Im Sport, in der Kultur, bei der Freiwilligen Feuerwehr, im sozialen Bereich und in vielen anderen: Ohne freiwilliges Engagement würde es eine Reihe von Angeboten nicht geben. Bremen belegte zuletzt 2014 mit einer Quote von 42,3 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die neben Arbeit und Familie Zeit für andere aufwenden, den Spitzenplatz der Länder. Im Jahr 2019 lag die Zahl der ehrenamtlich Tätigen über 14 Jahre laut dem aktuellen Freiwilligensurvey des Bundesfamilienministeriums bundesweit bei knapp 29 Millionen, das bedeutet eine Quote von knapp 40 Prozent.
Wie steht es um das ehrenamtliche Engagement der Bremerinnen und Bremer? Welche Unterstützungen der öffentlichen Hand sind da, wo sind Lücken? Diese und andere Fragen werfen die Fraktionen von Grünen, SPD und Linken in einer Großen Anfrage an den Senat auf. "Unser Ziel ist es, einen Überblick über die Situation zu bekommen", sagt Grünen-Fraktionschef Björn Fecker zum Anlass der Anfrage – wenn auch vor dem Hintergrund, dass die Pandemie den Blick auf die Lage erschwert.
Der Koalition geht es aber auch um die Haltung der Politik gegenüber dem Ehrenamt. Andere Bundesländer, darunter Berlin, Baden-Württemberg und Hessen, haben Ehrenamts- oder Engagementstrategien mit Handlungskonzepten verabschiedet. Wie steht der Senat dazu? "Wir wünschen uns einen offenen Dialog darüber, ob Bremen eine solche Strategie auch helfen könnte", sagt Fecker. "Ehrenamtliches Engagement wird oft als Selbstverständlichkeit wahrgenommen, es ist aber nicht selbstverständlich. Es braucht Anerkennung."
Eine Form der Anerkennung ist die Ehrenamtskarte, die Vergünstigungen in verschiedenen Bereichen bietet. Voraussetzung sind mindestens 250 Stunden Freiwilligenarbeit pro Jahr und deren Ausübung seit mindestens drei Jahren. Aus Sicht der Fraktionen könnte eine Lockerung der Voraussetzung auf ein Jahr nachgewiesenes Engagement die Attraktivität von Freiwilligenarbeit steigern, ebenso die Ausweitung des Personenkreises oder der Gültigkeit der Karte auf das ganze Bundesgebiet.
Ein Aspekt, der sich durch die Pandemie beschleunigt hat, ist die Veränderung der Arbeitswelt. "Ohne Empathie der Arbeitgeber geht es nicht", sagt Fecker. "Die Freiwillige Feuerwehr zum Beispiel ist darauf angewiesen, dass Arbeitgeber ehrenamtliches Engagement unterstützen." Entsprechend stellt sich für die Koalitionäre die Frage, ob es neben flexiblen Arbeitszeitmodellen und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht auch solche geben sollte, die die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Beruf fördern. "Ehrenamtlich zu arbeiten, bedeutet ja auch, sich persönlich weiterzuentwickeln", sagt Fecker. "Viele Menschen sammeln dabei Führungserfahrungen oder lernen, Projekte zu organisieren."