Wenn Temi Tesfay ein Restaurant testet, sind für ihn die Umgebung und das Ambiente erst einmal nebensächlich. Das einzige, was zählt, sei der erste Bissen. Direkt danach könne man schon sein Urteil an seinem Blick ablesen, sagt der 27-Jährige. Tesfay beschreibt sich selbst als „Foodjunkie“, also jemand, der Essen über alles liebt. Regelmäßig, aber mindestens drei Mal die Woche, besucht er Bremer Restaurants. Dabei sei es nicht wichtig, ob es ein schickes Lokal oder die Dönerbude von nebenan ist. Unter dem Namen „Mahlzeit Bremen“ berichtet Tesfay mit ansprechenden Bildern über seine Exkursionen. Auf den Internetplattformen Facebook und Instagram hat er zusammen schon um die 12.000 Fans, die gespannt auf seine nächste Bewertung warten.
Wöchentliche Anfragen
Angefangen hat das Projekt „Mahlzeit Bremen“, weil Tesfay schon immer gerne Bilder von seinem Essen gemacht hat und von Freunden nach Restaurantempfehlungen gefragt wurde. Also warum diese Informationen nicht mit einer größeren Masse teilen? Seitdem fungiert seine Internetseite als kulinarisches Reisetagebuch für Bremen und hat mittlerweile eine so große Reichweite, dass ihn fast wöchentlich Restaurants anfragen, ob er ihre Gerichte nicht auch ausprobieren möchte.
Dabei würde er aber sich nicht einladen lassen oder Geld annehmen, damit er die Restaurants besser bewertet. Tesfay möchte für seine Leser objektiv bleiben. Deshalb finanziert er sich mit einem Gutschein-Projekt, bei dem Leser bei ausgewählten Restaurants zwei Gerichte zum Preis von einem erhalten. Obwohl seine Seite immer größer wird, ist es ihm wichtig, seiner Philosophie treu zu bleiben, Bremer Restaurants für die Bremer Bürger zu testen. Schließlich sei Genuss ein Bremer Recht.
Ein Kritiker sei er aber nicht, so der Blogger mit eritreischen Wurzeln. „Ich bin kritischer als alle Kritiker, aber möchte nur über die Restaurants schreiben, die ich auch mag.“ Deshalb berichtet Tesfay nur über seine guten Erfahrungen. Wenn ihm nur eins von zwei Gerichten geschmeckt hat, schreibe er eben nur über das Eine. Außerdem könne man die Qualität eines Restaurants auch nicht an nur einem Gericht ausmachen. „Wenn das Steak nicht schmeckt, kann die Suppe trotzdem fantastisch sein.“ Wichtig bei einem Restaurant ist ihm zudem die Authentizität. Er mag es lieber, wenn ein Restaurant sich auf eine Küche spezialisiert hat und darin gut ist, als wenn es alle möglichen Gerichte aus vielen verschiedenen Richtungen anbietet.
Weniger Texte, mehr Bilder
Das Konzept hinter Mahlzeit Bremen sei, dass weniger die Texte, sondern mehr die Bilder des Essens für sich sprechen sollen. Allerdings möchte sich Tesfay auf kein bestimmtes Format festlegen. „Das Bloggen ist immer noch ein Hobby und soll mir auch Spaß machen“, betont er. Sein übergeordnetes Ziel sei es, den Bremern Genuss zu vermitteln und ihnen die kulinarischen Höhepunkte der Stadt zu zeigen. Essen sei sein größtes Hobby, sagt Tesfay, der Politik und Religion auf Lehramt studiert. „Natürlich ist es teuer, so oft Essen zu gehen, aber dafür ist es mein einziges Hobby. Ich gehe zum Beispiel nie ins Kino.“
Würde er nicht auf Lehramt studieren, wäre er Koch geworden, weil auch selber Essen zubereiten eine Leidenschaft von ihm ist. Er möchte den Bremern eine Möglichkeit geben, Neues auszuprobieren und die bremische Esskultur zu feiern – egal, ob zu Hause am Esstisch oder auswärts in Restaurants. Typisch bremisch ist für ihn übrigens Grünkohl und Fisch.
Tesfays Restaurant-Tipps gibt es unter www.mahlzeitbremen.de