Die Diskussion um die Zukunft der traditionellen Schützenfeste geht weiter. Während einige Vereine neue Wege gehen oder, wie der Vegesacker Schützenverein, künftig ganz auf die althergebrachten Bräuche verzichten, betonen jetzt die Blumenthaler und Farger Schützen: Wir halten an unseren Traditionen fest.
Bremen-Nord. Viele Schützenvereine specken ihr Festprogramm ab, andere gestalten es moderner, um neues Publikum zu erreichen (wir berichteten). Die Umstrukturierung erfolgt fast überall zwangsläufig, denn das Brauchtum mit Blasmusik, Umzug durch den Ort mit Trachten kommt vielerorts nicht mehr an. Die Folge: Zuschauer und Besucher fehlen; das klassische Schützenfest ist für die Vereine deshalb kaum noch finanzierbar.
Ganz anders ist die Situation in Blumenthal. "Unser Festumzug wird von den Anwohnern sehr gut angenommen", sagt Hajo Weymann, erster Vorsitzender des Blumenthaler Schützenvereins. Der etwa 500 Teilnehmer umfassende Umzug habe zahlreiche Zuschauer; die Blumenthaler würden großen Anteil nehmen, ihre Vorgärten schmücken und zuschauen.
Die Schützen in Blumenthal feiern ganz klassisch von Sonnabend bis Montag. Geschossen wird auf der Vereinsanlage "Am Rosenbusch"; das Festzelt steht auf dem Schillerplatz. Dort tummelten sich beim Schützenfest in diesem Jahr nach Angaben von Weymann nach dem Umzug am Sonnabend etwa 1000 Gäste.
"Die Tradition nicht verteufeln"
"Wir gehen kostenbewusst an die Sache ran, setzen keine immens teure Technik ein und buchen keine gewaltigen Kapellen", sagt der Vorsitzende. Beim Umzug beziehen die Blumenthaler Schützen andere Vereine ein, "die Blumenthaler U32-Fußballer, die Beckedorfer Dorfgemeinschaft und die Reit- und Fahrgemeinschaft Auetal", zählt Weymann auf.
Das alles führe dazu, dass durch die Einnahmen, die der Verein durch die Traditionsveranstaltung habe, andere Angebote finanziert werden könnten, "beispielsweise solche, die sich an die Jugend richten". Die hat der Blumenthaler Verein nämlich durchaus im Blick. "Uns ist auch klar, dass wir neue sportliche Angebote machen müssen. Das wollen wir auch. Aber deshalb verteufeln wir die Tradition nicht."
Ein Beispiel für eine Neuerung, die neugierig auf den Schießsport machen soll, ist der sogenannte Laser-Biathlon, bei dem die Munition durch einen ungefährlichen Laserstrahl ersetzt wird. "Deshalb können schon Kinder mitmachen", erläutert Weymann. Die Blumenthaler Schützen wollen eine entsprechende Anlage an ihrem Tag der offenen Tür am 6. Oktober auf ihrer Schießsportanlage aufbauen. Und auch beim Königsball in der Strandlust am 27. Oktober soll sie zum Einsatz kommen.
Die Farger Schützen halten ebenfalls an ihren Traditionen fest. Die etwa 210 Mitglieder starke Farger Schützengesellschaft hat mit etwa 40 jungen Schützen eine große Kinder- und Jugendabteilung. Der größte Anteil der Mitglieder, das betont der erste Vorsitzende Hartmut Bohlmann, nehme allerdings ausschließlich am Traditionsschießen teil. "Ein starker, aber eher kleiner Teil geht dem Sportschießen intensiv nach." Somit sei es der Wunsch der meisten Mitglieder, dass die Tradition gepflegt werde. Am traditionellen Herbstschießen am kommenden Sonnabend beteiligen sich laut Bohlmann beispielsweise etwa 50 bis 60 Mitglieder. "Sie kommen aus allen Sparten des Vereins, angefangen von den Kindern über die Jugend, Damen- und Herrenabteilung." Somit sei neben dem sportlichen Aspekt auch die Tradition eine wichtige Säule des Vereins. "Die Tradition zu vernachlässigen wäre in Farge nicht denkbar."
Deshalb werde auch daran gearbeitet, dass in Farge ein traditionelles Schützenfest Bestand habe. "Dank der am Schützenfest beteiligten Schausteller und des Festwirts kann dieser Weg weiter bestritten werden." In einer guten Zusammenarbeit aller Beteiligten stecke das Potenzial für die weitere Zukunft des Schützenfestes, ist sich Bohlmann sicher. Bereits jetzt planen die Mitglieder der Farger Schützengesellschaft deshalb ihr Fest im kommenden Jahr. Es werde an Veränderungen des Angebots gefeilt, so Bohlmann, der Rummelplatz werde weiter belebt. "Bands, Musik- und Tanzgruppen sollen auf einer Bühne schon nachmittags das Publikum begeistern. Der Festumzug soll attraktiver und bunter werden. Firmen, Vereine, Tanz-, Trachten- und Jugendgruppen, Schulen und Kindergärten sind angesprochen, sich zu beteiligen und nebenbei für sich zu werben", kündigt der Vorsitzende an und betont: "Wir möchten der Bevölkerung dieses kulturelle Ereignis erhalten."