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Wie Ulrich Klein aus Blumenthal die Umweltbilanz der Bremischen Evangelischen Kirche verbessern will Der Klima-Pastor

Blumenthal. Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) will den CO2-Ausstoß in ihren Gemeindehäusern, Kindergärten, Kirchen und Pfarrhäusern bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent reduzieren. Aktuell sucht die BEK einen Klimaschutzmanager, der vorerst für drei Jahre angestellt werden soll.
26.01.2017, 00:00 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Blumenthal. Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) will den CO2-Ausstoß in ihren Gemeindehäusern, Kindergärten, Kirchen und Pfarrhäusern bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent reduzieren. Aktuell sucht die BEK einen Klimaschutzmanager, der vorerst für drei Jahre angestellt werden soll. Grundlage dafür ist das Klimaschutzkonzept, dem der Bremer Kirchentag im Mai 2016 zugestimmt hat. Ulrich Klein, Pastor der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Blumenthal, ist seit drei Jahren als Umweltbeauftragter der BEK tätig und leitet in dieser Funktion eine zwölfköpfige Klimaschutzkommission.

Für diese Aufgabe steht Klein ein Viertel seiner Pfarrstelle zur Verfügung. „Mein Job ist es, gemeinsam mit der Kommission und der Bauabteilung dafür zu sorgen, dass die Klimaschutzkonzepte umgesetzt werden“, sagt er. Je 50 000 Euro für Personal- und Sachkosten wurden für das Jahr 2017 bewilligt. Die Klimaschutzkommission plane beispielsweise „Wettbewerbe für ökofaire Gemeindefeste“.

Die energieeffiziente Sanierung der 61 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche ist dagegen eine Herkulesaufgabe. Auch mit Blick auf den Ausbau von Kita-Plätzen würden die Standorte genauer in Augenschein genommen, sagt Sabine Hatscher, Sprecherin der BEK und erklärt: „Die Mittel für erforderliche energetische Sanierungen, also Dämmungen, Heizungsanlagen oder Elektrizität, kommen aus unterschiedlichen Töpfen.“ Auch aus den Rücklagen der jeweiligen Gemeinden.

„Die Gebäude der BEK sind inzwischen alle überprüft worden“, sagt Ulrich Klein. „Bei der Planung sind wir von Experten fachlich unterstützt worden“, ergänzt er. Und es sei rechnerisch tatsächlich möglich, die Treibhausgas-Emission um die Hälfte zu reduzieren. Eine große Herausforderung sei angesichts der vorhandenen Bausubstanz vielerorts die Dämmung. Klein: „Da geht es vor allem auch um Gebäude, die noch aus der Zeit stammen, als Öl und Benzin fast nichts gekostet haben.“

Um Energie zu sparen, hätte sich einige Gemeinden schon entschieden, die Kirchen während der Wintermonate nicht zu nutzen. Auch das Gotteshaus der reformierten Gemeinde in Blumenthal bleibt bis Karfreitag – also Mitte April – verwaist. Die Gottesdienste finden derzeit in einem Gemeindesaal statt, der sowieso beheizt wird. „Unsere Kirche ist nach dem Dom, Unser Lieben Frauen und St. Martini die viertgrößte Bremens“, erläutert der Pastor. „Sie ist nicht warm zu kriegen.“ Derzeit werde die Temperatur in der Kirche aber konstant auf 12 bis 14 Grad gehalten, um Schimmelbildung zu verhindern und die Orgel zu schonen. Klein: „Für einen Gottesdienst ist das allerdings zu kalt.“

Der letzte Gottesdienst vor der Winterpause war der Silvestergottesdienst. Und schon da hätten die Besucher gern zu den Decken gegriffen, die von Gemeindegliedern gestiftet wurden, so der Theologe. In seinem Pfarrzimmer im Gemeindehaus ist es dagegen angenehm warm. In den Zwischenraum des doppelten Mauerwerks wurde bereits Dämmstoff eingebracht. Das Dach ist gut isoliert und die Fenster sind dreifach verglast. „Das war hier vorher ein Energiefresser.“ Neben der Dämmung seien energieeffizientere Heizungsanlagen ein wesentlicher Faktor, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, so Ulrich Klein. Um Strom zu sparen, werde zudem die Beleuchtung in den Gemeinden von herkömmlichen Glühlampen auf LEDs umgestellt.

Im Büroalltag gelte es verstärkt auf den sparsameren Gebrauch von Papier zu achten. „Ausdrucke werden reduziert oder Blätter beidseitig bedruckt“, so der Theologe. „Wir haben für Weihnachten auch Liederhefte statt Liederzettel.“ Die werden immer wieder benutzt. Und die Auflagen bei Publikationen – beispielsweise dem Gemeindebrief – werden möglichst präzise im Voraus kalkuliert. Recyclingpapier sei dabei obligatorisch. Überrascht ist der Pastor von der hohen CO2-Reduktion, sollten die Kindertagesstätten der BEK vermehrt auf vegetarisches Ernährung umstellen. Verstärkt werde der Effekt durch Bio-Waren und lokale Erzeugnisse. „Wir regen außerdem an, dass alte Elektrogeräte gegen sparsamere ausgetauscht werden.“

Die Methoden, Energie einzusparen, seien vielfältig und sollten möglichst auch an die Gemeindeglieder vermittelt werden, findet Ulrich Klein. „Die Menschen müssen lernen, sich klimaneutraler zu ernähren und zu verhalten“, sagt er und formuliert diese Haltung auch theologisch: „Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, sondern nur ein Teil davon. Wir sollten dazu beitragen, dass die Schöpfung erhalten bleibt. Klimaschutz ist deshalb ebenso wie Frieden und Gerechtigkeit ein unverzichtbarer Anteil kirchlicher Arbeit.“ Das hat nach Ansicht des Pastors auch etwas mit der Glaubwürdigkeit zu tun.

Auf Nachhaltigkeit und Ökologie setzt die reformierte Gemeinde Blumenthal auch bei der Friedhofgestaltung. „Wir haben standortgerechte und bienenfreundliche Pflanzen. Es gibt ein Insektenhotel in Kirchenform, drei Bienenstöcke und Obstbäume auf ungenutzten Flächen.“

„Unsere Kirche ist die viertgrößte Bremens. Sie ist nicht warm zu kriegen.“ Pastor Ulrich Klein
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