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Tante-Emma-Laden mehrfach Ziel von Straftätern Drei Einbrüche in zwei Jahren

Bremen. Seit drei Jahren steht Jutta Steeg hier hinter dem Tresen ihres Tante-Emma-Ladens, aber wie lange noch? Nun ist zum dritten Mal bei ihr eingebrochen worden, und sie überlegt sich, ob sie das Geschäft aufgeben soll.
30.06.2014, 00:00 Uhr
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Von Bernd Meier

Wenn es nicht schon über der Tür stünde, würde man es drinnen sehr schnell bemerken: Dies ist ein Tante-Emma-Laden. Und zwar einer, der seinem Namen alle Ehre macht. Hier gibt es, auf engem Raum, fast alles, was sich der Mensch von einem kleinen Geschäft inmitten eines Wohnviertels wünscht. Seit drei Jahren steht Jutta Steeg hier hinter dem Tresen, aber wie lange noch? Nun ist zum dritten Mal bei ihr eingebrochen worden, und sie überlegt sich, ob sie die viele Arbeit für im Grunde doch wenig Geld noch weiter machen soll.

Schwachhausen, Georg-Gröning-Straße, an der Ecke Lortzingstraße. Früher war hier mal ein Feinkostgeschäft, dann stand das Ladenlokal lange leer. Im August 2011 mietete Jutta Steeg, eine Frau von Anfang 50 mit Erfahrung im Textilhandel, die Räume und verwandelte sie in den „Tante-Emma-Laden by JuSt“, benannt nach den Anfangsbuchstaben ihres Namens.

Die Einrichtung ist schlicht und überwiegend aus zweiter Hand. Dank ihrer guten Verbindungen zu mehreren Schulen, in deren Hallen sie Turnkurse für kleine Kinder und Gymnastikkurse für Erwachsene gibt, bekam sie eine dreiteilige Wandtafel und einen alten gepolsterten Turnkasten. Der Turnkasten steht nun mitten im Laden und dient als Tisch, an der Tafel sind mit Kreide die Heißgetränke angezeigt, die sie in ihrer kleinen Kaffeemaschine zubereitet. Alle Getränke selbstverständlich „to go“.

Das Warensortiment ist mit dem Wort „bunt“ einigermaßen treffend beschrieben. Hier gibt es Lebens- und Putzmittel, frische Brötchen, Kuchen und Milch aus der Bio-Molkerei, Zeitschriften und Zigaretten, Kinderspielzeug und kleine Geschenke. Und einige Dinge, die man bei in anderen Geschäften nur selten und bei Tante Emma schon gar nicht erwartet: Fahrscheine der BSAG, Briefmarken, Paketkartons und alles, was zu einer Mini-Postfiliale sonst noch gehört. Kürzlich stand ein riesiger Stapel neuer Telefonbücher vor ihrer Tür. Der Laden kommt gut an, weil die Inhaberin freundlich ist und auch weil es hier, ungefähr in der Mitte zwischen Wachmann- und Schwachhauser Heerstraße, kaum andere Geschäfte gibt.

Jutta Steeg hatte den Laden noch kein Jahr, da wurde zum ersten Mal eingebrochen, das war im Sommer 2012. Die Einbrecher bohrten das Schloss der Tür auf und packten etliche Stangen Zigaretten ein. Einige Monaten später folgte der nächste Schock. Diesmal hatten sie die große Scheibe der Eingangstür eingeschlagen. Wieder wurden Zigaretten gestohlen, aber auch Briefmarken. Der Schaden belief sich, wie beim ersten Einbruch, auf mehr als 2000 Euro. Zwar zahlte die Versicherung auch diesmal wieder, aber der ganze Ärger mit der Abwicklung des Schadens dämpfte heftig die Freude, die Jutta Steeg an ihrem Geschäft hat.

Polizei ermittelt ergebnislos

Und nun also zum dritten Mal. An einem Sonnabend kam Jutta Steeg in den Laden und stellte sofort fest, dass wieder einmal Einbrecher dagewesen waren. Dieses Mal hatten sie die Kellertür aufgehebelt und außer Zigaretten und Briefmarken auch noch ihren Laptop gestohlen. Die Ermittlungen der Polizei blieben auch diesmal wieder ergebnislos.

Im Stadtteil Schwachhausen wird nicht ganz so oft eingebrochen wie in vielen anderen Stadtteilen. Vergleicht man die Zahlen mit den Werten für die gesamte Stadt, lag Schwachhausen stets deutlich unter dem Durchschnitt. Vor allem die Zahl der Einbrüche in Geschäfte hat sich in den vergangenen Jahren drastisch reduziert: Gab es 2010 noch 106 Einbrüche und im Jahr darauf 111 Taten, ging der Wert über die Jahre 2012 und 2013 auf 63 und schließlich auf 47 Einbrüche zurück. Für die Menschen in Schwachhausen und auch im übrigen Bremen sind all diese Zahlen allerdings nur ein schwacher Trost, weil in Bremen nur jeder fünfzehnte Einbruch aufgeklärt wird: 2012 lag die Quote noch bei 11,4 Prozent, im vergangenen Jahr waren es dann nur noch 6,8 Prozent.

Jutta Steeg hat ihren Humor trotz der vielen Rückschläge zwar noch nicht verloren, aber: „Ich frage mich jetzt doch, wie lange ich mir das noch antue.“ Immerhin hält sie das Geschäft an sechs Tagen in der Woche über einen Zeitraum von zwölf Stunden durchgehend geöffnet. Weil sie sich auch um ihre Tochter kümmern muss und weiterhin Turn- und Gymnastikkurse für verschiedene Sportvereine gibt, hat sie zwei Aushilfskräfte, die sie gelegentlich hinter dem Tresen vertreten. Die beiden sind froh, dass sie sich hier ein paar Euro dazuverdienen können – und hoffen natürlich, ebenso wie die Kunden, dass es weitergeht mit dem Tante-Emma-Laden in der Georg-Gröning-Straße.

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