15 Minuten für mehr Sicherheit: Schnelltests sollen fix anzeigen, ob eine Corona-Infektion besteht oder nicht. Gerade jetzt, die Weihnachtstage im Rücken, Silvester vor der Brust und die hohe Inzidenz im Blick, wird ein Test vor einem Treffen mit anderen empfohlen. Auch Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) rief vor einigen Tagen dazu auf, Vorsicht walten zu lassen: „Testen Sie sich, bevor Sie mit anderen Personen zusammenkommen, bestenfalls mehrfach.“ Allerdings ist die Frage, wie zuverlässig die Abstriche sind. Denn nur die Hersteller garantieren die Qualität.
Eine Leserin schildert: Sie habe einen Selbsttest in einem Bremer Drogeriemarkt gekauft und zu Hause auf der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) nachgeschaut, wie zuverlässig dieser anschlage. Im November hatte das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel öffentlich gemacht, dass 26 von 122 untersuchten und in Deutschland zugelassenen Schnelltests nicht den Qualitätsanforderungen des Bundes entsprechen. Diese Produkte, so das PEI, zeigten eine Infektion mit Sars-CoV-2 unzuverlässig an, und nur bei einer sehr hohen Viruslast. Die Leserin war entsetzt: Auch der von ihr gekaufte Test, so meinte sie, sei mangelhaft.
Dieses Missverständnis lässt sich aufklären, wenn man genau auf Produktbezeichnung und Herstellernamen achtet und sich in die Details der Untersuchung vertieft. Denn die Firma, die den Drogeriemarkt-Test herstellt, hatte mit diesem zwar gute Ergebnisse erzielt, war aber mit einem anderen Modell mit extrem schlechten Werten durch die Überprüfung gefallen. Die Sorge der Leserin war unbegründet.
Hohe Qualität: Bei 10.000 Getesteten wird ein Infizierter übersehen
Schnell- und Selbsttests, die in einem Testzentrum oder zu Hause gemacht werden können, werden auf ihre Sensitivität und ihre Spezifität überprüft. Die Sensitivität gibt an, wie gut der Test eine Infektion nachweisen kann. Ein Beispiel: 10.000 Personen werden getestet, 20 sind infiziert. Ein Test, dessen Sensitivität bei 96,4 Prozent liegt, wird bei 19 der infizierten Personen ein positives Ergebnis liefern und in einem Fall ein falsch negatives. Unter 10.000 Getesteten wird ein Infizierter übersehen.
Die Spezifität gibt an, wie viele Nicht-Infizierte ein korrektes negatives Ergebnis erhalten. Ist die Spezifität mit 99,6 Prozent ausgewiesen, bedeutet das, dass 9.960 von 10.000 Getesteten, die nicht infiziert sind, ein negatives Ergebnis bekommen. 20 Personen werden, obwohl sie das Virus nicht in sich tragen, ein positives Ergebnis sehen.
Bei einem qualitativ guten Test kann man sich in den allermeisten Fällen auf ein negatives Ergebnis verlassen. Aber wie stellt man sicher, dass die Qualität des Tests stimmt? Der Bremer Virologe Andreas Dotzauer von der Uni Bremen rät: „Wenn man einen Termin kriegt, sollte man zu den Testzentren gehen.“ Die dort verwendeten Produkte seien vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) kontrolliert worden.
Schnelltests seien aber im Vergleich zu PCR-Tests grundsätzlich ungenauer: „Man muss schon im Bereich einer hohen Viruslast sein.“ Sie habe übrigens nichts mit dem Impfstatus zu tun, erklärt Dotzauer: „Auch Geboosterte erreichen bei einer Infektion eine hohe Viruslast, auch wenn sich das nicht in den Symptome widerspiegelt.“ Bei Kindern sei das ähnlich. Zudem hätten erste Erkenntnisse zur Omikron-Virusvariante gezeigt, dass diese vor allem im Nasen- und Rachenbereich große Virusmengen erzeuge, was günstig für die bestehenden Testmethoden sei.
Der Virologe empfiehlt, sich immer dann zu testen, wenn ein Treffen mit anderen geplant ist – vor allem, wenn mehrere Generationen zusammenkommen. Ein negatives Ergebnis sei etwa 24 Stunden lang gültig.
Ist ein Test nicht auf einer der Listen zu finden, besagt das nicht zwingend etwas über seine Qualität. Das Bfarm führt laut eigener Auskunft nur solche Tests auf, die eine CE-Kennzeichnung tragen (also in der EU verkauft werden dürfen) und für die die Hersteller die Aufnahme in die Liste beantragt haben.
Tests, auf denen statt CE-Kennzeichnung der Hinweis „befristete Sonderzulassung“ steht, haben diese aufgrund der großen Testknappheit im ersten Halbjahr 2021 erhalten. Sie dürfen laut Bfarm in der Regel bis zum Ablauf des Verfallsdatums weiter vertrieben und angewendet werden.