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Gesundheitssenatorin lenkt ein Klinikum Links der Weser hat Chance auf Sanierung

Für das Bremer Klinikum Links der Weser kommt möglicherweise doch eine Sanierung infrage. Ein Gutachten soll neben Neubau und Schließung des Krankenhauses nun auch diese Option prüfen.
12.01.2022, 19:52 Uhr
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Klinikum Links der Weser hat Chance auf Sanierung
Von Jürgen Theiner

Aufmöbeln statt abreißen: Diese Alternative könnte am Klinikum Links der Weser (LdW) zum Zuge kommen. Neben zwei Neubauvarianten und der Schließung des Standortes soll nun auch eine Sanierung der Immobilie auf ihre Wirtschaftlichkeit untersucht werden. Diese vierte Option hatte der Senat im Dezember eigentlich verworfen. Doch nun hat Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) eingelenkt. Ihre Entscheidung kommt einen Tag nach einer Mitgliederversammlung des Linken-Kreisverbands Links der Weser, bei der sie von der Parteibasis heftig angegangen wurde.

Kurz vor Weihnachten hatte der Senat beschlossen, ein über 200.000 Euro teures Gutachten zur Zukunft des LdW in Auftrag zu geben. Hintergrund ist der schlechte bauliche Zustand des über 50 Jahre alten Klinikums. Als marode gilt insbesondere das Bettenhaus. Ursprünglich sollten nur drei Varianten geprüft werden. Erstens: ein Neubau im jetzigen Maßstab, allerdings ohne Gynäkologie und Geburtshilfe, denn deren Verlagerung ans Klinikum Mitte ist bereits beschlossene Sache. Diese "große Lösung" würde Investitionen von mindestens 200 Millionen Euro erfordern. Zweitens: ein kleinerer Neubau mit Konzentration auf den bisherigen Schwerpunkt Herz- und Gefäßmedizin (rund 150 Millionen Euro). Drittens: Schließung des Krankenhauses und Verlagerung der Stationen ans Klinikum Mitte.

Wer bewirbt sich noch, wenn der Standort grundsätzlich infrage gestellt ist?
Roman Fabian, Betriebsrat LdW

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Nach Einschätzung des LdW-Betriebsratsvorsitzenden Roman Fabian hat der Senatsbeschluss vom Dezember dem Klinikum jetzt schon geschadet. "Denn wer bewirbt sich denn noch hier, wenn der Standort grundsätzlich infrage gestellt ist?", fragt Fabian, der auch der Linken angehört. Dass eine Ertüchtigung der vorhandenen Immobilie unbedingt in die Überlegungen einbezogen werden sollte, ist für ihn durch ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen belegt.

Fabian bezieht sich auf das städtische Klinikum Herford. Es wurde Ende der Sechzigerjahre von denselben Architekten entworfen wie das LdW und ist nahezu baugleich. Zwischen 2012 und 2018 wurden größere Teile des Herforder Klinikums in mehreren Bauabschnitten saniert, wobei die Funktionsfähigkeit der medizinischen Abteilungen stets gesichert war. "Die Maßnahme hat rund 50 Millionen Euro gekostet", so eine Sprecherin des Krankenhauses auf Anfrage des WESER-KURIER. Alle Patientenzimmer und die Nebenräume des Bettenhauses seien erneuert worden. Einige Funktionsbereiche wie Intensivstationen, Operationssäle und Radiologie seien von der Sanierung nicht erfasst worden.

Allerdings gilt auch für das LdW, dass dort nicht der gesamte Gebäudebestand einer Renovierung bedarf. Eine ganze Reihe von Elementen wurde in den vergangenen zwanzig Jahren neu gebaut oder saniert. So ließ die städtische Krankenhaus-Dachgesellschaft Gesundheit Nord (Geno) zwischen 2013 und 2015 die Intensivstation und den Zentral-OP sanieren und erweitern. 2010 entstand ein neues Verwaltungsgebäude, 2014 ein Erweiterungsmodul für die 2002 eingerichtete Palliativstation. 2007 wurde der zweite Bauabschnitt des ambulanten Versorgungszentrums in Betrieb genommen. Auch im Bereich Brandschutz blieb die Geno nicht untätig, zwischen 2018 und 2021 wurde nachgerüstet. Was auf diesem Gebiet noch fehlt, sind unter anderem ein Feuerwehraufzug und eine Druckluftentrauchung.

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Der LdW-Betriebsrat ist überzeugt, dass eine vergleichsweise preiswerte Sanierung nach Herforder Vorbild grundsätzlich möglich ist – auch wenn zu den dort aufgewendeten 50 Millionen Euro zwischenzeitliche Preissteigerungen addiert werden müssten und es an einigen Punkten zu weiteren Mehrausgaben kommen kann. Für Roman Fabian steht allerdings fest: Auch eine Schließung des LdW mit Verlagerung der medizinischen Kapazitäten ans Klinikum Mitte (KBM) wäre nicht zum Nulltarif zu haben. Im Gegenteil: "In Mitte müsste an den gerade erst errichteten Neubau ein weiterer Bauabschnitt angefügt werden. Zudem wäre die Verlagerung der Kardiologie aus dem LdW ans KBM ein sehr teures Unterfangen. Insgesamt müsste man sicherlich mit einem dreistelligen Millionenbetrag rechnen."

Für die Gesundheitssenatorin sind diese Argumente nun Anlass, die LdW-Gutachter auch eine Sanierung des Bettenhauses prüfen zu lassen. "Zwar gab es bereits in den letzten Jahren Prüfungen, die diese Option als sehr kostspielig und schwierig einschätzen. Ich möchte aber ein faires und offenes Verfahren ermöglichen, diese Option gehört deswegen auch dazu", sagte Bernhard dem WESER-KURIER. Eine Möglichkeit, den Senatsbeschluss vom Dezember noch entsprechend zu ändern, gibt es in Kürze. Denn die Auftragsvergabe für das Gutachten ist noch nicht erfolgt. Zuvor muss diese Beratungsleistung ausgeschrieben werden, und dafür braucht es das Okay der Gesundheitsdeputation und die Zustimmung des Haushalts- und Finanzausschusses der Bürgerschaft. Beide Gremien tagen in der zweiten Januarhälfte.

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