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Fridays for Future-Demo in Bremen Schweigen für Frieden, klingeln fürs Klima

Unter dem Motto "#PeopleNotProfit" zogen am Freitag Tausende Menschen durch die Bremer Innenstadt. Was sie forderten und warum die Teilnahme für Mitarbeiter der Umweltbehörde Arbeitszeit war.
25.03.2022, 19:10 Uhr
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Von Jürgen Theiner Lucas Brüggemann

Bremen stand am Freitag ganz im Zeichen des Klimaschutzes: Hier - wie auch an 300 anderen Orten in Deutschland - zogen Tausende Menschen im Rahmen der Fridays-for-Future-Demo unter dem Motto "#PeopleNotProfit" durch die Innenstadt und demonstrierten für mehr Klimaschutz. Die Veranstaltung fand im Zusammenhang mit dem zehnten globalen Klimastreik statt.

Zur Auftaktkundgebung am Morgen trafen sich laut Polizei etwa 600 Menschen auf der Bürgerweide. In Redebeiträgen forderten die Aktivisten Zeichen für die klimapolitische Wende. "Die Politik muss aufhören, den Profit Einzelner über die Allgemeinheit zu stellen", sagte ein Redner. Ein anderer Sprecher sagte, mit der Demo wolle man Druck auf die Politik ausüben: "Wir wollen klar machen, dass wir Demonstrierenden nicht ignoriert werden können." Die Demo-Teilnehmer forderten Klimagerechtigkeit, einen Ausstieg aus der Kohleenergie und den Erhalt des "Hambi" – des Hambacher Forstes, jenes Waldstück zwischen Köln und Aachen, das durch einen angrenzenden Braunkohle-Tagebau bedroht ist und für das sich Klimaaktivisten seit Jahren einsetzen.

Schweigeminute für Kriegsopfer

Auf der Bürgerweide versammelte sich eine bunte Menschenmenge: Grundschulklassen, Familien, ältere Menschen, Gewerkschaften und Organisationen wie der BUND und der Nabu waren vertreten. Plakate, Fahnen und Banner machten die Anliegen der Menschen sicht- und lesbar. Sie stellten Fragen nach Solardächern in Bremen oder machten klar: "Es gibt keinen Planet B". Viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen reihten sich mit ihren Fahrrädern in den Demonstrationszug ein und machten mit Klingeln lautstark auf sich aufmerksam. Zwischendrin waren auch vereinzelte Anti-Kriegs-Plakate und Solidaritätsbekundungen mit den Menschen in der Ukraine zu sehen. Als Zeichen für den Frieden legten die Teilnehmer eine Schweigeminute für die Opfer des Ukraine-Krieges ein.

Nach der Kundgebung vor der ÖVB-Arena setzte sich die Demo in Bewegung und marschierte über die Theodor-Heuss-Allee durch den Gustav-Deetjen-Tunnel, über den Breitenweg und die Bürgermeister-Smidt-Straße durch die Martinistraße zur Domsheide. Anschließend liefen die Demonstranten durch die Violenstraße, den Schüsselkorb, den Herdentorsteinweg wieder zurück durch den Gustav-Deetjen-Tunnel zur Bürgerweide. Dort fand die Abschlusskundgebung statt. Nach Angaben der Polizei liefen in der Spitze rund 3200 Menschen durch die Innenstadt. Im Vorfeld hatte man seitens der Polizei mit 5000 Teilnehmern gerechnet.

Behinderung für Autofahrer und BSAG

Autofahrer und Kunden der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) brauchten am Freitagvormittag starke Nerven. Wegen der Demo kam es zu Straßensperrungen entlang der Strecke. Die zentralen BSAG-Haltestellen am Hauptbahnhof und an der Domsheide konnten zwischenzeitlich gar nicht angefahren werden, Busse und Bahnen wurden entsprechend umgeleitet. Abgesehen von den Verkehrsbehinderungen kam es laut Polizei aber zu keinen nennenswerten Störungen während der Klima-Demo, die Stimmung sei friedlich gewesen.

Laut Fridays for Future sind am Freitag 220.000 Menschen in ganz Deutschland dem Demonstrationsaufruf gefolgt. Bei den größten Kundgebungen seien es in Berlin 22.000 Teilnehmer und in Hamburg mehr als 12.000 Demonstranten gewesen. Mit mehr als 1000 Aktionen weltweit protestierten Menschen mit Fridays for Future für Klimagerechtigkeit, Frieden und den schnellen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas.

Demonstrieren in der Arbeitszeit

An der Bremer Veranstaltung konnten Beschäftigte der Umweltbehörde während ihrer Arbeitszeit teilnehmen. Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) hatte ihre Mitarbeiter in einer dienstlichen Mail ausdrücklich dazu ermuntert. "Frieden und Klimaschutz haben für mich persönlich und unser Haus eine sehr hohe Priorität", hieß es in dem Rundschreiben. "Deshalb würde ich mich freuen, wenn möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ressorts sowie zugehöriger Dienststellen an der Demonstration am Freitag teilnehmen würden." Ausstempeln mussten die Behördenmitarbeiter für die Kundgebung nicht – was prompt die Kritik des Landesrechnungshofs hervorrief. "Die Wahrnehmung des Grundrechts auf Demonstrationsfreiheit ist eine Privatangelegenheit", sagte Präsidentin Bettina Sokol dem WESER-KURIER. Ihr Urteil: "Bezahlte Arbeitszeit mit privaten Tätigkeiten welcher Art auch immer zu verbringen, ist nicht zulässig."

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