Täglich überschlagen sich die Meldungen der Corona-Fallzahlen auf der ganzen Welt – bereits jetzt sind mehr als 350.000 Menschen betroffen. Wie viele andere Medien, greift auch der WESER-KURIER bei der Berichterstattung auf unterschiedliche Quellen zurück. Da sich die Fallzahlen täglich mehrmals ändern und nicht in allen Ländern gleich ermittelt werden, geben wir einen Überblick, auf was Sie beim Umgang mit den Daten achten müssen.
Geht es um die weltweiten Corona-Fallzahlen, so nutzen wir die Daten der renommierten Johns Hopkins University (JHU) aus Baltimore in den Vereinigten Staaten. Bereits seit Januar sammelt dort ein Team aus Forschern Daten zum Coronavirus aus der ganzen Welt und veröffentlicht diese auf ihrer Internetseite. Die Daten werden mehrmals täglich aktualisiert, was bei der sehr dynamischen Lage von Vorteil ist. Dafür greifen die Forscher auf Twitter-Feeds, Online-Portale und direkte Meldungen zurück, wie sie auf ihrer Seite schreiben. Diese Daten werden dann mit offiziellen Quellen einzelner Staaten oder Gesundheitsorganisationen abgeglichen. Für Deutschland nutzt die JHU den Coronavirus-Monitor von Funke Interaktiv.
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Vergleicht man nun die Zahlen der JHU, mit denen des Robert-Koch-Instituts (RKI) oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fällt auf, dass die Zahlen des RKI und der WHO oft sehr viel niedriger sind. Das liegt an der relativ langen Meldeketten. Wird in einem deutschen Labor eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen, so muss dies dem zuständigen Gesundheitsamt innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden. Das Gesundheitsamt meldet diese Fälle an die Landesbehörde. Diese schickt die Daten dann elektronisch an das RKI, welches die Fallzahlen dann einmal pro Tag – jeweils vormittags – auf ihrer Homepage aktualisiert.
Viele der rund 400 Gesundheitsämter in Deutschland veröffentlichen ihre Fallzahlen jedoch auch selbstständig für ihr jeweiliges Gebiet. In Bremen wird etwa auf der Seite der Gesundheitssenatorin in der Regel jeden Abend eine aktualisierte Übersicht mit den Fällen veröffentlicht – auch hier sind die Zahlen oft aktueller als beim Robert-Koch-Institut. Das Start-Up Risklayer aus Karlsruhe hat in einer Übersicht alle Daten der 400 Landes- und Kreisgesundheitsämter zusammengestellt.
Neben der Zahl der aktuell Infizierten weisen viele Statistiken auch die Gestorben und die Genesenen aus. Die Zahlen der Genesenen lassen sich innerhalb Deutschlands und auch weltweit nur schwer vergleichen. Zwar erheben einige deutsche Gesundheitsämter die Zahl der Menschen, bei denen das Virus nicht mehr nachweisbar ist – die Mehrzahl tut dies jedoch nicht. Die einzelnen Fälle müssten über Wochen beobachtet werden, was bei den knappen Ressourcen nicht überall möglich ist. „Allerdings kann man zumindest bei den Fällen, bei denen die meisten Angaben ermittelt wurden und die keine schweren Symptome hatten, davon ausgehen, dass sie spätestens nach 14 Tagen wieder genesen sind“, heißt es beim RKI. Viele Gesundheitsämter rechnen die Zahl der Genesenen daher hoch bzw. veröffentlichen Schätzungen.
In den Daten der Gesundheitsämter werden auch alle Todesfälle erfasst, die mit einer Coronavirus-Erkrankung in Verbindung stehen. Dabei gibt es zwei verschiedene Varianten: Menschen, die direkt an der Erkrankung gestorben sind („gestorben an“) und Patienten mit Grunderkrankungen, die infiziert waren und bei denen sich nicht klar nachweisen lässt, was die Todesursache war („gestorben mit“). Das RKI fasst diese beiden Todesarten zusammen und spricht von „Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19“.
Besonders der internationale Vergleich der sogenannten Corona-Toten fällt schwer. So ist die Zahl der gemeldeten Toten in Deutschland nicht unbedingt vergleichbar mit den um etwa eine Woche verschobenen Fallzahlen in Italien. Das kann von vielen Faktoren abhängen, etwa der in Italien völlig anderen Altersstruktur der Bevölkerung, dort stärker betroffenen älteren Infizierten oder eventuell eine deutlich höhere Dunkelziffer. Auch ist die Datenlage in einigen repressiven Staaten nicht eindeutig. Russland meldete etwa am Donnerstag den ersten durch das Coronavirus verursachten Todesfall, später korrigierten die Behörden jedoch die Meldung und teilten mit, die Frau sei an einem Blutgerinnsel gestorben. Auch die offiziellen Zahlen aus China zweifeln einige Experten an.
Generell sind alle Fallzahlen nur eine Momentaufnahme und eine Annäherung an die tatsächlich Infizierten und Gestorbenen. Viele Virologen und Epidemiologen gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, gerade in den Ländern in denen bislang sehr wenige Menschen getestet wurden.