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Zu Gast im Bremer Gefängnis Kontakte knüpfen hinter Gittern – Currywurstgesellschaft besucht JVA

Kennenlernen, Kontakte knüpfen, bestenfalls miteinander ins Geschäft kommen, so lauten Ziele bei Treffen der Bremer Currywurstgesellschaft. Jetzt trifft man sich dafür an einem besonderen Ort – hinter Gittern.
03.09.2025, 05:00 Uhr
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Kontakte knüpfen hinter Gittern – Currywurstgesellschaft besucht JVA
Von Ralf Michel

Auf jede Menge Besuch muss sich die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Oslebshausen am kommenden Freitag einstellen: Zu Gast sein wird eine Gruppe, die den Namen Bremer Currywurstgesellschaft trägt. Und die rückt mit fast 100 Frauen und Männern im Bremer Gefängnis an. Sehr zur Freude von Bastian Nitzschke, seines Zeichens in den Betrieben der JVA zuständig für Vertrieb und Vertragsangelegenheiten. Er hofft, neue Kunden für die Produkte und Dienstleistungen der JVA gewinnen zu können.

JVA verfügt über eigene Betriebe

Die Bremer Justizvollzugsanstalt verfügt unter anderem über eine eigene Schlosserei und eine eigene Tischlerei, in der Produkte hergestellt, bearbeitet oder repariert werden. Das reicht von Bodenhülsen und Grills über Zäune und Tore bis hin zu Aufstellern für Bodenbeläge, Betten, Schränke oder Holzfenster, zählt Nitzschke auf. Sehr oft seien es auch kleine, recht aufwendig herzustellende Artikel. „Sachen, für die die hiesigen Firmen keine Zeit haben und die sie auch nicht in China bestellen wollen – an dieser Stelle kommen wir dann ins Spiel.“

Das Hauptaugenmerk liege aber auf den Stücklohnbetrieben, berichtet Nitzschke. Etiketten anbringen, Schrauben verpacken, Blumensteckschaum einschweißen… Ein Kunde aus Bremen stelle Nestschaukeln her. „Ursprünglich haben wir für den die Ringe mit Gummi umwickelt und die Taue ummantelt“, erzählt der JVA-Mitarbeiter. „Heute kümmern wir uns auch um das Innennetz und montieren das Ganze – bei weit über 1000 Schaukeln im Jahr.“

"Da geht noch mehr"

Insgesamt habe die JVA inklusive Schlosserei und Tischlerei etwa 45 Kunden, sagt Nitzschke. „Einige der Auftraggeber sind aber nicht dauerhaft bei uns.“ Anders ausgedrückt: Da ginge noch mehr. „Deshalb wollen wir uns jetzt ein bisschen bekannter machen.“

An dieser Stelle kommt die Bremer Currywurstgesellschaft ins Spiel. Dahinter verbirgt sich ein vor dreieinhalb Jahren von Björn Tuchscherer gegründetes loses Netzwerk von Unternehmern, Selbstständigen, Freiberuflern und Angestellten, die sich jeden ersten Freitag im Monat in einer Bremer Lokalität treffen. Geleitet wird die Gesellschaft von einem dreiköpfigen ehrenamtlichen Präsidium, dem neben Tuchscherer noch Holger Schilling und Barbara Begerow angehören.
Natürlich sei der Business-Kontext bei den Treffen stets präsent, beschreibt Holger Schilling die Netzwerkverbindung, die über die Plattform Linked-In zusammenkommt. Vor allem ginge es aber ums Kennenlernen und den zwanglosen Austausch.

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Mit von der Partie sind laut Schilling auch Mitarbeiter aus der öffentlichen Verwaltung, wie eben Bastian Nitzschke. Der hatte über Bekannte von der Gesellschaft gehört und war zu einigen der monatlichen Treffen gegangen. Dabei kam man ins Gespräch, Nitzschke erzählte von der JVA und den Werksbetrieben und daraus entwickelte sich der Besuch am Freitag.

„Für uns ein ‚Special‘, das schauen wir uns gerne mal an“, freut sich Schilling über die anstehende Stippvisite in Oslebshausen. Zum einen, weil man einfach neugierig sei, was in den dortigen Betrieben und in der Lohnfertigung passiere. Zum anderen aber auch, um eine Verbindung zwischen JVA und Öffentlichkeit herzustellen. Und die Hoffnungen Nitzschkes auf neue Kunden scheint so abwegig auch nicht zu sein. „Wir haben in unseren Reihen schon ein paar Inhaber größerer Firmen und Dienstleister.“

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