Sebastian Küchenmeister kommt gerade aus dem Urlaub. Der Betreiber des „Konga“ hat sich vor dem Beginn des Rummels auf der Bürgerweide noch mal kurz freigenommen. „Bis zum 4. Oktober war ich mit meinem Karussell auf dem Oktoberfest.“
Nach dem Abbau in der bayerischen Landeshauptstadt ist Küchenmeister mit seinen Leuten und sechs Transportern die 767 Kilometer in die Hansestadt gefahren und hat das „Konga“ auf der Bürgerweide für den Freimarkt wieder aufgebaut. „Wir sind früh morgens am 7. Oktober auf den Platz gefahren und haben bis spät Abends gearbeitet.“ Tags darauf flog Küchenmeister mit seiner Frau und dem Kind nach Gran Canaria. Seinen Mitarbeitern hat er freigegeben.
Das „Konga“, eine Riesenschaukel mit einer Flughöhe von 45 Metern, war in diesem Jahr das erste Karussell, das auf der Bürgerweide stand. Das Fahrgeschäft ist im Voodoo-Stil gehalten: An den Stützen links und rechts hängen zwei Masken, die Feuer spucken, das Personal trägt Safari-Outfits.
Aufbau ist oft eine Punktlandung
An vielen Fahrgeschäften wird hingegen noch bis kurz vor dem Startschuss an diesem Freitag geschraubt und gehämmert. Thomas Meyer, Betreiber der Achterbahn „Teststrecke“, ist zum Beispiel erst vor drei Tagen auf der Bürgerweide angekommen. „Bis zum vergangenen Sonntag waren wir in Stuttgart auf dem Cannstatter Volksfest“, erzählt der Schausteller. Am Donnerstagmittag ist die „Teststrecke“ dementsprechend noch lange nicht komplett aufgebaut. Die Loopings stehen zwar schon, doch fehlen noch einige Teile der Bahn. Eine lang gezogene Steilkurve endet buchstäblich im Nichts. „Bis Freitag 16 Uhr bekommen wir das hin“, meint Meyer. Es wird wohl wieder eine Punktlandung. Wie bei so vielen auf dem Platz.

Betreiber Küchenmeister von seinem Karussell auf der Bürgerweide.
An der Wildwasserbahn „Auf Manitus Spuren“ machen sich gerade zwei Kräne zu schaffen. „Viele Schausteller haben einen eigenen Kran, wenn es schnell gehen muss, mieten sie sich noch einen zweiten dazu“, sagt Andreas Manke. „So ein Kran kostet 500 bis 600 Euro – in der Stunde.“ Zeit ist hier also bares Geld. Mankes Geschäft ist das Eis, sein Stand: „Eis Manke“. Auch ein Familienbetrieb. Manke hat die Eiskonditorei von seinen Eltern übernommen. „Uns gibt es schon seit 1919“, erzählt er. Am Donnerstag führt er über das Gelände und zeigt, wie weit die Vorbereitungen für den Beginn der „fünften Jahreszeit“ gediehen sind.
„Konga“-Mann Küchenmeister ist seit seinem 18. Lebensjahr Schausteller. „Ich habe mit Torwandschießen angefangen.“ Seine Eltern sind Schausteller in der vierten Generation, er führt die Tradition fort. „Meine Eltern sind mit der ,Knödel-Gaudi’ auch auf dem Freimarkt.“ Die „Knödel-Gaudi“ ist ein Stand, an dem Besucher mit Bällen werfen.
Vor fünf Jahren, da war Küchenmeister 23 Jahre alt, kaufte er das „Konga“. Kaufpreis: 1,5 Millionen Euro, ohne Kassenhäuschen. Das kostet 60.000 Euro zusätzlich. „Natürlich habe ich das mit meinen Eltern zusammen gekauft“, sagt der 28-Jährige. „So wie das Karussell jetzt hier steht, kostet es zwei Millionen Euro.“ Eine große Investition für Familie Küchenmeister. Je spektakulärer das Fahrgeschäft, desto höher die Einnahmen. An sich eine simple Rechnung. Die festen Größen in dieser Gleichung sind erst einmal nur die Kosten: fürs Personal, für den Stand, Benzin und – davon braucht das „Konga“ eine Menge – Strom.
Fünf Euro für eine Fahrt
Wie viel Küchenmeister einnehmen muss, damit die Kalkulation am Ende stimmt, will er nicht sagen. Generell gilt aber: „Es wird für die Schausteller zunehmend schwerer.“ Das meint zumindest Andreas Manke. „Die brauchen die großen Märkte.“ Auf kleinen Volksfesten würde es für sie immer schwieriger, Geld zu verdienen. Das geht auch Küchenmeister so. Kleine Jahrmärkte lohnen sich für ihn nicht. Andererseits: „Auf dem Oktoberfest zahle ich für 16 Tage 20.000 Euro an Platzgebühr. Auf dem Hamburger Dom für vier Wochen nur 3000 Euro.“
Fünf Euro kostet die Fahrt mit dem „Konga“. Damit gehört Küchenmeisters Fahrgeschäft zu den teureren Karussells. Leer bleiben die Sitze in der Riesenschaukel aber nicht. Sein „Konga“ ist heiß begehrt – „selbst bei Minusgraden fahren die Festbesucher.“ So war es zumindest vergangenen Winter. Da war Küchenmeister in Berlin. Auch der Weihnachtsmarkt in der Bundeshauptstadt steht auf seinem Tourenplan.