Bremen. Mit eleganten Abendkleidern und betörenden Korsetts hat die Bremer Designerin Sigrid Schumacher gerade auf der London Fashion Week ihre neue Winterkollektion vorgestellt. Jetzt können Modehungrige auch in Bremen einen Blick auf die vom Thema Burlesque inspirierten Stücke werfen.
Gleich nach dem Samba-Karneval hat sich Sigrid Schumacher an ihr Schaufenster im Ostertorsteinweg 62 gemacht. Dort sollen sich neugrierige Bremerinnen nämlich einen Eindruck von der Atmosphäre auf der Londoner Modemesse verschaffen. „Tighter!“ lautet der vielsagende Titel der Winterkollektion 2010/11, für die sich die Designerin mit ihrem Label Prototype.Schumacher bei der Mode der 1950er Jahre Inspirationen geholt hat. Das bedeutet jede Menge Schnürungen, Hakenelemente und Raffungen. „Die Sachen sind sehr feminin, elegant aber vor allem auch tragbar. Mit Raffungen an den richtigen Stellen lässt sich leicht kaschieren“, erzählt Schumacher.
Der gerade im Trend liegende Burlesque-Stil kommt ihr sehr entgegen. Der aktuelle Wandel des Frauenbildes hat ihr dafür Anregungen gegeben. „In meinem Freundeskreis erlebe ich, dass sich dort ein neues Selbstbewusstsein als Frau entwickelt“, so Schumacher. Endlich könnten Frauen emotional sein und genießen. Im Genuss sieht sie überhaupt den Kern dieser Mode. „Frauen genießen es wieder, sich hübsch zu machen. Das Ganze ist ganz spielerisch“, beschreibt sie den Unterschied zur strengen Mode der 1980er und 90er Jahre, in denen Frauen sich in Kleidung und Auftreten doch sehr an dem der Männer orientiert hätten. Davon hätten viele Frauen nun genug und würden auch mit vermeintlichen Problemzonen ihres Körpers gnädiger umgehen. „Es wird wieder menschlicher“, freut sich die Designerin.
"Ein Model ist schön, wenn es voller Energie ist"
Auf den Vorwurf von Model Nadja Auermann an Designer, die fast nur noch sehr junge Mädchen für ihre Shows über den Laufsteg schickten, und damit ein problematisches Frauenbild propagierten, reagiert Sigrid Schumacher mit Zustimmung. Die Kreationen ihrer Kollegen von bekannten Labels wie Boss oder Strenesse bescheinigt Schumacher eine ganz und gar nicht frauenfreundliche Arbeit. „Die meist schwulen Designer wollen keine Konkurrenz in Form von weiblichen Frauen auf dem Laufsteg.“
Darum seien dort nur androgyne Models zu sehen: „Frauen ohne Kurven, ohne Brüste“, beschreibt die Designerin ihre Eindrücke, die sie auch auf der Mercedes Benz Fashion Week in Berlin gesammelt hat, wo sie viele Komplimente für ihre abwechslungsreiche, weil feminine Mode bekommen habe. „Endlich sind mal echte Frauen auf dem Laufsteg“, zitiert sie Fotografen und TV-Teams, die nach der Show auf sie zugekommen seien. „Mir ist es wichtig, dass ein Model lebendig ist, sich interessiert, voller Energie ist. Ich nehme alte, mittelalte und junge Models für meine Shows. Hauptsache, ich finde sie schön!“ Und so sei es dann auch nicht ungewöhnlich, wenn ein Model mit Größe 42 über den Catwalk läuft. Die Kleider seien eben für Frauen mit Rundungen geschnitten, wodurch diese trotzdem schlank wirkten.
Wer sich ein Teil ihrer Kollektion leisten möchte, muss dafür schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Eine Hose kostet gut 160 Euro, ein „Kampfpreis“ wie es die Designerin nennt. Tages- und Abendkleider sind ab 350 Euro zu haben, ein komplettes Outfit im Burlesque-Stil schlägt mit 1000 Euro zu Buche. Einen Eindruck der Kombination mit Korsett können sich Besucher derzeit im Variete Fritz machen. Einen androgynen Eindruck macht das Model in den vier verschiedenen Kombinationen aus dem Hause Schumacher gewiss nicht.