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Wahlkampf 2023 CDU setzt auf die Doppelspitze

2019 wurde die Bremer CDU erstmals stärkste Partei, 2023 will sie es auch in die Regierung schaffen. In der Kampagne soll Spitzenkandidat Frank Imhoff eine starke Frau an die Seite gestellt werden.
27.10.2022, 05:00 Uhr
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CDU setzt auf die Doppelspitze
Von Jürgen Theiner

Wer ist bei der Bürgerschaftswahl '23 eigentlich Spitzenkandidat der CDU? Wenn im kommenden Frühjahr die Plakate aufgehängt werden, wird man das ohne Vorkenntnisse vielleicht nicht auf Anhieb erkennen können. Denn die Christdemokraten, so viel ist klar, setzen in ihrer Kampagne nicht nur auf den eigentlichen Listenführer Frank Imhoff, sondern auf ein Duo. Die Nummer zwei, Wiebke Winter, ist stets mit auf dem Bild. Imhoff und Winter sollen ein Gespann bilden, das sich miteinander im öffentlichen Dialog befindet und gewissermaßen in ständiger Bewegung. So stellt sich die CDU ihr Kontrastprogramm zur erwarteten One-Man-Show der SPD vor, die voraussichtlich ganz auf Bürgermeister Andreas Bovenschulte setzen wird: Hier der Fels in der Brandung – dort das dynamische Tandem mit zwei Akteuren, die sich auf den diversen Themenfeldern der Wahlkampagne gegenseitig die Bälle zuspielen.

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Ausgedacht hat sich dieses Konzept der Berliner Werbeprofi Alex Römer, Chef der Berliner Agentur Römer Wildberger. Bremen ist für Römer kein unbekanntes Terrain mehr. 2019 übernahm er die Aufgabe, den damals völlig unbekannten Carsten Meyer-Heder als CDU-Spitzenkandidat zu verkaufen. Die Kampagne spielte bewusst mit dem Image des unerfahrenen Politikneulings ("Carsten Meyer-wer?"). Der Internetunternehmer wurde als unkonventioneller Problemlöser präsentiert, der ausgetretene Pfade verlässt und Verkrustungen aufbricht.

Die Masche zog. Am Wahlabend war Meyer-Heder der strahlende Sieger, der die erfolgsgewohnte SPD erstmals in der Nachkriegsgeschichte auf den zweiten Platz verwies. Die Kampagne selbst fand in der PR-Branche bundesweit Beachtung – auch, weil die CDU auf den Plakaten des Spitzenkandidaten gar nicht vorkam. Meyer-Heder und die Partei, für die er antrat, waren völlig entkoppelt.

Das geht bei Frank Imhoff natürlich nicht. Der Mann, der im kommenden Jahr Bürgermeister werden will, ist seit fast drei Jahrzehnten Mitglied der CDU und gehört der Bürgerschaft seit 1999 an. 2015 wurde er Vizepräsident, mit dem Wahlsieg der Christdemokraten vor drei Jahren fiel das "Vize" weg. Mehr Polit-Establishment geht kaum.

Was also tun? Bei der Frage, welches öffentliche Bild von Imhoff entworfen werden soll, besann sich die Agentur auf die Charaktereigenschaften des Stromer Landwirts. "Frank Imhoff ist ein Brückenbauer", sagt Alex Römer. "Er hat ein extrem verbindendes Wesen und findet zu jedem einen Zugang, kurz: Er ist ein Menschenfreund." Die CDU wird also stark auf die sympathische Ausstrahlung ihres Spitzenkandidaten setzen. So entsteht ein bestimmtes Narrativ. Unter dem Begriff verstehen Sozialwissenschaftler eine Art sinnstiftende Erzählung, die eine Botschaft transportiert. In Imhoffs Fall lautet sie: Dieser Kandidat geht auf die Alltagssorgen der Menschen ein, er bietet konkrete Lösungen für Bremen und Bremerhaven an.

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Der Dialog mit Wiebke Winter, der jungen Senkrechtstarterin der Bundes-CDU und Mitbegründerin der Klima-Union, soll dieses positive, konstruktive Bild noch verstärken. Die 26-Jährige soll der Partei darüber hinaus den Zugang zur jüngeren Generation erleichtern und den erhofften Brückenschlag zu den Grünen bewerkstelligen. "Das Duo ist ein progressiver Ansatz", sagt Römer. Mit dialogartig aufgezogenen Kampagnen kennt er sich aus. Beim Börsengang der Post konzipierte er – damals noch für die Agentur JungvonMatt/Spree – die Werbung mit den Gottschalk-Brüdern, die vielen noch im Gedächtnis haftet.

Inhaltlich haben die Christdemokraten vier Themenfelder definiert, auf denen die rot-grün-rote Koalition gestellt werden soll: Verkehr/Stadtentwicklung, Bildung, Wirtschaft und Inneres. Auf diesen Gebieten, so glaubt CDU-Landesgeschäftsführer Tobias Hentze, lasse sich am besten demonstrieren, wie weit Angekündigtes und Erreichtes auseinanderfallen. "Nichts hat sich da positiv verändert, manches stellt sich sogar schlechter dar als vor der Wahl 2019."

Wie es die Christdemokraten besser machen wollen, ist Gegenstand eines Regierungsprogramms, an dem gerade getüftelt wird. Fachpolitiker der Partei arbeiten zurzeit an den entsprechenden Kapiteln. Der Fahrplan für die nächsten Monate sieht vor, dass zunächst die Aufstellung der Bürgerschaftsliste abgeschlossen werden soll. Zieldatum ist hier der 5. November. Ein Entwurf des Wahlprogramms könnte dann Ende des Jahres vorliegen. Die eigentliche Kampagne startet am 18. März, also acht Wochen vor dem Wahltermin. Etwa 600.000 Euro wird sich sich die Union den Wahlkampf kosten lassen, das entspricht ungefähr dem Budget von 2019.

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