Für Hakan Uzunkara begann der Herbstmarkt mit widrigen Umständen. Um mit seinem Anhänger voller Olivenöl-Spezialitäten vom Osterdeich bis zum Platz vor dem Speicher XI zu kommen, musste er diverse Straßensperren weiträumig umfahren. "Der Bremen-Marathon hat das wirklich kompliziert gemacht", sagt Uzunkara. Dazu kam eine durchwachsene Wettervorhersage, die im Grunde durchgehend Regen und reichlich Wind ankündigte. Als er seinen Marktstand um kurz vor elf Uhr errichtet hatte, war er entsprechend skeptisch. "Bei den Umleitungen auch im Nahverkehr und dem Wetter waren meine Erwartungen dann eher niedrig."
Uzunkara wurde zu seinem Glück enttäuscht. Nachdem der Herbstmarkt im vorigen Jahr wegen Corona vollständig abgesagt wurde, fand die 14. Auflage im jetzt 15. Jahr seit der Premiere 2006 nahezu den gewohnt hohen Besucherzuspruch. Sichtbarster Unterschied zur Vor-Corona-Zeit: Das Areal des Marktes war abgesperrt, an zwei Einlässen wurden die Kontaktdaten der Besucher erfasst. Das war es dann aber auch.
90 Stände und Buden
Als Veranstaltung unter freiem Himmel gab es weder 3G-Regelungen noch Maskenpflicht und das Abstandsgebot ist aktuell in Bremen ohnehin nur eine Empfehlung. Entsprechend eng ging es an den Schlangen zu, die sich immer wieder vor den Ständen und Buden der rund 90 Anbieter bildeten. Vor allem alles Kulinarische für den Sofort-Verzehr war gefragt.
"Die Leute warten doch sehnsüchtig auf solche Tage", meint ein Besucher am Kaffeestand. Er sei eigens aus Bremen-Nord angereist und klar, natürlich seien hier viele Händler, die man auch von den Wochenmärkten kenne. "Aber dort ist das eben nicht so geballt." Und man selber sei hier am Feiertag entspannter unterwegs, als unter der Woche, wo man seine Einkaufsliste abarbeite. Außerdem gebe es auf den Wochenmärkten kein Kunsthandwerk, ergänzt eine andere Besucherin. "Mal gucken, sich inspirieren lassen", beschreibt sie ihre Motivation für den Marktbesuch.
"Ich finde das Ambiente rund um den Speicher XI einfach ansprechend", begründet Burkhard Guder seine Präsenz. Er bietet an einem Ministand spezielle Pflasterverbände an, die nicht auf der Haut kleben. Vor Corona war der Bremer damit auf Haushaltsmessen unterwegs. Weil die fast zwei Jahre ausgefallen sind, hat er sein Geschäft auf Märkte unter freiem Himmel verlegt. Finanzielle Interessen sind bei dem Rentner zweitrangig. "Ich schnacke gern und mag es, unter Leuten zu sein." Damit war er an diesem Nachmittag wohl genau am richtigen Platz.