Ein historischer Moment für die Bremer Straßenbahn AG (BSAG): Am Mittwoch hatte die neue Straßenbahn Premiere. Keine Testfahrt mehr, beladen mit Sandsäcken, sondern der reale Fahrgastbetrieb. Das 37 Meter lange und 48 Tonnen schwere Fahrzeug mit dem Namen „Nordlicht“ ist eine von insgesamt 77 Bahnen, die von der BSAG bei Siemens in Auftrag gegeben wurden. Sie haben einen Gesamtwert von 210 Millionen Euro und lösen nach und nach die alten Bahnen aus den 1990er-Jahren ab.
Um 15.45 Uhr kam das „Nordlicht“ an der Domsheide an. Es fuhr „auf Lücke“, wie die Straßenbahner sagen – zwischen den Bahnen, die im normalen Takt verkehren. Auffällig an der neuen Bahn ist allein schon die Fahrerkabine mit dem Panoramablick. An den Waggons klebt noch die Aufschrift Testbetrieb. Eingestiegen sind die Fahrgäste trotzdem, als die Türen sich öffneten. Die meisten mehr oder weniger achtlos – die Bahn ist da, na und? Ist was, irgendetwas Besonderes?
Wer schon drin war und die paar Stationen vom Flughafendamm bis zur Domsheide hinter sich gebracht hatte, merkte aber schon, dass etwas anders war. „Die neue Bahn ist breiter und bietet mehr Platz“, sagt Alexandra Ibbeken, „und sie ist lauter, die Piepgeräusche, wenn die Türen zu- oder aufgehen.“ Dass sie an einer Jungfernfahrt teilnimmt, war ihr zunächst nicht bewusst. „Aufgefallen ist mir, dass einige Leute von der BSAG mitfuhren und dass für Instagram gefilmt wurde“, erzählt die 37-Jährige.
Sie hätte ihren Sohn fragen sollen, Pascal, 13 Jahre alt. Er wusste Bescheid, hatte es von einem Freund auf Whatsapp erfahren. Pascal sagt es so, ganz knapp: „Die Bahn ist schön.“
Noch 15 weitere Fahrzeuge in diesem Jahr
Während das erste „Nordlicht“ jetzt mit Fahrgästen unterwegs ist, sind zwei weitere Bahnen der neuen Gattung, die Bremen erreicht haben, noch im Testbetrieb. BSAG-Chef Hajo Müller hatte Anfang August die Erwartung ausgesprochen, dass Siemens in diesem Jahr 15 weitere Fahrzeuge liefert. Damit wäre ein knappes Viertel des Gesamtpakets beim Auftraggeber angekommen. „Davon gehen wir nach wie vor aus“, sagte am Mittwoch BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer.
In der Vergangenheit hatte es bei Produktion und Abnahme der Fahrzeuge immer mal wieder „Turbulenzen und Friktionen“ gegeben, wie Müller das ausdrückt. Die Auslieferung verzögerte sich um ein knappes Jahr. Zuletzt soll eine Panne am Prüfcenter von Siemens im nordrhein-westfälischen Wegberg-Wildenrath passiert sein. Dort werden die Fahrzeuge vom Typ GT8N-2 zertifiziert und das erste Mal in Betrieb genommen. Angeblich entstand ein größerer Schaden beim Abladen. Die BSAG will nichts dazu sagen: „Das ist Sache von Siemens.“
Siemens nahm am Mittwochabend noch Stellung und bestätigte auf Anfrage den Vorfall. Es handele sich um eine kleinere Sache, die schnell ausgebessert werden könne, sagte eine Sprecherin. Für die weitere Auslieferung habe das keine Konsequenzen.