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Zwei tote Patienten Krankenpfleger streitet Totschlag ab

Der Mann streitet die Taten ab, sitzt aber immer noch in Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Krankenpfleger vor, im Bremer Diako zwei Patienten getötet zu haben. Ermittelt wird auch in anderen Kliniken.
10.08.2021, 17:39 Uhr
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Krankenpfleger streitet Totschlag ab
Von Jürgen Hinrichs

Im Fall des Bremer Krankenpflegers, der für den Tod von zwei Patienten verantwortlich sein soll, gibt es bislang kein Geständnis. Das hat die Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitgeteilt. Beschuldigt wird ein 33-jähriger Mann, der auf der Intensivstation des Diako-Krankenhauses in Gröpelingen beschäftigt war. Er sitzt seit Mitte Juli in Untersuchungshaft.

Ermittelt wird laut Anklagebehörde wegen des Verdachts auf Totschlag und Misshandlung von Schutzbefohlenen im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung ohne ärztliche Verordnung. Die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet, die aus sechs Beamten besteht und nach Aussage eines Sprechers der Behörde je nach Ermittlungsaufwand aufgestockt werden kann. Der Fall erinnert an den zweifach zu lebenslanger Haft verurteilten Patientenmörder Niels Högel, der als Krankenpfleger in Oldenburg und Delmenhorst Menschen mit Medikamenten zu Tode gespritzt hat.

Der Bremer Krankenpfleger ist seit Januar vergangenen Jahres beim Diako angestellt. Von großem Interesse ist jetzt, ob er während dieser Zeit ausschließlich dort beschäftigt war, und in welchen Kliniken er vorher gearbeitet hat. "Diese Fragen sind unter anderem Gegenstand der laufenden Ermittlungen", erklärt die Staatsanwaltschaft. Deshalb könnten derzeit keine Details genannt werden. "Wir bestätigen zum jetzigen Zeitpunkt, dass der Beschuldigte auch in anderen Krankenhäusern und nicht nur im Bereich der Intensivmedizin tätig war", so die Behörde.

Die Unregelmäßigkeiten im Diako kamen Mitte April zutage. "Auf der Intensivstation unseres Krankenhauses wurden zwei auffällige und in dieser Art ungewöhnliche medizinische Notfallsituationen beobachtet, die sich nicht eindeutig durch die Krankheitsbilder der beiden beteiligten Patienten erklären ließen", teilte die Klinik einen Tag nach der Verhaftung des Krankenpflegers mit. Die Recherche habe damals unter anderem ergeben, dass ein Beschäftigter der Intensivstation in beiden Fällen unmittelbar beteiligt war. Sehr frühzeitig sei daraufhin die Kriminalpolizei benachrichtigt worden.

Die beiden mutmaßlichen Opfer, 39 und 59 Jahre alt, waren schwer krank und schon länger in medizinischer Behandlung. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft sind zunächst nur in einem Fall ungewöhnliche Blutwerte festgestellt worden, nachdem der Patient verstorben war. Dies habe noch keinen konkreten Verdacht begründet. Als ein paar Tage später bei einem weiteren Toten das gleiche Phänomen auftreten sei, habe die Klinik reagiert und die Aufklärung in Gang gebracht. Bei einem der Männer konnte laut Behörde noch eine Obduktion vorgenommen werden. Bei dem anderen ist es dafür zu spät gewesen – sein Leichnam war bereits eingeäschert worden.

Nach der Strafanzeige des Diako ging die Polizei sofort gegen den Tatverdächtigen vor und durchsuchte seine Wohnung. Für einen Haftbefehl reichte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Mann blieb auf freiem Fuß, wurde im Krankenhaus aber vom Dienst suspendiert. Im Zuge der Ermittlungen habe sich der Verdacht erhärtet, so die Staatsanwaltschaft. Vor knapp vier Wochen wurden daraufhin Spezialeinsatzkräfte der Polizei in Marsch gesetzt, um den Krankenpfleger zu verhaften.

Im Frühjahr 2019 war es in Bremen zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, damals in einem Heim. Ein Pfleger hatte einer 75-Jährigen falsche Medikamente verabreicht, um ihren gesundheitlichen Zustand zu verschlechtern und sie dann zu retten. Der Mann gestand die Tat. Die pflegebedürftige Frau überlebte, nachdem sie auf der Intensivstation behandelt worden war.

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