Genau 41 Schüler besuchten den ersten elften Jahrgang der gymnasialen Oberstufe am Rübekamp, als diese am 1. August 1976 die Arbeit aufnahm. Das Sekundarstufe-II-Zentrum war damals gegründet worden, um Schüler und Schülerinnen der benachbarten Gesamtschule West (GSW) schulische Bildung über die zehnte Klasse hinaus zu ermöglichen. Heute umfasst die Abteilung Gymnasium des Schulzentrums Rübekamp bis zu 450 Schüler und zählt seit Mitte der 1990er-Jahre zu den am besten angewählten Oberstufen Bremens.
Hat die Schule dies ihrem 1980 errichteten ansprechenden Gebäude oder dem engagierten Lehrerkollegium zu verdanken? Das sicherlich auch, meint Eberhard Dobers, der zum Februar 2002 die Leitung der gymnasialen Oberstufe übernommen hatte und sich vor den Sommerferien nun von Schülern und Kollegen verabschiedet hat: Seit August ist der 65-jährige Schwachhauser offiziell im Ruhestand.
Den Erfolg der Schule erklärt Dobers insbesondere mit ihrer Angebotsbreite: „Nicht alle Schüler wollen in den klassischen Kernfächern Mathematik, Englisch und Deutsch Abitur machen, denn das entspricht nicht ihren Interessen und Fähigkeiten. Gerade im Bremer Westen brauchen wir deshalb auch Naturwissenschaften, Türkisch, Sport, Geografie und musische Fächer.“
All das gibt es am Rübekamp, neben dem breitesten Fremdsprachenangebot stadtweit: Insgesamt 13 Leistungsfächer können die Schüler dort anwählen; darunter zum Beispiel Türkisch – das Dobers zufolge bremenweit nachgefragt, aber nur im Westen angeboten wird – und Soziologie, das es als Leistungsfach ansonsten nur in Obervieland gibt. Seit 2007 bietet der Rübekamp außerdem das Oberstufenprofil „Nachhaltige Chemie“ an, das das Leistungsfach Chemie mit den Grundfächern Biologie und Politik kombiniert und bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist.
Die MINT-Fächer, Fächer aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik also, liegen Eberhard Dobers besonders am Herzen – auch wenn seine eigenen Unterrichtsfächer Psychologie und Pädagogik hießen, sieht er die besondere gesellschaftliche Verantwortung von Schule, den Nachwuchs im MINT-Bereich auszubilden.
Dass von einst sieben Oberstufenzentren heute nur noch Rübekamp, Lange Reihe und Börde übrig sind, bedauert Dobers, der – abgesehen vom Referendariat – ein reiner Oberstufenlehrer war und betont: „Oberstufenzentren sind für mich das Beste, was es gibt!“ Sie seien einfach die richtige Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, ist der Erziehungswissenschaftler, Psychologe, Soziologe und Politikwissenschaftler überzeugt: „Oberstufenzentren sind Gesamtschulen in Reinkultur. Da stehen Bäcker, Mälzer und Gymnasiasten auf dem Schulhof. Und: Diese Schulform ermöglicht eine ‚horizontale Mobilität’ – also den Wechsel innerhalb der Bildungsangebote – und erhöht somit die Bildungsbeteiligung!“
Darüber, wie die Bildungsbeteiligung in ihrem Stadtteil erhöht werden kann, machen sich Ortspolitiker, Eltern und Lehrer in Gröpelingen seit Jahren Gedanken. Ihre Forderung nach einer eigenen gymnasialen Oberstufe in Gröpelingen teilt Dobers aber nicht. „Gröpelingen hat formal gesehen eine Oberstufe“, betont er stattdessen. Denn Zehntklässlern der Gesamtschule West (GSW) und der voriges Jahr geschlossenen Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule mit Oberstufenberechtigung würden am Rübekamp Plätze garantiert. „Unsere Schüler von der GSW und der Pesta waren immer sehr erfolgreich“, kann Dobers rückblickend sagen.
Die Neue Oberschule Gröpelingen (NOG) solle sich diesem Verbund anschließen anstatt eine eigene Oberstufe zu gründen, empfiehlt er; das Grundproblem sei schließlich, dass es zu viele Oberstufen-Standorte bei zu wenig Schülern gebe: Bei rund 1000 Schülern mehr als heute gab es vor fast zehn Jahren 15 Oberstufen – heute seien es inklusive der acht Gymnasien insgesamt 20. Das Problem dabei: Je mehr Oberstufen, desto kleiner werde naturgemäß deren jeweiliges Profil- und Fächerangebot; so bekämen sie beispielsweise nicht genügend Schüler etwa für das Leistungsfach Chemie zusammen. „Kleine Oberstufen können nicht viele Fremdsprachen anbieten, weil sie die Lehrerstunden nicht haben. Bei einer Sechszügigkeit kann man bis zu 13 verschiedene Leistungsfächer anbieten“, rechnet Eberhard Dobers vor, „wenn aber mit sinkenden Schülerzahlen zwei Profile gestrichen werden, können somit vier Leistungsfächer nicht mehr angeboten werden.“ Gleichzeitig könne an größeren Oberstufen mit mehr Lehrerstunden auch mehr Förderunterricht finanziert werden.
Schon vor Längerem haben sich die Schulen in Findorff, Walle und Gröpelingen auf den Weg zur gemeinsamen Bildungslandschaft Bremer Westen gemacht. „Kooperation ist das Zauberwort: Kooperation erhöht die Attraktivität der Standorte, ermöglicht breite Angebote und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit des Bildungserfolges, spart Lehrerstunden, ermöglicht Förderangebote und rettet die MINT-Fächer. Dabei muss allerdings alles koordiniert sein: Schulwege, Stundenpläne, Anfangszeiten, Pendelzeiten für die Lehrer“, sagt dazu Dobers, der sich selbst schon mal als „Statistik-Fuzzi“ bezeichnet. Er denke einfach gerne in Strukturen und bringe diese mit Inhalten zusammen, erzählt er. Nachdem die Bildungsbehörde jahrelang falsche Zahlen ermittelt hatte, hatte er sich eines Tages bemüßigt gefühlt, seiner Pflicht als Beamter nachzukommen und die Behörde mit seinen Berechnungen zu unterstützen – was ihn über seine Leitungstätigkeit hinaus dort schließlich zu einem gefragten Berater machte.
Bremens Bildungspolitik will er nun vorerst von außen mitverfolgen; „ich hoffe, dass der Schulfrieden über 2017 hinaus verlängert wird. Bitte keine Strukturreform, nur noch die Verbesserung der Qualität. In die Grundschulen muss Geld fließen, im Bremer Westen sind die Leistungen in der Mittelstufe unterdurchschnittlich.“
Und was wünscht er dem Rübekamp für die Zukunft? „Dass die Schule weiterhin ein gut integriertes Schulzentrum bleibt und dass die fünfzügige gymnasiale Oberstufe und die Kooperationen intensiviert werden. Der Rübekamp hat jetzt vier Vorkurse für Flüchtlinge aufgenommen, und ich wünsche ihm, dass er seine politischen und sozialen Aufgaben weiterhin schultert – auch, wenn das zu räumlichen Engpässen führt!“