Hatte der Motor der Saab 91B Safir kein Öl mehr, sodass die Maschine kurz nach dem Start auf ein Autohaus in der Neustadt abstürzte?
Wie Jens Eisenreich von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig jetzt bestätigt, wird das als mögliche Unfallursache zumindest in Betracht gezogen. Abgeschlossen sei die Rekonstruktion des Unglücks, bei dem Anfang August Pilot Matthias Schultz und sein einziger Passagier starben, aber noch lange nicht. Es gebe weitere Szenarien, die durchgespielt würden. Welche das sind, ließ Eisenreich am Montag auf Nachfrage offen.
Fest steht: Als die Experten den Motor des einmotorigen Kleinflugzeugs untersuchten, fanden sie den Einfüllstutzen für das Öl offen vor. Der Deckel klemmte zwischen zwei Zylindern. Wie er dort hingekommen ist, wird von den Fachleuten der Bundesstelle noch untersucht. Denkbar sind verschiedene Varianten: Der Öldeckel könnte vor dem Start gar nicht oder nicht fest genug auf dem Stutzen geschraubt gewesen sein, sodass er sich in der Aufwärmphase der Maschine oder bei ihrem Start löste. Er könnte aber auch beim Aufprall abgesprungen sein.
Die Möglichkeit, dass die Maschine aus Ölmangel abgestürzt sein könnte, hält die Pilotenvereinigung Cockpit durchaus für denkbar. „Das passt zu der Tatsache, dass der Pilot gleich nach dem Start wieder umkehren wollte“, sagte Sprecher Jörg Handwerg. Eine Maschine ohne Öl könne nicht lange in der Luft gehalten werden. Der Motor blockiere in so einem Fall sehr schnell. Die Saab 91B Safir war rund eine Minute, nachdem sie abgehoben hatte, abgestürzt. Gleich nach dem Start hatte Pilot Matthias Schultz dem Lotsen im Tower mitgeteilt, den Flug abbrechen zu müssen.
Für Cockpit-Sprecher Handwerg ist bei einem Ölmangel nicht grundsätzlich das Personal schuld, das eine Maschine wartet. Und auch nicht der Pilot, wie er sagt. Ob Matthias Schultz einen Ölverlust hätte früher bemerken können, dazu wollte sich Flugunfall-Experte Eisenreich, der die Untersuchung des Unglücks leitet, mit Blick auf das laufende Verfahren nicht äußern. Ebenso wenig dazu, ob die Bundesstelle wegen menschlichen Versagens eines Mechanikers ermittele.
Wie die Saab 91B Safir gewartet wurde und ob die Maschine eine Ölstandsanzeige im Cockpit hatte, ist unklar. Eine Stellungnahme wollte Dirk Kröger, Leiter der Verkehrsfliegerschule in Bremen, zu deren Flotte das abgestürzte Kleinflugzeug gehörte, nicht abgegeben. „Wir äußern uns, wenn der Abschlussbericht der Unfalluntersucher vorliegt.“ Die Bundesstelle rechnet mit einer Bearbeitungszeit von einem Jahr.