Ein Food Hub für Bremen. In der neuen Hanse Kitchen können von nun an regionale Start-ups an zwei Standorten ihre Ideen weiterentwickeln, Produkte herstellen und am Marketing feilen. Bei der Eröffnung im Restaurant Beck'stage in der ÖVB-Arena erklärt Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, am Mittwoch, was sich hinter dem aus den USA stammenden Begriff verbirgt: "Ein Zentrum, das eine Infrastruktur zur Produktion, Lagerung und Vermarktung von innovativen Ideen in der Nahrungsmittelbranche schafft."
In der Gewerbeküche des Beck'stage könne die vorhandene Ausstattung samt Kombidämpfer und Riesenkessel verwendet werden, um Produkte in größeren Mengen herzustellen, sagt Christian Holz, Projektleiter von Hanse Kitchen. Die Küche werde tageweise vermietet und bereits von fünf Start-ups genutzt. Am zweiten Standort – im Food Studio in einer alten Schnapsfabrik auf der anderen Weserseite – können Gründer und Gründerinnen ihre Rezepte und Produkte austüfteln. Dort gebe es auch ein Fotostudio sowie eine Küchenausstattung, mit der die Produkte ins rechte Licht gesetzt werden können. Das Studio könne ab einer Dauer von drei Stunden gebucht werden. Außerdem ermöglichen gemeinsame Arbeitsplätze, dass hier mehrere Start-ups gleichzeitig aktiv sein und sich austauschen können.
Vom Hofladen zum Start-up
Sandra Malcherek besitzt einen kleinen Hofladen. Bisher hat sie ihr neustes hausgemachtes Produkt, einen Ingwersirup, in einer kleinen Lebensmittelküche hergestellt. "Ich konnte nur im kleinen Stil produzieren, deswegen habe ich nach einer Produktionsstätte gesucht, in der ich mehr entwickeln kann", sagt Malcherek. Mittlerweile produziert sie in der geräumigen Gewerbeküche alle zwei Wochen rund 600 Flaschen "Ginger o Ginger"-Sirup. Im Beck'stage kann sie die großen Kessel und einen Gemüseschneider nutzen, der 100 Kilogramm Ingwer pro Stunde zerkleinert. "Das ist für mich genau richtig, um größer zu produzieren ohne mir direkt eine riesige Produktionsmaschine zulegen zu müssen."
Christian Holz hat diese Problematik bei Food-Start-ups erkannt. Neben den allgemeinen Schwierigkeiten, wie eine ausreichende Finanzierung oder das Erstellen eines Businessplans, gehe es bei Nahrungsmitteln auch immer um eine geeignete Produktionsstätte. "Es ist häufig schwierig, eine gewerblich zugelassene Küche zu finden, in der nach geltenden Hygienevorschriften produziert werden kann. Das ist wichtig, damit die Produkte nachher in der Verkauf gehen können", sagt der Projektleiter.
Während der Eröffnung wurden Auberginenhäppchen mit Walnusscreme gereicht. Ein georgisches Gericht, das zum Repertoire von Nina Orjaneli gehört. Sie nutzt die professionelle Ausstattung des Food Hubs für ihre Gewürz- und Nussmischungen. "Meine Mengen werden größer, deswegen brauche ich einen großen Arbeitsplatz", sagt Orjaneli. Auch das Fotostudio in der Neustadt hat sie schon mit Begeisterung genutzt.
Bremer Produkte stärken
Dass es in Bremen nun ein Food Hub gibt, hängt laut Wirtschaftssenatorin Vogt mit der Tradition als Lebensmittelstandort zusammen. Mit rund 10.000 Beschäftigten sei es heute die zweitstärkste Branche der Hansestadt. Hopfenfänger-Bier oder Union-Kaffee sind Produkte, die längst einen Standard in den Supermarktregalen ausmachen. "Bremer Produkte, gerade von Neugründern, brauchen keinen überregionalen Vergleich zu scheuen", sagt Vogt. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, welch starker Standort Bremen ist." Die Wirtschaftssenatorin geht von sieben Neugründungen bis Ende 2022 aus sowie von zahlreichen neu geschaffenen Arbeitsplätzen.
Von der ersten Branchenanalyse an der Universität bis zur Eröffnung der Hanse Kitchen sind rund fünf Jahre vergangen. Ursprünglich war ein einziger Standort für das Food Hub im Großmarkt geplant. Vogt kündigt an, dass die Zusammenlegung der beiden Standorte in der Überseestadt Ende 2022 kommen soll. Am Großmarkt konzentriere sich die Nahrungsmittelbranche, sodass Start-ups dort die notwendige Infrastruktur an einem Ort vorfinden könnten. Es sei wichtig, eine "interne Atmosphäre" für die Lebensmittel- und Genussbetriebe herzustellen.