Es ist kurz nach 13 Uhr, als zwei Mitarbeiter des Klinikums Bremen-Ost das Informationsschild an Haus 51 überkleben. Statt „Reha-Ambulanz/ Ergotherapie“ steht da nun „Corona-Ambulanz“. Der Bereich rund um das Gebäude ist weiträumig mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, vor dem Gebäude sind zwei Zelte aufgebaut. Denn neben dem Klinikum-Mitte können seit Montag auch am Klinikum-Ost Menschen untersucht werden, die möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert sind.
Schon am Mittag sind die ersten Patienten da. Während Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) gerade dabei sind, der neuen Ambulanz eine erste Stipvisite abzustatten und sich mit der Klinikleitung auszutauschen, geleitet das Personal im Hintergrund mögliche Infizierte von der Absperrung an der Besuchergruppe vorbei bis zu den Ärzten. Wie ernst die Lage ist, macht deren Montur klar: Von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung gehüllt, eine große Atemschutzmaske im Gesicht, läuft einer der Mediziner auf die möglichen Patienten zu.
Als erstes überreicht er ihnen ebenfalls eine Maske, fordert sie auf, die Hände auszustrecken, um diese dann mit Desinfektionsmittel zu übergießen. Dann verschwinden sie gemeinsam in einem der beiden Zelte, die das Technische Hilfswerk zur Verfügung gestellt hat. Dort bekommen die Patienten eine Wartenummer, müssen einen Fragebogen ausfüllen und werden nach und nach ins Gebäude 51 zur Untersuchung gerufen. Der dort genommene Abstrich wird dann ins Labor geschickt; bis die Ergebnisse vorliegen, müssen die möglichen Infizierten nach Hause und dürfen ihre Wohnung vorerst nicht verlassen.
Bis zu 80 Menschen können am neuen Standort jeden Wochentag zwischen acht und 16 Uhr untersucht werden, sagt Krankenhausdirektorin Judith Borsch. Aktuell kümmern sich in Vier-Stunden-Schichten bis zu zwei Ärzte und zwei Krankenpfleger um die Verdachtsfälle, nach Bedarf müsse aufgestockt werden. Dass das so kommen wird, da ist sich die Gesundheitssenatorin sicher: „Es wird noch deutlich ansteigen“, sagt Bernhard am Mittag am Klinikum-Ost. Sie vermutet, dass auch Bremen bald einen dreistelligen Bereich der Infizierten erreichen werde. „Wir müssen nachbessern, wenn die Fallzahlen steigen“, ergänzt Bürgermeister Bovenschulte.
Atemschutzmasken und andere Untersuchungsmaterialien werden knapp
Nachbesserungsbedarf sieht Klinikleiterin Borsch allerdings schon jetzt: Atemschutzmasken und andere Untersuchungsmaterialien, um beispielsweise Verdachtsfälle auf den Virus zu testen, werden knapp. „Alles ist Mangelware“, sagt sie. Der Bund habe zwar Material in Aussicht gestellt, aber es komme schlichtweg nicht in den Kliniken an. Deswegen reduziere das Personal schon jetzt die Nutzung verschiedener Utensilien, Atemschutzmasken würden jetzt schon länger als eigentlich üblich getragen.
Während Borsch all das den Senatsvertretern erklärt, hat sich der Arzt im Schutzanzug erneut auf den Weg zum Absperrband gemacht. Ein Mann zeigt seine Überweisung, der Mediziner hebt das Flatterband, packt Atemschutzmaske und Desinfektionsmittel aus. Wenn die Nachfrage größer wird, erklärt Borsch unterdessen, müsse die Ambulanz in ein größeres Gebäude auf dem Klinikgelände umziehen. Dass es dazu kommen könnte, erscheint nicht unwahrscheinlich; denn schon wieder steht ein möglicher Patient am Flatterband und winkt den Ärzten zu.