Tanja Nadolny hat die Vielzahl der Stationen, die sie während ihrer Hotel- und Gastrokarriere durchlief, aufgezählt. Nun sind wir bei dem Teil angelangt, der den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere markiert: der Geschichte, wie die 35-Jährige dazu gekommen ist, das Teestübchen im Schnoor zu übernehmen.
„Ich hatte mich eigentlich für einen Job beworben“, sagt sie. „Dann sagte sie auf einmal, dass sie zum ersten Mal ihre Nachfolgerin sehe.“ Nadolny war baff. „Wir haben uns gefunden“, reflektiert sie heute den schicksalhaften Moment, welcher der ehemaligen Inhaberin Jutta Gaeth eine Erbin und ihr selbst ihre erste Gastronomie brachte. Seit einigen Monaten ist der Generationenwechsel vollzogen.
„Wir möchten einem das Gefühl geben, dass man kommen kann, wie man ist“, fasst sie ihr Selbstverständnis zusammen. Ich kenne eine Person, die ihr diese Philosophie vollends abnimmt: meine Mutter. Dem Gebot der Elternehre folgend, könnte ich nun in die Tasten hauen. Doch der Wahrheit verpflichtet sind mir beim bestellten Curry (11,80 Euro) leider die Worte gebunden. Der Basmati-Reis ist grundsolide. Die fruchtig-süßliche Currysauce ist fein püriert, pikant, aber in Summe etwas fad. Dem Hähnchen begegne ich vom ersten Bissen an mit Argwohn: unterwürzt und für mich leider mehr als etwas zu trocken.
Probiert und empfohlen
Danach probieren wir einen der Hausklassiker: Flammkuchen. Auf Empfehlung von Nadolny entscheiden wir uns für die Variante „Raffiniert“ (11,90 Euro) mit Birnen, Ziegenfrischkäse und Aprikosendressing, die wie alle Flammkuchen aus Dinkelmehl gebacken sind. Das cremig-fruchtige, auf knusprig dünnem Boden ausgetragene Tête-à-Tête ist ein perfekter Begleiter zu meinem Roséwein und kann jeden, der Ziegenkäse mag, nur überzeugen. Ebenso wie der knackig-frische Beilagensalat.
Es folgt die Zitronen-Baiser-Torte (3,90 Euro). Das Spiel der Konsistenzen ist ebenso harmonisch, wie die Säure der Zitrone in Szene gesetzt wird – als klare Note, gerade so, dass sie nicht zu streng, sondern angenehm wirkt. Nadolny formuliert für uns beide das Fazit: "Eine erfrischende Sommertorte. Man hat danach nicht das Gefühl, dass man fertig ist. Und man kann noch fröhlich in der Stadt weitershoppen."