremens einsamste One-Man-Band. Und auf den Gedanken, Dad Horse Ottn einen Virtuosen am Banjo zu nennen, käme vermutlich niemand. Sein Schaffen, von ihm selber sehr treffend als Kellergospel tituliert, ist quasi der Gegenentwurf zu jeglicher Perfektion. Der Musiker, der im Lagerhaus zum wiederholten Heimspiel antrat, sagt, ihn faszinieren Musiker, bei denen man immer bange ist, ob sie wohl auch den nächsten Ton noch unfallfrei bewältigten. So ähnlich ist auch sein Vortrag, der allerdings über deutlich mehr Klangvarianten verfügt als frühere Shows des spätberufenen Autodidakten.

Dass er auch eine achtsaitige Mandoline beherrscht und sich gleichzeitig mit Basspedalen begleitet, singt oder Kazoo spielt, war so nicht zu erwarten. Seine Songs aber bleiben zerschossene Glaubensbekenntnisse eines Gefallenen, der immer wieder aufsteht und weiter durch die Hölle geht. Seine düstere Philosophie ist dabei durchaus einleuchtend. Jeder Verlust sei gut, denn am Ende könne man ja sowieso nicht mal eine Zahnbürste mitnehmen, sagt er. Und überhaupt: Das Leben sei wie eine Tankerfahrt, bei der die Möwen solange ihren Dreck aufs Deck fallen lassen, bis das Schiff schließlich sinkt.

Der Soundtrack dazu sind Gospels, Spirituals und Countrysongs, die von den Wellen aufgeschaukelt sind. Geschmeidig dahin gleitet bei Dad Horse Ottn nichts, der Akzent ist hart und kantig, die Melodieführung rau und das Tempo schleppend. Die Leidenschaft und Hingabe, aber auch der unschlagbar lakonische Humor des Überlebenskünstlers machen ein Konzert seiner Experience tatsächlich zu einer Erfahrung, die insofern an die Grenzen geht, als dass sie zielsicher in die tiefsten Keller des Daseins hinabführt. Dorthin kommt kein Licht, aber immerhin sein Lied.

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