Gras sprießt durch die Steinplatten der Stehplatztribüne. Bäume und Büsche bahnen sich langsam, aber unaufhaltsam ihren Weg. Aber im Stadion am Panzenberg in Bremen-Walle wird noch Fußball gespielt.
Fußball wie er einst war, so wie er die Herzen der Menschen erobert hat. Es ist einfach Fußball, der nichts zu tun hat mit dieser glänzenden Marketing-Maschinerie, wie sie in der Bundesliga zu finden ist. Fußball, der nichts mit Reisen in fernöstliche Länder zu tun hat, um neue Märkte für Werbung und Trikotverkäufe zu erschließen. Fußball, der einfach nur Fußball ist. 22 Spieler kämpfen um den Sieg und trinken am Ende noch ein gemeinsames Kaltgetränk.
Alle Höhen und Tiefen im Stadion erlebt
Das Stadion am Panzenberg ist seit mehr als 50 Jahren die Heimspielstätte des Bremer SV. Der Verein hat dort alle Höhen und Tiefen erlebt. Und ein Hauch dieses Geistes ist zu spüren, wenn man über den Rasen geht. Rechts ist die Stehplatztribüne. Direkt dahinter stehen die Häuser der Anwohner, die aus ihren zweiten Stockwerken wahre Logenplätze haben. Links ist die überdachte Tribüne. Selbstgebaute Lautsprecher und vollgesprühte Wände prägen die Szenerie. Am Dach der Tribüne prangt unübersehbar das Wappen des Bremer SV. Bei genauerem Betrachten fällt auf, dass dort oben ein Trampolin hängt. „Die Idee kam einem Spieler der Herren-Mannschaft“, sagt Stadionsprecher Franz Roskosch. Auch die rund 320 orangenen Sitzschalen haben die Verantwortlichen in Eigenregie angebracht, erzählt er. „Die sind von einem Verein aus Hamburg, die haben wir dort abgeholt und dann alle einzeln angeschraubt.“

Wildwuchs macht sich auf der Anlage breit.
Es sind Zeugnisse längst vergangener Zeiten, wie man sie im heutigen Fußball nur noch selten findet. Dort ist alles gleich, zumindest ähnlich. Kaum ein Spieler darf noch Ecken oder Kanten zeigen. Charakterköpfe wie Stefan Effenberg oder Oliver Kahn gehören der Vergangenheit an. Eine Vergangenheit, die hier am Panzenberg noch lebendig ist.
Hier wird einfach nur Fußball gespielt - aus Liebe zum Spiel und Sport. Genau diese Liebe ist es auch, die die Verantwortlichen des Bremer SV diese altehrwürdige Spielstätte am Leben erhalten lässt. Aber das ist nicht ganz einfach.
„Der Platz macht immer wieder Probleme, wenn es mal länger regnet, säuft die Tribünenseite ab. Dann können wir erst einmal eine Woche nicht spielen“, sagt der zweite Vorsitzende des BSV Fred Heise. „Hier war ja nach dem Krieg fast nichts mehr, dann wurde Schutt aufgeschüttet, dadurch läuft das Wasser schlecht ab.“ Daher trainiere auch nur eine Ü50-Mannschaft und einige Kinderteams des Bremer SV am Panzenberg. „Da wird der Rasen nicht ganz so in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Heise. „Die älteren Herren stehen das sogar wieder ganz gut platt“, fügt er lachend hinzu. Aber das sind bei Weitem nicht die einzigen Probleme des Stadions.
Keine DFB-Pokalspiele seit Jahren am Panzenberg ausgetragen
Franz Roskosch berichtet von den Regularien des DFB, die bestimmte Quadratmeterzahlen für die Kabinen der Schiedsrichter und der Mannschaften vorschreiben. Das kann der Bremer SV am Panzenberg aktuell nicht gewährleisten, sodass hier keine DFB-Pokal-Spiele ausgetragen werden dürfen. Und das schon drei Jahre in Folge. Die Bremer mussten jeweils umziehen und ihre Erstrundenspiele anderswo austragen. Weil ihr kleines Stadion dem Konzert der Großen nicht gerecht wird. Gegen Eintracht Braunschweig in der Saison 2014/15 zog der BSV auf Platz 11 am Weserstadion um, in der vergangenen Saison mussten sie gegen Eintracht Frankfurt im Sportpark am Vinnenweg in Oberneuland spielen. Und auch dieses Jahr konnten die Bremer gegen Darmstadt nicht zu Hause am Panzenberg spielen. „Die Darmstädter wollten unbedingt hier spielen, haben gesagt, macht das bitte unbedingt in eurem alten Stadion“, sagt Roskosch, aber es ging einfach nicht. So musste der Bremer erneut nach Oberneuland ausweichen.

Die Ränge haben schon fast historischen Charakter.
„So wie es jetzt ist, geht es am Panzenberg einfach nicht, zumindest wenn wir weiter kommen wollen“, sagt auch der Erste Vorsitzende des Bremer SV, Peter Warnecke. „Wir sind dabei einen Umbau voranzutreiben, wichtig ist uns, dass der Charakter erhalten bleibt“, betont er. Dazu soll die Stehplatztribüne umgebaut werden, sodass Spieler- und Schiedsrichterkabinen darunter Platz finden. Zusätzlich soll ein Zaun auf der Stehplatztribüne installiert werden, der die Fanlager im Bedarfsfall trennen kann.
Sportlich strebt der Bremer SV den Aufstieg in die Regionalliga an. Angesichts des ersten Tabellenplatzes in der Bremenliga und sieben siegreichen Spielen ist das sicher keine Utopie. Ein großes Aber bleibt dennoch. „Auch in der Regionalliga müssen Dinge wie Fantrennung erfüllt werden, dass ist aktuell noch nicht machbar bei uns.“ Was in der Bremenliga also bisher immer zugelassen war, ist dann in der Regionalliga nicht mehr möglich. Und das obwohl beim BSV noch nie Probleme mit Fangruppen gehabt habe. „Ich musste höchstens mal unsere Fans zu Vernunft rufen, wenn der Gegner doch mal beleidigt worden ist“, sagt Roskosch.
Ein Umbau des Stadions sei aber nicht ganz einfach, denn das Gelände müsse erst von der Stadt gekauft oder gepachtet werden, erklärt der 2. Vorsitzende Fred Heise. Aber das dauert eben seine Zeit, ein Problem sei dabei, dass es kaum Pläne vom Stadion gebe, was den Verlauf von Wasserkanälen angeht. Solange solche Probleme im Wege stehen wird am Panzenberg nichts umgebaut, die Pflanzen werden weiter wuchern – und es wird auch trotzdem weiter Fußball gespielt.