Graue Wolken hängen tief, ein feiner Sprühregen rieselt nieder. Doch die schwofende, lachende Menge lässt sich von den Wetterkapriolen am Himmel über der Bürgerweide nicht stören. Ganz im Gegenteil. „Olé, olé“, röhrt Party-Sänger Peter Wackel von der Bühne. Das Publikum tobt. Und siehe da: Mit dem feurigen spanischen Ruf bricht die Wolkendecke auf, die Sonne kommt heraus. Von Party und Palmen singt Peter Wackel auf der Bühne, und die Fans grölen lautstark und begeistert mit.
Das Spektakel auf der Bürgerweide ist nicht zu überhören. Mit zehn Stunden Dauerparty, Stars wie Jürgen Drews, Michelle und Die Atzen sowie allein in Bremen rund 18.000 Besuchern soll die „Bremen Olé“-Party laut Veranstalter „die größte Open-Air Party Deutschlands“ sein. Das Konzept, viele Künstler in etwa halbstündigen Auftritten an einem Tag zu sehen, zieht offenbar beim Publikum. Inzwischen verzeichnet die Olé-Party, die als relativ kleines Event im sauerländischen Olpe startete, nach Angaben des Veranstalters jährlich steigende Besucherzahlen und feiert ihr zehnjähriges Jubiläum. Seit einigen Jahren heißt es auch in Bremen „Olé“.
Klaus und Klaus in maritimen Outfits
Blumenketten um den Hals, bunte Sonnenbrillen auf der Nase, die Hände in der Höh' – die Stimmung steigt. „Mein Herz gehört dir die ganze Nacht“, trällert ein Chor junger Frauen den Song von der Bühne mit. Regenjacken werden um die Hüfte gebunden, dann klirrt es: Irgendjemand hält irgendjemand die Hitze wohl nicht mehr aus und wirft Eiswürfel in die Menge.
Bremen-Olé-Fan Jörg Bender ist begeistert von der Dauerparty: „Wir sind oft auf Mallorca, jetzt kommt die Insel mal zu uns„, sagt er. Von Beginn an seien er und seine Frau dabei. Weil sie gerne feiern, klar. Aber auch wegen der ganz eigenen Art der Fröhlichkeit hier. „Es ist nicht immer einfach in Bremen, aber es gibt Tage, an denen das anders sein kann“, sagt Bender. "Jetzt eben." Viele Sänger haben er und seine Frau bereits live auf der Balearen-Insel gesehen. „Am besten finde ich aber Mickie Krause, der macht tolle Lieder“, sagt Bender. Und was, wenn der Himmel wieder seine Schleusen öffnet? Egal. Für die Benders und das befreundete Ehepaar Bösl ist heute einfach Frühling. „Und hier drin“, sagt Martina Bösl und zeigt auf ihre Umhängetasche, „haben wir unsere Regencapes“.

Anne Rosenbrock und Catharina Friedrich mit dem Bremen Olé-Maskottchen.
Junggesellenabschied auf der Bürgerweide
Danach rockt das Schlagerduo Klaus und Klaus die Bühne. In maritimen Outfits geben sie ihren neuen Song „Piraten“ zum Besten, aber auch Klassiker wie „An der Nordseeküste“ oder „Da steht ein Pferd auf dem Flur“. Die Menge schunkelt, klatscht und singt mit. Wie bei jedem Auftritt – alle singen mit. Wer hierherkommt kennt seine Stars und die Texte auswendig. Das ist Programm.
Nach der Show ist Klaus Baumgart, der große Klaus, überglücklich. „Das war gigantisch. Da musst du aufpassen, dass die Gefühle nicht mit dir durchgehen“, sagt er. „Wenn du angesagt wirst, bekommst du Gänsehaut. Obwohl ich das seit 30 Jahren mache.“ Der Auftritt, das Publikum, das alles wühle ihn, den 62-Jährigen, noch immer auf. „Jetzt, wo ich hier stehe, könnte ich vor Glück heulen.“

Dem Party-Volk gefällt's, die Texte werden begeistert mitgesungen.
Auf den nächsten Auftritt freut sich besonders eine Gruppe von Junggesellinnen aus der Nähe von Rotenburg. „Wir haben die Braut mit der Party überrascht, weil sie Schlager liebt“, erklärt Freundin Elke Rieckmann. Die Braut, Catharina Friedrich, will unbedingt Jürgen Drews sehen, den der Moderator gerade ankündigt. „Hier ist der König von Mallorca“, ruft der Moderator dem Publikum zu. In Glitzerjacke und Hose im Militärstil schlendert der König von Mallorca lässig über die Bühne, übernimmt das Mikro und legt mit seiner Show los. Buntes Konfetti wirbelt, „Schalalalala“, singt Drews und die Menge macht mit. „Einfach geile Musik“, findet Rieckmann. Schlager sei für die Clique nicht nur topaktuell, sondern auch besonders gut, wenn er am laufenden Band von 17 Interpreten komme.
Auch wenn „Party, Palmen, Weiber und Bier“ nicht jedermanns Geschmack ist: Tanja Appelt, ein Fan der ersten Stunde, ist in ihrem Element. Ihre Mutter im Schlepptau genießt sie den Spaß und nippt an einem orangefarbenen Cocktail. „Ich bin extra später gekommen, um die Acts ab Peter Wackel zu sehen. Und natürlich Mickie Krause“, sagt die Bremerin begeistert. Mallorcas Partymeilen-Musik bis zum Abwinken, und alles ist top? „Ein Manko gibt's allerdings“, wendet sie ein. „Es gibt nur Stehplätze.“ Bis Mickie Krause die „Zehn nackten Friseusen“, besingt, werden noch einige Stunden vergehen. Egal. Durchhalten – die Party geht weiter.