Bremen. Zum ersten Mal wurden Menschen in der neuen Grabstätte für Obdachlose auf dem Waller Friedhof bestattet: Zwei Pastoren, eine Violinistin, Förderer und mehrere Obdachlose kamen zur Beisetzung von zwei Personen, die die letzten Jahre ihres Lebens auf der Straße in Bremen verbracht haben.
Es sei eine ergreifende Trauerfeier gewesen, bei der auch Tränen flossen, berichtete Bertold Reetz, der bei der Inneren Mission für die Wohnungslosenhilfe zuständig ist. Er hatte die Idee ursprünglich von Berlin nach Bremen gebracht, um die anonymen Bestattungen für Obdachlose zu vermeiden. "Die Menschen, die wir jahrelang betreuen, sind uns ans Herz gewachsen", erklärt Bertold Reetz. "Und auch die Freunde und Begleiter möchten sich verabschieden."
Nun erhalten wohnungslose Menschen auf der Grabstätte einen Grabstein in Form eines Buches aus Gussstein, auf dem ihr Name steht. Wie in einem Regal werden die Bücher an dem vorhandenen historischen Grabstein aufgestellt, die Namen der Verstorbenen sind auf dem Buchrücken angebracht.
Bei der Beisetzung am Montag hielten die Pastoren Uwe Mletzko und Jürgen Mann die Andacht. Die Geigerin Hella Klußmeyer umrahmte die Trauerfeier musikalisch. Die beiden Verstorbenen waren schon älter und hatten immer wieder im Jacobushaus (Papageienhaus) in Bremen übernachtet.
Die Grabstelle für Obdachlose wurde von zahlreichen Spendern ermöglicht. Einen großen Teil trug die Bremische Evangelische Kirche bei. Den Grabschmuck und die Urnen spendete das Beerdigungsunternehmen Pietät, das auch die weiteren Urnen spenden möchte. Die Grabgestaltung hat die Pro Job Bremen gGmbH Kunstbau unter der Leitung des Künstlers Jub Mönster übernommen.
10000 Euro hat der Erwerb der Grabstelle auf dem Waller Friedhof gekostet, nun ist sie 30 Jahre lang für wohnungslose Menschen reserviert. Die Innere Mission hat die Grabstelle zu diesem Zweck erworben. Insgesamt bietet sie Platz für 96 Urnen.