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Bremen-Marathon Sebrantkes siebter Streich

Siebenmal sei doch Bremen Recht, witzelte Oliver Sebrantke im Ziel des Bremen-Marathons. Er genoss die Stimmung und seinen erneuten Triumph - und profitierte vom Pech eines Mitfavoriten.
03.10.2021, 20:43 Uhr
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Sebrantkes siebter Streich
Von Olaf Dorow

Nach 30 Kilometern war es vorbei mit der Zweisamkeit. Eigentlich hatten sich Oliver Sebrantke und Nikas Schröder vorgenommen, bis kurz vor dem Ziel zusammen zu bleiben. Sie trainieren so oft und so viel gemeinsam. Jeden Sonntag steht ein sehr langer Lauf an, fast schon mit Marathon-Länge. Doch jetzt bei Kilometer 30 im Sonntagswettkampf raunte Nikas Schröder dem Freund zu: "Lauf weg. Hau ab!" So erzählte es im Ziel Oliver Sebrantke, der im Ziel des SWB-Bremen-Marathons eine kleine Show aufführte. Warum auch nicht? Er hatte zum siebten Mal den Bremen-Marathon gewonnen. Also rannte er nicht einfach so über die Ziellinie. Er sprang in die Luft, was erstaunlicherweise noch ging nach 42,195 Kilometern. Er drehte eine kleine Ehrenrunde und hüpfte dann erneut hoch, noch dreimal.

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Siebenmal sei doch Bremer Recht, oder? So fragte er anschließend fröhlich. Haha. Die Zeit, die er als Sieger benötigt hatte, war aus seiner Sicht "unterirdisch", die Stimmung aber war bestens. "Das war eine super Veranstaltung. Das Publikum an der Strecke war totaler Wahnsinn. Bremen ist der Wahnsinn", jubelte er. Und die nun ja: mäßige Siegerzeit von 2:43:56 Stunden relativierte sich schnell. Nicht nur, weil Sebrantke darauf hinwies, schon 45 und ein paar Kilo schwerer als vor Corona zu sein. Zum Einen hatte er sich nicht wie geplant vorbereiten können. Beim Gewoba City-Triathlon vor zwei Monaten habe er sich eine Zerrung eingefangen, berichtete er. Zum Zweiten setzte der teilweise recht kräftige Wind den Läufern zu. "Der war sehr hart. Am härtesten auf dem für mich eigentlich schönsten Abschnitt von der Schlachte bis zum Weserstadion. Da fühlt man sich dann sehr einsam", sagte der Sieger. 

Der Wind. "Das war das härteste", sagte auch die Siegerin. Angelika Schlender-Kamp, 49 Jahre alt und Sportlehrerin an der Grundschule, war mit sieben Vereinskollegen vom HSV Neubrandenburg nach Bremen gekommen. Zum ersten Mal. Schlender-Kemp kam, sah und siegte, darf man nach dem Zieleinlauf sagen. Sie habe die Stimmung und die Strecke sehr genossen. Und überhaupt: "Endlich geht so etwas wieder", sagte sie mit Blick auf den langen Corona-Stillstand, der auch dem Bremen-Marathon eine Pause von zwei Jahren eingebrockt hatte. Laufen sei ihre Leidenschaft, sagte die Siegerin. Im Rennen sei sie relativ schnell allein vorn gewesen. "Da dachte ich: Das muss ich jetzt auch nach Hause bringen." Angelika Schlender-Kamp brachte es nach 3:07:21 Stunden nach Hause beziehungsweise ins Ziel. Etwas langsamer als erhofft, aber: der Wind halt.

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Ein ganz anderer Gegner verstellte einem Favoriten im Männer-Rennen den Weg aufs Treppchen. Sebastian Kohlwes vom SV Werder lag zur Hälfte des Rennens relativ deutlich vorn. Er hatte in den vergangenen Wochen wegen Problemen mit dem Hüftbeuger nur eingeschränkt trainieren können, aber der Muskel arbeitete nun zuverlässig. "Ich habe mich sehr gut gefühlt, das Tempo war nicht allzu hoch für mich", sagte er, "ich hatte alles im Griff."  Bis sich leichte Magenschmerzen einstellten. Bei Kilometer 25: Magenkrämpfe. Kohlwes stieg aus, stieg nach ein paar Minuten wieder ein, um dann doch auszusteigen. Ein Muskel habe zu schmerzhaft aufs Zwerchfell gedrückt, sagte er, auch Dehnübungen hätten nicht geholfen. So habe er sich gehend auf direktem Weg vom Bürgerpark bis zum Zielbereich am Rathaus geschleppt. Sanitätszelt statt Siegerpodest. "Das hat mich natürlich schon geärgert, weil ich klar geführt habe. Ich denke, ich hätte gewinnen können", sagte er.  Ein gewisser Trost könnte ihm sein Alter sein. Sebastian Kohlwes ist 32. Erst 32, ließe sich mit Experten-Ton sagen. Es könnten durchaus noch Großtaten auf der Langstrecke folgen.

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Dass man überhaupt wieder etwas tun kann auf der Langstrecke, und zwar gemeinsam, war so etwas wie das allgemeine Läufergefühl rund um den Bremer Roland an diesem Bremer Marathon-Tag 2021. Beispiel: die Betriebssportgruppe der Sparkasse Bremen. Seit 1993 gebe es sie, und seit 1993 sei sie eigentlich auch immer mit einer Abordnung beim Bremen-Marathon vertreten, sagte Horst Seefing, der die Gruppe bis in hohe Alter und bis 2019 leitete. Diesmal waren immerhin 18 Frauen und Männer zum Rennen in die Bremer City gekommen. Zwei seien die zehn Kilometer, zwei den Marathon, 14 den Halbmarathon angegangen, sagte Seefing. Es sei "schwierig gewesen, die zu motivieren". Schließlich hätten sie lange nur für sich allein und nicht gemeinsam joggen dürfen. "Umso glücklicher bin ich", sagte Horst Seefing, "dass so viele gekommen sind."   

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