Der Stadtkirchentag in Bremen vom 16. bis 18. September wirft seine Schatten voraus: 24 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche, die acht katholischen Gemeinden, vier orthodoxe, drei internationale Gemeinden und auch drei Freikirchen beteiligen sich an der ökumenischen Aktion „Staffel der Gastfreundschaft“(wir berichteten). Sie soll die Gemeinden einander näher bringen – abseits vom Gemeindealltag oder bisherigen Formen bestehender Zusammenarbeit.
Eine der ersten Begegnungen im Vorfeld des Stadtkirchentages gab es in der Epiphaniasgemeinde in der Neuen Vahr. Sie empfing jetzt eine Delegation der Kirchengemeinde Horn. Das Los hatte im Vorfeld entschieden, welche Kirchengemeinde einlädt und welche Gemeinde Gast ist.
Wegen der großen Resonanz laufen die Treffen im Zuge der „Staffel der Gastfreundschaft“ teilweise parallel; zumal jede Gemeinde einmal Gastgeber und einmal Gast sein soll. Eine weitere Teilnahmebedingungen ist, dass die ausgelosten Begegnungen innerhalb von zwei Wochen sein sollen. „Spontanität und Gastfreundschaft zu erleben, kann zum Glanzpunkt im verplanten Gemeindealltag werden“, hatte Ottmar Hinz bei der Auftaktveranstaltung im Kapitel 8 gesagt. Der Referent im Evangelischen Bildungswerk Bremen hat die Aktion mit seinem katholischen Kollegen Johannes Gebbe entwickelt.
„Wie viele sind wir?“, fragt sich nun Martin Gossens, Pastor der Epiphaniasgemeide, als Pastorin Heike Wegener mit Pilgerstab und der Delegation aus Horn eintrifft. Im Epi-Café werden Tische zusammengerückt, damit die insgesamt zwölf Interessierten alle beisammen sitzen können. Bei diesem Treffen sollte etwas anderes im Mittelpunkt stehen als die jeweiligen Gemeinden und Kirchen, hatten sich wohl beide Gemeindedelegationen gedacht.
Nicht jeder am Tisch füllt ein Kirchenamt aus. Aber alle teilen Neugier auf die zugeloste Kirchengemeinde. Das wird während der Vorstellungsrunde bei Cappuccino und Milchcafé zu mitgebrachtem Blechkuchen deutlich. Heike Wegener ist seit 2003 Pastorin in Horn und sie bedauert, dass ihr Kollege wegen des Konfirmandenunterrichts nicht mitkommen konnte. Martin Gossen kam vor wenigen Jahren aus Afrika zurück und im September 2013 zur Epiphaniasgemeinde. Antje Fahrenholz ist Küsterin in Horn und war zuvor Mitglied der Epiphaniasgemeinde. Die Kirchenmusiker Birgit Temps (Epiphanias) und Tobias Spenke kennen sich von Vertretungen und durch gemeinsame Projekte.
Nach dem „who is who“ geht es ins Kirchenschiff. „Wir haben etwas weniger als 2000 Mitglieder, aber ganz viel ehrenamtliche Mitarbeit und Spenden“, erzählt Pastor Martin Gossen den Gästen. Allein beim Start des Epi-Cafés seien 60 Freiwillige für Öffnungszeiten eingeteilt worden. Zum Vergleich: Die Horner Gemeinde hat über 5000 Mitglieder und zwei Pastoren.
Dann wendet er sich dem Taufstein am Eingang der Kirche zu. „Als Symbol für den Lebensanfang“, erklärt Gossens. Als Besonderheiten preist er das Fensterbild über dem Altar, das neuerdings von außen angestrahlt wird und eine Gemeinschaft von Menschen in einem Boot bei stürmischer See darstellt, und die 1961 durch die Firma Alfred Führer erbaute Orgel, die an der Wand hängt und nicht wie üblich auf eine Empore gehoben wurde.
Weiter geht’s in den Veranstaltungssaal. „Hier übertragen wir alle Werder-Fußballspiele“, erzählt Martin Gossens. Ihre Horner Gemeinde nutze eine Villa im Park – mit Kamin und Delfter Fliesen – für Veranstaltungen, sagt daraufhin Pastorin Heike Wegener.
Lebendiges Gemeindezentrum
Anhand einer Foto-Show erklärt Manuela Brocksieper, Koordinatorin für Ehrenamtsarbeit in Epiphanias und selbst tatkräftige Freiwillige, den letzten Umbau des Gemeindezentrums. Sie geht auch auf den Kita-Bereich, die Nähe zu Flüchtlingsunterkünften und gewährtes Kirchenasyl ein. Ausstellungen in Fluren, Musikveranstaltungen im Saal mit Bühne – das ganze breite Spektrum spricht aus Besuchersicht für ein lebendiges Gemeindezentrum.
„Ja, unser Glaskasten“, nimmt Thomas Frietsch neugierige Besucherblicke zum Anlass für eine kurze Erklärung. „Der ist Gold wert. Wenn ich hier sitze und arbeite, kann ich jeden begrüßen, der eintritt. Nur manchmal, wenn ich mich konzentrieren muss, sehe ich weg“, sagt der Epi-Koordinator. „Aber den direkten Kontakt in die Gemeinde möchte ich nicht mehr missen“.
Nun wird es offiziell: Markus Lund, der beim Stadtkirchentag mitarbeitet, stellt die hölzerne Losschatulle auf und zelebriert die Staffelübergabe. Die Horner Gemeinde hat an dem Pilgerstab ein Band mit biblischen Worten befestigt. Nun dürfen die Epiphanier ein Zeichen der Begegnung anbringen, bevor sie den Stab bei ihrem Auswärtsbesuch weitergeben. Denn jeder Stab soll davon zeugen können, wo er gewesen ist.
Das Los für Epiphanias fällt auf die Kirchengemeinde Arsten-Habenhausen als Besuchsziel. Aber auch für die bei der Auslosung anwesenden Grüppchen steht fest: „Wir sehen uns wieder.“
Die vier Pilgerstäbe aus hellbraunem Esskastanienholz, entrindet, glatt geschliffen und wasserfest gewachst, die bei der Staffel der Gastfreundschaft nun durch 42 Bremer Gemeinden als Symbol christlicher Gastfreundschaft weitergereicht werden, können beim Abschlussgottesdienst des Stadtkirchentages angesehen werden.