Alfred Hedeler bietet seit rund 50 Jahren Kutschfahrten für zahlreiche Anlässe an. Jeden Tag ist der 76-Jährige bei seinen Pferden. Sie stehen im Stall eines ehemaligen Gutshofs in Beckedorf.
Taddens und Tarins kraulen sich die Mähnen. Alfred Hedeler steht daneben und beobachtet seine Pferde. „Die brauchen das, dann sind sie zufrieden“, sagt er, während er die Boxen zum täglichen Ausmisten vorbereitet. Eigentlich lässt Alfred Hedeler seine Tiere währenddessen heraus aus dem Stall ins Geläuf dahinter. Doch der Frost und das Tauwetter haben dafür gesorgt, dass dort alles unter Wasser steht.Die Tiere scheint es nicht zu stören, im Gegenteil. Sie machen einen ruhigen Eindruck. Jedem menschlichen Gast strecken Granora, Tango, Hardy, Terano, Tarins und Taddens neugierig ihre Köpfe entgegen. Es könnte ja etwas zu fressen geben. Doch der Besucher hat nichts dabei. Die Leckerei in Form eines Apfels gibt es dafür von Alfred Hedeler. Jeden Tag ist der 76-Jährige bei seinen Tieren. Sie stehen im Stall eines ehemaligen Gutshofes in Beckedorf an der Sandfurther Straße.
Drei Schimmel und drei Noriker, eine alte österreichische Kaltblut-Rasse, besitzt Alfred Hedeler. Es sind eine Stute und fünf Wallache. Alfred Hedeler reitet seine Tiere aber nicht, sondern spannt sie vor seine Kutschen. Entweder geht es mit Freunden selbst hinaus in die Region zu Ausflügen mit drei oder vier PS oder Alfred Hedeler macht anderen Menschen mit seinen Gespannen eine Freude. Er wird für Hochzeiten genauso gebucht wie für Geburtstage, Junggesellen-Abschiede, Kohlfahrten, Betriebs- und Vereinsausflüge.

Alfred Hedeler steckt seinem Pferd im Stall einen Apfel zu. Drei Schimmel und drei Noriker, eine alte österreichische Kaltblut-Rasse, besitzt er.
Ein weißer Landauer, Baujahr 1887, eine Coupé-Kutsche, ein Landratswagen, eine Wagonette, das ist eine offene, gefederte Kutsche, ein Bauernwagen, eine Arztkutsche und diverse Kremserwagen sind Alfred Hedelers ganzer Stolz. Eine Augenweide sind sie obendrein. Kein Wunder also, dass Alfred Hedeler auch zu besonderen Ereignissen immer wieder angefragt wird. Zuletzt lieferte er wie in früheren Zeiten bei der Wiedereröffnung der Union-Brauerei Bier von Walle in die Bremer Innenstadt. Und als Henning Scherf als Bremer Senatspräsident und Bürgermeister abdankte, ging es mit der Coupé-Kutsche vom Rathaus zum Empfang. Im Januar 2003 spannte er seine Pferde im Bürgerpark gar vor einen Schlitten, nachdem er dort jahrelang ebenfalls mit seinen Pferden und Kutschen im Einsatz war.
Auch die Pferdefans aus dem eigenen Verein, dem Reit-Club „General Rosenberg“, sind von Alfred Hedelers Kutschen begeistert. Beim diesjährigen Reiterball haben er und sein Bruder Harry zum zweiten Mal nach 2015 eine Tradition wieder aufleben lassen, die es bis vor 35 Jahren schon einmal gab: Beide sind in Frack und Zylinder mit der Coupé-Kutsche am Hotel Strandlust in Vegesack vorgefahren. „Stilvoll wie sich das gehört“, sagt Alfred Hedeler schmunzelnd, „mit der Coupé-Kutsche sind die feinen Herrschaften schon vor mehr als 100 Jahren zum Ball gefahren.“
Gespanne und Tiere sind ein fester Bestandteil von Alfred Hedelers Biografie. „Mein erstes Gespann waren zwei Ziegenböcke“, erinnert er sich. Damals, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, musste er alle zwei Tage in Blumenthal von Haus zu Haus ziehen und nach Kartoffelschalen für die Tiere der Familie fragen. Hintergrund: Der Großvater hatte ein alteingesessenes Fuhrgeschäft. Die Pferde waren am Sattelhof untergebracht. Alfred Hedeler und seine fünf Geschwister wohnten im Haus Blomendal in Blumenthal unweit der Landesgrenze zu Beckedorf. „Wir hatten immer schon Tiere“, erinnert sich Alfred Hedeler.
„Trümmer gab‘s ja genug“
Bei seinen beiden Ziegenböcken sollte es dann auch nicht lange bleiben. Bereits mit sechs Jahren bekam er sein eigenes Pony und musste Alteisen sammeln. Das sei ein einträgliches Geschäft gewesen, erinnert sich Alfred Hedeler: „Trümmer gab‘s ja genug.“ Positiver Effekt: Nach einem halben Jahr konnte sich der kleine Alfred sein erstes eigenes Fahrrad kaufen. Doch von Ponys und Pferden ist er nie wieder losgekommen.
So lieferten sich Alfred Hedeler und einige andere Mitglieder von „General Rosenberg“ in den 50er-Jahren Ponyrennen auf der Schwaneweder Anlage. Doch ihnen sei es damals nicht um Sieg oder Niederlage gegangen, sondern ums Dabeisein. „Jeder bekam eine Tafel Schokolade“, freut sich der Kutscher noch immer über das Vereinsleben zu Beginn des westdeutschen Wirtschaftswunders.
Mit den Kutschen ging es Mitte der 1960er-Jahre los. „Es ist immer Hobby und Leidenschaft gewesen“, sagt Alfred Hedeler, der von Beruf Malermeister ist und viele Jahre im Bereich Brandschadensanierung gearbeitet hat. Als er mit 63 Jahren in den Vorruhestand ging, baute er sich auf dem Grundstück an der Aumunder Heide in Vegesack eine Remise für seine Fahrzeuge – und freut sich jeden Tag über seine Tiere und seine Kutschen.