Neustadt. Das kleine „Café Frida“ in der Pappelstraße ist bekannt für leckeres Frühstück, den Mittagstisch und Kuchen und Torten. „Hier gibt es den besten Cappuccino und immer sehr freundliche Bedienung“, hört man von den Gästen. Seit drei Jahren bereichert das Lokal die Neustadt. Der Name ist von der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo abgeleitet, dementsprechend farbenfroh ist die Einrichtung. Man sitzt gemütlich in angenehmer Atmosphäre und kann nebenbei auch noch Kunst genießen. An den Wänden gibt es regelmäßig wechselnde Bilderausstellungen. Diesen Sommer wurden die Räume umgestaltet und es gab einen Inhaberwechsel.
Oliver Otten hat das Geschäft von seiner Mutter Maike Otten übernommen und im Juli neu eröffnet. Die ehemalige Chefin bleibt aber als Angestellte dabei, denn vor allem ihr Talent als Bäckerin ist unverzichtbar. Der 29-Jährige hat einiges verändert, die Wände sind nun weiß gestrichen und eine neue Beleuchtung ist installiert. Jetzt ziert auch der blaue Aufkleber „Refill Bremen“ das Schaufenster. Unter dem Motto „Trinkwasser sollte für jeden Menschen frei zur Verfügung stehen“ gehört das Café Frida nun offiziell zu den „Refill Deutschland“-Stationen gehören. Das bedeutet, man darf hier kostenlos seine Trinkflasche auffüllen.
Seit Anfang November stellt der Stuhrer Künstler Rainer Schmidt zehn seiner Porträtzeichnungen im Café Frida aus. Sie sind noch bis Mitte Dezember dort zu sehen. Es sind größtenteils gerahmte Zeichnungen sowie zwei Ölbilder mit ethnischen Motiven. Rainer Schmidt zeigt hier vor allem Porträts von Menschen aus fremden Ländern: eine Frau aus der afrikanischen Republik Djibouti, eine Tibeterin oder ein japanisches Mädchen mit kunstvollen Blumen im Haar.
Die Ausstellung hat eigentlich keinen bestimmten Namen, aber diese Bilder sind Teile seiner Reihe „blau“, die – als wäre sie versehentlich versehrt – neben den akribisch gezeichneten Gesichtern großflächige Farbflecken zieren. „Zuerst ist die Farbe da“, sagt der 54-Jährige. Und die komme eher zufällig auf das Blatt, sei es durch Farbreste im Skizzenbuch oder einen unmotivierten Pinselstrich. „Ich verwerte alles, was ich auf Papier bringe.“ Die Sachen lägen dann eine Weile, entstünden parallel zu anderen und bei den detailreichen Zeichnungen auch oft mit viel Fleißarbeit.
Ein Motiv zieren 13 Ketten mit tausenden Perlen, jede entstanden durch eine winzige Handbewegung mit dem blauen Stift. „Das Gesicht ist manchmal gar nicht so wichtig bei den Bildern, sondern, was darum herum passiert“, sagt der gebürtige Bremer, der mit seiner Ausstellung quasi zurück zu seinen Wurzeln geht. Bevor er nach Stuhr-Brinkum zog, wohnte er lange Zeit in der Bremer Neustadt. „Das ist hier immer noch ein bisschen mein Kiez, alle paar Tage komme ich vorbei“, sagt er.
Die Gesichter von Menschen haben es Rainer Schmidt angetan. Er zeichnet, sei es mit den blauen texturstarken Stiften, mit Graphit, Kohle oder Öl, vor allem Porträts. „Ich male nur, was mich berührt“, sagt er, und das seien die Menschen, die Linien, der Ausdruck.
Schon in der Schule hatte er immer ein Skizzenbuch dabei und brachte Karikaturen seiner Mitschüler aufs Papier. Wenn er heute ein Gesicht zeichnet, dann beschäftigt er sich auch immer mit der Geschichte des Menschen und wählt Motive aus, die einen Bezug zum aktuellen politischen Diskurs haben. „Wenn ich die Afar-Frau aus Djibouti male, dann beschäftige ich mich mit der Geschichte und der Situation des Landes, um das Motiv zu verstehen“, sagt er.
Berührt hat den Stuhrer Künstler auch ein Bild von einem greisen Pärchen aus Afghanistan, die sich „voller Lebensfreude einen Kuss geben“. Versehen ist auch dieses Bild mit einem großen Farbfleck im – das liegt im Auge des Betrachters – Vorder- oder Hintergrund der Zeichnung. Seine künstlerischen Fähigkeiten für die detailreichen Zeichnungen erlernte er bei dem Bremer Künstler Dirk Mühlenstedt. Das erkennt man auch an seinen Werken, und dennoch tragen die Bilder von Rainer Schmidt eine ganz eigene Handschrift.
„Die Kunst ist für mich Leidenschaft und der beste Weg, mich auszudrücken“, sagt er. Dabei stehe die Kunst in seinem Leben ganz weit vorn. „Ich könnte eher auf andere Dinge verzichten, als auf die Kunst.“
Nach der Reihe „blau“ und der Ausstellung in der Bremer Neustadt arbeitet Rainer Schmidt bereits an seinem nächsten Projekt. Dazu porträtiert er berühmte Musiker, zum Beispiel Sid Vicious, den Bassist der Sex Pistols, für eine Ausstellung im Brodelpott in Walle.