Weil der Bremer Senat in der Corona-Krise mit einem Anstieg der häuslichen Gewalt rechnet, hat die Landesregierung Hotelzimmer angemietet und so die Zahl der Notfallplätze im Land für Frauen und Kinder um 31 erhöht. „Frauen sind von der aktuellen Situation besonders betroffen und leiden darunter. Wir bieten jetzt weiteren Frauen die Möglichkeit einer sicheren Unterbringung sowie Unterstützung“, erklärte Claudia Bernhard (Linke), Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz.
Am Dienstag sprach Bernhard auf der Pressekonferenz des Senats von einer „leichten Erhöhung“ der häuslichen Gewalt am Beginn der Corona-Krise. Bei diesem leicht gestiegenen Niveau sei es in den vergangenen Wochen geblieben. Gleichzeitig geht sie bei den Gewalttaten von einer Dunkelziffer aus. In einer separat verbreiteten Pressemitteilung verweist der Senat darauf, dass in der aktuellen Polizeistatistik noch kein Anstieg der häuslichen Gewalt zu verzeichnen ist.
Die bisher verfügbaren Plätze in den Frauenhäusern in Bremen und Bremerhaven sind laut Bernhard „ausgebucht“. Hintergrund sind auch die Vorkehrungen zum Infektionsschutz, wodurch die Häuser nicht mehr so dicht belegt werden dürfen. 26 der neu geschaffenen Plätze entfallen auf Bremen, fünf auf Bremerhaven. „Wir sind vorbereitet“, versicherte Bernhard.
Corona-Ambulanzen: Lage entspannter
Als Gesundheitssenatorin konnte Bernhard davon berichten, dass sich die Arbeit in den Corona-Ambulanzen entspannt. „Der Großteil spielt sich in der Anlaufstelle in den Messehallen ab. Am Klinikum Ost ist die Lage überschaubar“, sagte sie. Dennoch wolle man die Infrastruktur aufrechterhalten, weil sich die Lockerungen der Corona-Regeln noch auswirken könnten. Deutlich gesteigert habe man sich bei den Nachlieferungen von Schutzausrüstungen wie Masken. Hier lägen die Zahlen mittlerweile im fünfstelligen Bereich.
Die Lage in den Pflegeeinrichtungen entspannt sich laut Bernhard teilweise, fünf Einrichtungen seien wieder rehabilitiert. Trotzdem seien die dort lebenden Senioren weiterhin die wichtigste Risikogruppe. „Es finden tägliche Begehungen statt. 41 Einrichtungen befinden sich in präventiven Beratungen“, sagte die Senatorin. Das Gesundheitssystem der Hansestadt kümmert sich derzeit nicht nur um Bremerinnen und Bremer. Für die Versorgung von Patienten aus dem Ausland stehe Bremen auch in Zukunft zur Verfügung, betonte Bürgermeister und Senatspräsident Andreas Bovenschulte (SPD).
Bovenschulte äußerte sich auch dazu, wie er Bremen nach der Lockerung der Corona-Regeln erlebt hat: „Es ist unbestreitbar, die Stimmung hat sich geändert.“ Grundsätzlich ist für den Bürgermeister dagegen nichts einzuwenden, dennoch mahnte er, den Verstand einzuschalten. „Dann wird es möglich sein – so ist meine Überzeugung – dass wir das Infektionsgeschehen im Griff halten und weitere Schritte gehen.“
Parteigenosse und Innensenator Ulrich Mäurer hatte mit dem Ordnungsamt am Montag erste Erkenntnisse gesammelt, wie die Öffnung der kleineren Geschäfte läuft. „Der Einzelhandel ist das fantasievoll angegangen. Das können wir als erfolgreiche Sache mitnehmen“, sagte der Senator. Mit der Einhaltung des Abstandsgebots hätten die Mitbürger aber Probleme. In der Straßenbahn oder an der Ampel vergäßen diese Regel manche. „Insgesamt sind die Maßnahmen sinnvoll“, meinte der SPD-Politiker.