Am Ende war es nur noch eine Formsache: Einstimmig bei einer Enthaltung kürte der Landesvorstand der Bremer CDU am Montag Frank Imhoff zum Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl in einem Jahr. Die Enthaltung stammt von Imhoff selbst, da der amtierende Bürgerschaftspräsident dem 35-köpfigen Parteigremium ebenfalls angehört. Es bestimmt zwischen den Parteitagen den Kurs des rund 2000 Mitglieder zählenden Landesverbandes der CDU.
Imhoff nahm die Empfehlung des Vorstands dankend an und stellt sich nun der Parteibasis beim Landesparteitag am Samstag zur Nominierung. „Die letzten Wochen haben mich in meinen Gedanken zur Kandidatur bestärkt. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Die Menschen in Bremen und Bremerhaven erwarten deshalb Lösungen für ihre Alltagssorgen und Herausforderungen", sagte der designierte Spitzenkandidat am Montag.
Imhoff machte auch klar, auf welchen Feldern er die rot-grün-rote Regierungskoalition angreifen will: "Viele Eltern können nicht länger auf den Kitaplatz warten oder warten schon viel zu lange auf eine bessere Bildung für ihre Kinder. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fragen sich, ob Bremen und Bremerhaven ihre Firmen auch in Zukunft am Standort halten können. Die Menschen brauchen auch verlässliche Antworten darauf, wie sie in unserer Stadt sicher und bezahlbar von A nach B kommen." Auch mit der "dramatischen Armut in Bremen und Bremerhaven" wolle er sich nicht abfinden. "Dazu braucht es eine moderne Führung und vor allem mutige Entscheidungen im Rathaus. Die werde ich liefern.“
Auf die Spitzenkandidatur des 53-jährigen Imhoff lief es spätestens nach dem 7. April hinaus: Da hatte die 40-jährige OHB-Managerin Sabine von der Recke die Bitte nach einem Einstieg in die Landespolitik bis auf Weiteres abgelehnt. Mit von der Recke wollten Teile der CDU den Überraschungserfolg ihres heutigen Vorsitzenden Carsten Meyer-Heder von 2019 wiederholen. Der IT-Unternehmer und Quereinsteiger hatte die Christdemokraten gegen eine schwächelnde SPD mit 26,7 Prozent erstmals zur stärksten Kraft gemacht. Doch Meyer-Heder will nicht erneut kandidieren, wie er bereits im Januar erklärt hatte.
Nun tritt die CDU also ganz klassisch mit einem ebenso erfahrenen wie populären Politiker an, der sich vor allem in den zurückliegenden Jahren als Parlamentspräsident Anerkennung verschafft hat, weit über die Grenzen der eigenen Partei hinaus. Frank Imhoff ist seit fast dreißig Jahren in der Bremer CDU aktiv. Der Stromer Landwirt setzt damit eine Familientradition fort. Auch sein Großvater und sein Vater gehörten der Partei an und vertraten sie im Stromer Beirat.
Imhoff glaubt an seine Chance
1999 bewarb er sich erstmals um einen Sitz in der Bürgerschaft, seither gehört er dem Parlament ununterbrochen an. Bis 2015 war Imhoff zwölf Jahre lang umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, ab diesem Zeitpunkt dann Vizepräsident. Als die Christdemokraten mit Meyer-Heder stärkste Fraktion wurden, war für Imhoff der Weg an die Spitze des Parlaments frei.
Seine Funktion als neutrale Instanz auf der Präsidentenempore will Imhoff bis zum Ende der Legislaturperiode ausüben. Er hat nicht vor, sie im Wahlkampf ruhen zu lassen. Zweifel an der Unparteilichkeit seiner Amtsführung seien unbegründet, sagte Imhoff dem WESER-KURIER. Er glaubt an seine Chance, Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) aus dem Rathaus verdrängen zu können: „Präsident des Senats gegen Präsident der Bürgerschaft: Das wird ein Wettbewerb auf Augenhöhe.“