Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Polizei warnt vor Vorkasse Dreiste Abzocke auf dem Wohnungsmarkt

Immer wieder nutzen Betrüger die Gutgläubigkeit von Wohnungssuchenden, um an Geld zu kommen. Überwiegend junge Opfer und Studenten fallen nach Polizeiangaben auf Wohnungsbetrug herein.
04.01.2016, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Karina Skwirblies

Immer wieder nutzen Betrüger die Gutgläubigkeit von Wohnungssuchenden, um an Geld zu kommen. Überwiegend junge Opfer und Studenten fallen nach Polizeiangaben auf Wohnungsbetrug herein.

Rainer Wartmann, Sachgebietsleiter Betrug beim Landeskriminalamt, hat 2015 mit seinen 27 Mitarbeitern rund 20 Fälle bearbeitet, in denen Betrüger Geld für nicht vorhandene Wohnungen ergaunert haben. „Die Studenten geben ihr letztes Hemd. Sie kommen von auswärts und suchen in Bremen eine Wohnung“, berichtet Wartmann. „Erst vor zwei Monaten ist eine Studentin 2100 Euro losgeworden. Die Opfer sitzen dann hier und weinen. Sie haben sich oft Geld geliehen und Schulden gemacht.“

Der Betrug laufe so ab: Die Täter bieten im Internet eine Wohnung an, die es nicht gibt. Sie verlangen von den Interessenten eine Vorauszahlung auf ein Auslandskonto. Danach sollen die Opfer Schlüssel und Mietvertrag erhalten. Doch wenn das Geld überwiesen ist, reißt der Mailverkehr ab.

Lesen Sie auch

„Die Spur geht ins Ausland“, erzählt Wartmann. „Da stecken kriminelle Organisationen dahinter, die meist in Großbritannien sitzen. Der Geldtransfer wird oft über Western Union abgewickelt. Das ist anonym möglich. Das Opfer zahlt mit einem Code bar ein oder überweist Geld. Der Gegenüber geht zu Western Union und holt das Geld ab. Das kann man bei einer Bank, in einem Coffeeshop und an vielen anderen Orten machen. Das geht unglaublich schnell. Sie haben kaum das Geld überwiesen, da wird es auch schon abgerufen.“

„In fast allen Fällen sollte das Geld nach England überwiesen werden“, ergänzt Ralf Neudeck, Betrugssachbearbeiter bei der Polizei Bremen. „Aber wir bekommen aus England keine Antwort auf unsere Anfragen, solange die Summe 5000 Euro unterschreitet.“

Polizei warnt: Auf keinen Fall Vorkasse

Man sollte auf keinen Fall in Vorkasse gehen, warnen die Ermittler. „Es ist in Deutschland nicht üblich, dass man bei der Anmietung vorab überweist“, sagt Wartmann. Die Betrüger würden sich auf allen Immobilienportalen tummeln. „Sie bieten Wohnungen in Bremen, in Deutschland und Europa an“, so Wartmann. „Oft sogar dieselbe.“

„Die Tochter einer Nachbarin suchte eine Wohnung für drei Monate in Toulouse“, erzählt Ralf Hübner, auch er ist Mitarbeiter beim Betrugsdezernat. „Über ein Studentenportal hat sie eine Wohnung gefunden und sollte 600 Euro Miete voraus zahlen.“ Doch er konnte rechtzeitig eingreifen und die Zahlung verhindern.

Betrüger fordern auch Ausweiskopie

Aber nicht nur eine Vorauszahlung, sondern auch eine Kopie ihres Ausweises wollten die Betrüger von der jungen Frau haben. Dies sei eine besonders perfide Masche. „Man darf niemals eine Kopie seines Ausweises versenden“, warnt Ralf Neudeck mit Nachdruck. „Das ist Identitätsdiebstahl, und das Opfer kann den Umfang des Schadens gar nicht ermessen.“

Mit der Ausweiskopie würden die Täter beispielsweise wiederum anderen Opfern einen seriösen Vermieter vorgaukeln. Außerdem würden sie mit den falschen Personalien Bestellungen im Internet aufgeben. „In diesem Fall kommen dann auf sie die Forderungen der Geprellten zu“, erläutert Rainer Wartmann. „Aus der Geschichte kommt man nur ganz schwer raus.“

Nicht nur Mietwohnungen, sondern auch Häuser oder Ferienwohnungen würden die Betrüger anbieten, sagt Wartmann. „Wir hatten jetzt in Bremen den Fall einer vierköpfigen Familie, die über Silvester Urlaub in einer Ferienwohnung machen wollte. Sie hatten über 3500 Euro gespart und sind in Vorkasse gegangen. Das Geld war weg.“

Das Betrugsdezernat der Polizei Bremen ist mit der Internetkriminalität in hohem Maße beschäftigt. Das Internet sei heute das überwiegende Tatmittel, sagt Wartmann. Die Fälle an Wohnungsbetrug, die seine Mitarbeiter zu bearbeiten hätten, gingen auch menschlich nicht an den Polizeibeamten vorbei. „Betrüger verführen, belügen und manipulieren die sich ohnehin schon in einer Notlage befindenden Studenten, die mit aller Kraft nach einem Strohhalm suchen, um zum Studienbeginn eine Bleibe in Bremen zu finden. Die Opfer sind hilflos und wütend zugleich. Unsere Sachbearbeiter sind in jedem Einzelfall emotional betroffen.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)