Die Musicalproduktionen am Kippenberg-Gymnasium sind immer Großereignisse von einer Qualität, die beeindruckt, auch wenn man mit den Akteuren nicht verwandt oder befreundet ist. Doch wer schon einmal bei den Proben hereinschnuppern durfte, wird bestätigen: Diesmal hat sich die Schule sogar selbst übertroffen. Ab Sonnabend, 9. Februar, geht es in der Aula acht Mal auf die RMS Titanic. Die Zuschauer werden staunen und sollten auf jeden Fall ihre Taschentücher parat haben.
Die Story ist allgemein bekannt: Kurz vor Mitternacht des 14. April 1912 kollidierte das bis dato größte und vermeintlich sicherste Schiff der Welt bei seiner Jungfernfahrt von Southampton nach New York mit einem Eisberg. Die RMS Titanic wurde rund zweieinhalb Stunden später vom eisigen Meer verschluckt und riss Passagiere und Besatzungsmitglieder mit sich. 1502 Menschen verloren ihr Leben, fast die Hälfte der Toten gab das Meer nie mehr her, und von den Geborgenen konnten viele nie identifiziert werden. Der Untergang der Titanic wurde zum Mythos, der die Gemüter bis heute bewegt: Mit ihr versank die Illusion menschlicher Überlegenheit gegenüber der Natur. An Bord – aber räumlich streng getrennt – befanden sich prominente Millionäre und Magnaten, aber auch Hunderte vorwiegend irische Auswanderer, die die bittere Armut hinter sich lassen wollten.
Im Herbst 1985 machte die Titanic wieder Schlagzeilen, nachdem das Wrack nach jahrzehntelanger Suche in fast vier Kilometern Tiefe entdeckt worden war. Der damals knapp 40-jährige Komponist Maury Weston erkannte das emotionale Potenzial der Geschichte und holte den erfahrenen Drehbuchautor Peter Stone ins Boot. Ihre „Titanic“ wurde im April 1997 am Broadway uraufgeführt, der Newcomer räumte sämtliche Tony Awards in der Kategorie Musical ab.
Obwohl das Musical fast gleichzeitig mit der Verfilmung des Regisseurs James Cameron auftauchte, haben beide bis auf Titel und Thema nichts miteinander zu tun. Es gibt kein Wiedersehen mit Rose und Jack, und garantiert keine pathetische Bug-Szene. Die Bühnenwelt ist ein vielschichtiger gesellschaftlicher Mikrokosmos. Anhand exemplarischer Einzelschicksale – deren Vorbilder, heißt es, historisch verbürgt seien – erzählt das Musical von Abschied und Aufbruch, Mut und Feigheit, Egoismus und Aufopferung. Ausgesucht hatte man sich das Werk aus ganz pragmatischen Gründen, erzählt die stellvertretende Schulleiterin Sybille Maxis, die gemeinsam mit Musiklehrerin Frauke Schubert die Gesamtkoordination des Musicalprojektes übernommen hat: Es bot sich an, weil die Aufführungsrechte erhältlich und für die Schule bezahlbar waren. Es stellte sich heraus: Das war eine sehr gute Wahl!
Optimal in Szene gesetzt
Denn auf der voll besetzten Titanic haben mehr als 50 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 9 bis 12 eine Bühne, um ihre bravourösen sängerischen, schauspielerischen und tänzerischen Talente zu zeigen und sich gestaltend einzubringen – angeleitet, professionell gecoacht und optimal in Szene gesetzt von Regisseurin, Schauspielerin und Theaterdozentin Nina Arena. Bei Westons symphonischem Soundtrack, der inspiriert wurde von zeitgenössischen Komponisten wie Edgar Elgar und Vaughn Williams, zeigen auch das exzellente fast 25-köpfige Schulorchester unter der Leitung von Matthias Tietgen und der 50-stimmige Chor, was sie können. Das atmosphärische Bühnenbild war das Gemeinschaftswerk des Kunst-Leistungskurses, das informative Programmheft haben die Oberstufen-Germanisten beigesteuert. Im monatelangen Titanic-Fieber waren aber auch viele Lehrkräfte, Eltern und Ehemalige, die ungezählte Stunden in die Arbeit vor und hinter den Kulissen des Projekts gesteckt haben, betont die Schulleiterin. Kollegiale Unterstützung gab es aus dem Kostümfundus des Bremer Theaters. Die Sparkasse Bremen hat die aufwändige Produktion über ihren Wettbewerb „Bremen macht Helden“ gefördert.
Wichtig war Regisseurin und Mitwirkenden aber auch, dass die mehr als 100-jährige Geschichte nicht als Märchen aus längst vergangenen Zeiten begriffen wird. Denn wer von den Schicksalen auf der Titanic zu Tränen gerührt ist, wird im Programmheft daran erinnert: Auch heute ertrinken wieder Tausende von Menschen, die ihr Glück auf der anderen Seite des Meeres suchten.
Weitere Informationen
Die Premiere für das Musical „Titanic“ ist am Sonnabend, 9. Februar, 19 Uhr, in der Aula des Kippenberg-Gymnasiums, Schwachhauser Heerstraße 62-64. Weitere Aufführungen folgen vom 10. bis 12. Februar sowie vom 14. bis 17. Februar, jeweils 19 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, sind in der Schulmensa erhältlich. Bitte beachten: Der Vorverkaufsstand ist montags bis freitags in der ersten großen Pause (9.30 Uhr bis 12.30 Uhr) geöffnet. Restkarten gibt es jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse.